Geschrieben am 22. September 2012 von für Crimemag, Film/Fernsehen, Spotlight, die TV-Kritik

Spotlight/DVD: Death in Paradise

Patchwork

– Im (post-)modernen Medienbaukästchen sind so viele Teilchen drin, die man nur noch immer wieder neu und verschieden zusammensetzen muss. Das kann schiefgehen, muss aber nicht. „Death in Paradise“ ist ein eher geglücktes Beispiel für eine unterhaltsam zusammengeschraubte Serie. Anna Veronica Wutschel hat sie amüsiert angeschaut …

Eine neue Serie muss her, originell und spannend soll sie sein. Das ist gar nicht so simpel im übervollen Krimi-Serien-Land. Die Macher von „Death in Paradise“ entschieden sich für das übliche Verfahren: Recyceln und Sampeln, was sich bewährt hat, und dem Neuen ein eigenes Flair erschaffen. Man nehme eine Art Inspector Barnaby, verpasse ihm die geniale Kombinationsgabe eines Meisterdetektivs à la Hercule Poirot und setze diesen begnadeten Ausnahme-Polizisten auf ein kleines Eiland mitten in der Karibik. Der zu erwartende Kulturschock – ein steifer, very british(er) Gentleman strandet auf einer Karibikinsel, die zudem noch lange Zeit unter französischer Flagge stand, bietet unzählige Möglichkeiten, alle gängigen gegensätzlichen Klischees aufzufahren. In dieser Hinsicht fassen die Produzenten der Serie ausgelassen ins Volle und bedienen sich aller Karibik-Feeling-Bacardi-Bounty-Stereotypen, als drehten sie einen Werbespot.

Mürrisch am Strand …

Selbstverständlich ist Detective Inspector Richard Poole (Ben Miller) bei seiner Ankunft auf der fiktiven Insel Saint Marie nicht nur äußerst reserviert, sondern scheint vor allem absolut immun gegen eben diese Verführungen. Mit picobello gewienerten Schuhen, in Anzug und Krawatte, stapft er missmutig den Palmenstrand entlang und schwitzt. Sein neues Team erscheint ihm unqualifiziert, amateurhaft gar und vor allem dem nonchalanten Müßiggang zugetan. Selbst die Ausrüstung, die abgängigen Experten, die inexistenten technischen Mittel treiben Poole in den Wahnsinn. Und auch sein idyllisches Strandhäuschen, durch das ein Baum wächst und das er sich mit einem Gecko teilen muss, kann Poole nicht begeistern. Da natürlich auch noch sein Gepäck bei der Fluggesellschaft verloren gegangen ist, tut Poole das, was er am besten kann: Er stürzt sich in die Arbeit.

In der ersten Staffel von „Death in Paradise“ löst DI Poole an der Seite seiner äußerst attraktiven Kollegin Camille (Sara Martins) acht Fälle in bester verrätselter Cozy-Whodunit-Tradition. Exakte Beobachtung, logische Schlussfolgerung und die altbewährte Devise: Mittel, Motiv, Gelegenheit ermöglichen es, dass Poole nach einer knappen Stunde stets den Mörder seiner gerechten Strafe zuführen kann. Und dies geschieht ebenfalls ganz old-fashioned im Kreise aller noch lebender Verdächtiger mit aufschlussreichen Rückblenden.

Ein bisschen Voodou muss schon …

Gleich im ersten Fall löst Poole souverän ein klassisches ‘locked room mystery’. In den übrigen Episoden nimmt er sich einer harpunierten Braut, seltsamen Prophezeiungen, etwas Voodou und anderen höchst komplizierten Mordfällen an. Insgesamt soll sich die Weisheit seiner eigenwilligen, auf Saint Marie urlaubenden englischen Kollegin bestätigen: Wenn es nicht um Sex geht, geht es ums Geld. Wenn es nicht ums Geld geht, geht es um Sex. So einfach kann es sein, wären die Fälle nicht so enorm verzwickt.

Sara Martins spielt überaus apart die heißblütige, einheimische Schönheit und Ben Miller weiß hervorragend den britischen Snob zu geben, der sich im Urlaubsparadies einfach nicht wohlfühlen will. Wer von den düsteren Seiten des Lebens unbehelligt einige fröhlich verschroben, verdrehte Mordfälle mit verschärftem Karibik-Flair aufgepuzzelt haben möchte, ist auf Saint Marie genau richtig. Der wunderbare Titel-Sound „You’re wondering now“, den man hier im Original hören kann, macht auf alle Fälle gute Laune!

Anna Veronica Wutschel

Death in Paradise. 4 DVDs. Studio: Edel Motion. Laufzeit: 436 Minuten. Darsteller: Ben Miller, Sara Martins, Danny John-Jules, Gary Carr, Don Warrington, u. a. Regie: Charlie Palmer, Roger Goldby u. a. Erscheinungstermin: 2012. Produktionsjahr: 2011. Sprache: Deutsch, Englisch. FSK: 12 Jahre. Preis: 29,99 Euro.

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