Geschrieben am 1. August 2021 von für Crimemag, CrimeMag August 2021

non fiction: kurz

Aus Gay Talese, Phil Stern: Frank Sinatra Has a Cold © Taschen

Alf Mayer (AM), Hans Helmut Prinzler (hhp) und Thomas Wörtche (TW) über:

35 Millimeter (Nr. 42): Schwerpunkt: Vom Stummfilm zum Tonfilm
Will Francis: Movie Cocktails: Coole Drinks aus legendären Filmen
Jörn Glasenapp (Hg.): Kontinuität im Wandel. Begegnungen mit dem Filmemacher Wim Wenders
Philip Jodidio: Contemporary Japanese Architecture
Thomas Koebner: Inseln
Bernd Schuchter: Gustave Courbet und der Blick der Verzweifelten
Alexis von Mirbach, Michael Meyen (Hg.): Das Elend der Medien
Mats Schönauer, Moritz Tschermak: Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet
Gay Talese, Phil Stern: Frank Sinatra Has a Cold
Stefan Volk: Skandalfilme
Hanns Zischler: Berlin ist zu groß für Berlin

Abseits der Trampelpfade

(TW) Die kleinen, gehaltvollen Essay-Bändchen des Innsbrucker Intellektuellen Bernd Schuchter, das über Jacques Callot etwa oder das über Julien Offray de La Mettrie, machen immer Freude, wenn man sich ein bisschen in der europäischen Kulturgeschichte abseits der Trampelpfade auskennt.  Jetzt also Gustave Courbet (1819 – 1877), der Maler, der mit „L’Origine du Monde“ sowohl ein Manifest des „Realismus“ (ein Gemälde, das die Relationalität des Begriffs sehr schön auf den Punkt bringt) als auch einen Skandal in seiner Zeit („Sudelbrei“, schrieb der FIGARO über seine Arbeit) produzierte, den man aber nicht auf dieses eine Stück reduzieren darf. Schuchter setzt Courbet in die politischen Kontexte seiner Zeit, die 48er-Revolution und dann die Pariser Commune von 1870/71, in denen Courbet als Künstler politisch agierte.  Besonders seine Freundschaft mit Pierre-Joseph Proudhon steht hier im Fokus, und damit auch eine einlässliche Interpretation von „Pierre-Joseph Proudhon et ses enfants“. 

Weil er während der Barrikadenkämpfe im März 1871 als „Beauftragter für Kunstangelegenheiten“ der Commune den Abriss der Colonne Vendôme veranlasste, wurde er später von einer rachsüchtigen Reaktion ins Exil getrieben und finanziell ruiniert.   

Schuchter lässt am Ende Courbet grübeln: „Ihm ging es um alles. Nicht nur um seine Kunst. Die Welt durfte nicht länger gleichgültig bleiben gegenüber den wahren Problemen. Ging es nicht um Erkenntnis, um Wahrheit? Warum nur, dachte Courbet, sah niemand einen Sinn darin, glücklich zu werden?“ Ja, warum nur?

Bernd Schuchter: Gustave Courbet und der Blick der Verzweifelten. Braumüller Verlag, Wien 2021. 126 Seiten, 18 Euro.

Triumph des New Journalism

(AM) Bislang war dieses Buch nur als signierte Collector’s Edition veröffentlicht, jetzt endlich ist es in einer erschwinglichen Ausgabe erhältlich. Der hervorragend illustrierte Band bietet aucht Notizen und Briefen aus den Archiv von Gay Talese sowie Bilder von Phil Stern, dem einzigen Fotografen, der Sinatra über vier Jahrzehnte hinweg begleitet hat. Eine fulminant illustrierte Ausnahme-Reportage.

Gay Talese, Phil Stern: Frank Sinatra Has a Cold. Verlag Taschen, Köln 2021. Englische Ausgabe, Hardcover, eine Ausklappseite, Format 23,6 x 33,3 cm, Gewicht 1,88 Kilo. 250 Seiten, 50 Euro. Erscheint am 05.08.2021.

Fundamental-Kritik

(hhp) Die Bild-Zeitung, 1952 vom Verlag Axel Springer gegründet, ist das auflagenstärkste Presseorgan in der Bundesrepublik. Mit täglich mehr als fünf Millionen Exemplaren erreichte ihre Auflage Mitte der 1980 den Höhepunkt. Inzwischen werden nur noch 1,1 Millionen in gedruckter Form verkauft. Der Einfluss auf die Meinungsbildung ist weiterhin groß. Mats Schönauer und Moritz Tschermak dokumentieren das in ihrem Buch Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet. 14 Kapitel strukturieren den Text: Bild und ihre Feindbilder – Bild unter Julian Reichelt – Bild und ihre Leser – Bild und Politik – Bild und Migration – Bild und Rechts-populisten – Bild und die Justiz – Bild und Frauen – Bild und Hartz IV – Bild und Sport – Bild und ihre TV-Pläne – Bild und ihre Opfer – Interview mit einem Betroffenen – Bild und die Kritik.

Die beiden Autoren, als Bildblogger mit der Zeitung bestens vertraut, kritisieren vehement die journalistische Arbeit von Bild und belegen dies mit unendlich vielen Beispielen. Mit der Übernahme der Chefredaktion durch Julian Reichelt ist die thematische Politisierung deutlich stärker geworden. Seit Günter Wallraffs Buch „Der Aufmacher – Der Mann, der bei Bild Hans Esser war“ (1977) hat sich kein Buch so fundamental mit der Zeitung beschäftigt. Mit einem Nachwort von Kevin Kühnert, der 2018 selbst zum Opfer der Bild-Zeitung wurde.

Mats Schönauer, Moritz Tschermak: Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet. KiWi-Paperback, Köln 2021. 336 Seiten, 18 Euro.

Learning by Walking 

(AM) Es gibt den Dokumentarfilm „New York – Die Welt vor deinen Füssen“ (von Jeremy Workmann, 2018), der Matt Green dabei begleitet, wie er innerhalb von sechs Jahren alle Straßen und Gassen New Yorks erwandert, 15.000 Kilometer quer durch alle Bezirke. Ganz so sportlich ist der Anspruch von Hanns Zischler für sein Buch Berlin ist zu groß für Berlin nicht, sein Ansatz ist enzyklopädisch, aber auch sein Motto ist „Learning by Walking“. Manchen Fragen steigt er hartnäckig durch mehrere Archive nach, den Großteil seiner Danksagung machen Bibliothekarinnen und Bibliothekare aus. Er ist auf Papierspuren ebenso gewandert wie auf dem Pflaster, bringt das in eine schöne Form der Belesenheit. Das Buch ist die Summe von gut vierzig Jahren Beweglichkeit in mannigfacher Form. Zischler hat im Lauf der Jahre einen eigenen Blick auf die Stadt und ihre Geschichte entwickelt.

Er lüftet Architekturgeheimnisse, etwa die des nie gebauten Tatlin-Turms, einer architektonischen Utopie von 1920, seziert uns den Alexanderplatz als städtischen Leistenbruch, beobachtet den städtischen Ausdehnungshunger ebenso wie den Hang zu Abriss und Selbstzerstörung, verschränkt seine Spaziergänge mit Autorenschicksalen, etwa der Dichterin Gertrud Kolmar, folgt dem Passfälscher Oskar Huth oder dem Stadtgeografen Friedrich Leyden, lüftet das Geheimnis des Teufelsbergs, schweift auch zu Filmen wie dem  „Quiller Memorandum“ , in dem die deutsche Fassung aus Nazis kurzerhand Kommunisten machte. Mit dem Bus 104 fährt er von Charlottenburg bis Friedrichshain, hat (nicht nur) zu jedem einzelnen Kino entlang der Strecke etwas zu sagen.

Eine überaus großzügige Zahl von Abbildungen steht gleichrangig neben dem Geschriebenen, bringt das von Doreen Engel traumsicher im Groß-Okatavformat gestaltete Buch auf eine zusätzliche Ebene, macht es vollends zum Genuss. Galiani Berlin ist der Verlag, der uns solchermaßen beschenkt. Chapeau!

Hanns Zischler: Berlin ist zu groß für Berlin. Verlag Galiani Berlin, Köln 2021. 180 Seiten, Taschenbuch, viele Abbildungen, 25 Euro.

Vom Stumm- zum Tonfilm

(hhp) Die Nummer 42 der Zeitschrift 35 Millimeter thematisiert den Wechsel vom Stummfilm zum Tonfilm, also die Zeit zwischen 1927 und 1931. Robert Zion befasst sich mit Fritz Langs Filmen M und DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE. Clemens G. Williges beschreibt den Weg zum Tonfilm in den USA und die Schwierigkeiten einiger Stars, ihre Stimme den neuen Herausforderungen anzupassen. Tonio Klein richtet seinen Blick auf Filme mit Clara Bow, NOAH’S ARK (1928) von Michael Curtiz und THE LOVE TRAP (1929) von William Wyler. Marco Koch entdeckt die Toneffekte in BLACKMAIL von Alfred Hitchcock. Bernward Knappik feiert René Clair als Meister des Tons. Lars Johansen erinnert an Charlie Chaplins langen Weg zum Tonfilm. Christoph Seelinger beschäftigt sich mit dem Werk von Walter Ruttmann und – in einem langen, beeindruckenden Text – mit dem Einfluss des Futurismus auf den frühen italienischen Tonfilm. Sein Beitrag über die frühen Musikfilme von Germaine Dulac schließt das Thema Stummfilm/Tonfilm ab. Auf sieben Seiten werden dann Blu-rays und DVDs rezensiert. Im zweiten Teil des Heftes gibt es u.a. Beiträge von Lars Johansen über Max Mack, von Clemens H. Williges über Universal Horror (Teil 2), von Matthias Merkelbach über den Film Noir im amerikanischen Fernsehen, von Bernward Knappik über Herbert J. Biberman und seinen Film THE SALT OF THE EARTH (1954), von Carsten Henkelmann über die frühen Jahre des italienischen Regisseurs Umberto Lenzi. Das nächste Heft von 35 Millimeter erscheint im September. In der Titelstory geht es um Tiere im Film.

35 Millimeter. Das Retro-Film-Magazin. Herausgegeben von Jörg Mathieu, Saarbrücken. Erscheinungsweise dreimonatlich, 4 Ausgaben pro Kalenderjahr. Das Jahresabo kostet passgenaue 28 Euro. Bestandteil eines jeden Heftes sind Rezensionen von DVDs und Blu-Rays. Diese Zeitschrift pflegt die Filmkunst auf gloriose Weise, Homepage und Bezug: www.35mm-retrofilmmagazin.de
Auf seiner überaus empfehlenswerten Internetseite rezensiert Hans Helmut Prinzler viel Filmliteratur.

Spektakulär und innovativ

(AM) Das Komplementärbuch zur XXL-Monographie des Baumeisters Kengo Kuma (meine Besprechung hier in dieser Ausgabe nebenan). Japan ist eines der architektonisch innovativsten Länder der Erde, alleine sieben Architekten dort sind mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet.

Der erfahrene Buchautor Philip Jodidio versammelt in Contemporary Japanese Architecture 39 Architekten und 55 außergewöhnliche Bauprojekte. Tadao Andos Poly Theater in Shanghai zählt dazu, Shigeru Bans Konzerthalle La Seine Musicale, der spektakuäre Wassergarten von Junya Ishigami ebenso wie ihr roher Schiefer-Pavillon im Kensington Garden, das unfassbare Teshima Art Museum von Ryue Nishizawa oder die aufblasbare Konzerthalle von Kapoor + Isozaki. Das Cover zeigt das Mont Juji World Heritage Center von Shigeru Ban, 2017. Kengo Kuma ist mit dem Yusuhara Wooden Bridge Museum und dem National Stadion in Tokio präsent. In kundigen Einzeltexten informiert Jodidio über Bauten und Baumeister. Ein ausführlicher Essay zeichnet die Bauszene von den Metabolisten bis heute nach und verdeutlicht ein Zusammenspiel von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wie es wohl in keinem anderem Land möglich wäre.

Philip Jodidio: Contemporary Japanese Architecture. Verlag Taschen, Köln 2021. Ausgabe Deutsch, Englisch, Französisch . Hardcover, XL-Format 24,6 x 37,2 cm, 3,64 kg. 448 Seiten, 60 Euro. – Verlagsinformationen.

Verbesserungsvorschläge genug

(hhp) Der Titel des Buches hat eine Analogie zum „Elend der Welt“ von Pierre Bourdieu und nähert sich seinem Thema ähnlich wie der französische Soziologie-Klassiker: durch Gespräche. Alexis von Mirbach und Michael Meyen haben zunächst 19 Medienmacher und Experten in eine Vorlesungsreihe der Ludwig-Maximilians-Universität München eingeladen, um über die „Zukunft der Medien“ zu sprechen. Dann wurde der Kreis der Befragten um „normale Bürger“ aus Oberbayern, Sachsen und Thüringen erweitert. Die Monologe, Interviews und Gruppengespräche wurden protokolliert und sind nun in geordneter Form nachzulesen.

Es geht u.a. um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die Regionalpresse, den Kampf um die Definitionsmacht, linken Aktivismus, Medienkritik von unten, Corona-Gespräche, Stimmen aus dem Osten. Zu den 40 Befragten gehören das MDR-Rundfunkratsmitglied Heiko Hilker, die WDR-Moderatorin Carmen Thomas, der Chefredakteur der Schweriner Volkszeitung Michael Seidel, der Publizist Paul Schreyer, der Journalist Marcus Klöckner, der Autor Volker Bräutigam, der Liedermacher Hans Söllner, die Vorsitzende des Vereins „Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien“ Maren Müller. Aus dem Spektrum individueller Erfahrungen mit den Medien in unserem Land entsteht ein relativ präzises Bild, es mangelt nicht an Verbesserungsvorschlägen. Ob sie das momentane Elend der Medien verändern, bleibt fraglich. 

Alexis von Mirbach, Michael Meyen (Hg.): Das Elend der Medien. Schlechte Nachrichten für den Journalismus. Herbert von Halem Verlag, Köln 2021. 360 Seiten, Broschur, 27 Euro.

Die großen Aufreger

(hhp) Vor zehn Jahren publizierte Stefan Volk erstmals sein Buch über „cineastische Aufreger“ der internationalen Filmgeschichte. Jetzt ist eine erweiterte und überarbeitete Neuauflage erschienen. 41 Titel aus der Zeit zwischen 1919 und 2020 werden ausführlich dargestellt: Inhaltsangabe, Gründe für den Skandal, publizistische Reak-tionen. Für die Phase bis 1949 sind es elf Filme, darunter ANDERS ALS DU UND ICH (1919) von Richard Oswald, PANZERKREUZER POTEMKIN (1925) von Sergej Eisenstein, EIN ANDALUSISCHER HUND (1929) von Luis Buñuel, IM WESTEN NICHTS NEUES (1930) von Lewis Milestone, EKSTASE (1933) von Gustav Machatý. Für die 50er Jahre sind DIE SÜNDERIN von Willi Forst, BABY DOLL von Elia Kazan und DAS MÄDCHEN ROSEMARIE von Rolf Thiele beispielhaft, für die 60er DAS SCHWEIGEN von Ingmar Bergman und SPUR DER STEINE von Frank Beyer, für die 70er O.K. von Michael Verhoeven und NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE SITUATION, IN DER ER LEBT von Rosa von Praunheim, für die 80er DAS GESPENST von Herbert Achternbusch und DIE LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI von Martin Scorsese, für die 90er BASIC INSTINCT von Paul Verhoeven und FUNNY GAMES von Michael Haneke, für die 2000er Jahre DIE PASSION CHRISTI von Mel Gibson und TAL DER WÖLFE von Serdar Akar.

Drei Filme sind neu hinzugekommen: DIE UNSCHULD DER MUSLIME (2012) von Alan Roberts, THE INTERVIEW (2014) von Evan Goldberg und Seth Rogen, THE HUNT (2020) von Craig Zobel. Die Darstellung von Sexualität, Religion oder Politik waren die vorherrschenden Gründe für den jeweiligen Skandal. Stefan Volks Texte sind sachkundig, Kurzbiografien der Regisseure ergänzen die Filmbeschreibungen, zahlreiche Fotos in guter Qualität tragen zur Anschaulichkeit bei. Ein Basiswerk zum Thema.

Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Verlag Schüren, Marburg 2021. 368 Seiten, 34 Euro.

Quasi auf dem Schneidetisch

(hhp) 13 Beiträge zu einer Tagung, die am 7. und 8. August 2020 in Bamberg in digitaler Form stattgefunden hat. Allein drei Texte stammen vom Herausgeber Jörn Glasenapp: sie thematisieren die Roadmovie-Miniatur 3 AMERIKANISCHE LP’S, das slow cinema von Wenders und seine langjährige Beziehung zu dem Ort Butte in Montana. Julian Weinert vergleicht Chris Petits RADIO ON mit der Road-Movie-Trilogie von Wenders. Golnaz Sarkar Farshi nähert sich der Trilogie mit dem theoretischen Blick von Niklas Luhrmann. Mirjam Schmitt bewegt sich durch die Wenders-Welt aus der Sicht der Kritischen Theorie („On the Road mit Adorno“). Sven Weidner beschreibt Hotels und Motels in den Wenders-Filmen ALICE IN DEN STÄDTEN, PARIS, TEXAS und THE MILLION DOLLAR HOTEL. Katharina Stahl befasst sich mit der Musikdokumentation BUENA VISTA SOCIAL CLUB. Bei Katharina Rajahi geht es um Wenders, Antonioni und die Fotografie. Petra Anders äußert sich zur Disability bei Wenders. Matthias Hurst erinnert an DON’T COME KNOCKING und den langen Abschied vom Amerikanischen Traum („How the West Was Lost“). Felix Lenz stellt Wenders und Terrence Malick gegenüber („Alterswerk, Zeitfiguren, geteilte Vorbilder“). Matthias Braun reflektiert über Wenders’ expanded scenography in DIE SCHÖNEN TAGE VON ARANJUEZ und SUBMERGENCE. Alle Texte haben ein hohes theoretisches Niveau. Mit Abbildungen in guter Qualität. 

Jörn Glasenapp (Hg.): Kontinuität im Wandel. Begegnungen mit dem Filmemacher Wim Wenders. edition text + kritik, München 2021. 251 Seiten, farb. Abb. 29 Euro.

Sehnsuchtsorte

(hhp) Sie können Wunschland, Wildnis oder Weltferne bedeuten, sie sind in der Literatur und im Film zu finden. Thomas Koebner hat sich auf die Suche nach Inseln gemacht. Ein literarischer Klassiker ist natürlich „Robinson Crusoe“ (1719) von Daniel Defoe, aber auch „Utopia“ (1516) von Thomas Morus oder „The Treasure Island“ (1883) von Robert Louis Stevenson gehören dazu. Aus jüngerer Zeit: „Kruso“ (2014) von Lutz Seiler und „Eine Insel nur für uns“ (2016) von Nina und Adrian Hoffmann. 77 Fundstücke aus dem Bereich der Literatur hat der Autor ausgewählt. Sie erzählen von Forschungsreisenden und Globetrottern, von Aussteigern, Robin-sonaden, zerbrechlichem Inselfrieden, Insel-Utopien und Toteninseln. Auf 260 Seiten bewegen wir uns rund um die Erde und machen viele Entdeckungen.

Der Filmbereich fällt mit 45 Fundstücken auf 90 Seiten etwas schmaler aus. Hier geht es um Robinsonaden, verlorene Paradiese, Schreckensinseln, Krieg auf Inseln, Enklaven und Exklaven. Ich nenne elf Texte, die mir besonders gut gefallen haben. Sie beschreiben ROBINSON CRUSOE (1954) von Luis Buñuel, MOANA (1926) und MEN OF ARAN (1934) von Robert J. Flaherty, TABU (1931) von Friedrich Wilhelm Murnau, HURRICANE (1937) von John Ford, JURASSIC PARK (1993) von Steven Spielberg, ESCAPE FROM ALCATRAZ (1979) von Donald Siegel,  THE THIN RED LINE (1998) von Terrence Mallick, FLAGS OF OUR FATHERS und LETTERS FROM IWO JIMA (2006) von Clint Eastwood, vier Filme von Ingmar Bergman und DIE NACKTE INSEL (1960) von Kaneto Shindo. Thomas Koebner verfügt über die große Fähigkeit, seinen Leserinnen und Lesern Filme präsent zu machen. Das gelingt ihm auch hier wieder. Respekt!

Thomas Koebner: Inseln: Schüren Verlag, Marburg 2021. 372 Seiten, gebunden, 34 Euro.

Mit Cheers durch die Filmgeschichte

(hhp) Coole Drinks aus legendären Filmen können in diesen heißen Tagen zur Entspannung beitragen. 72 Cocktail-Rezepte präsentiert das Buch von Will Francis (Text) und Stacey Marsh (Illustrationen). Sie sind alphabetisch geordnet: von Amber Moon aus dem Film MURDER ON THE ORIENT EXPRESS (1974), getrunken von John Gielgud, bis Zombie aus dem Film TO GILLIAN ON HER 37TH BIRTHDAY (1996), getrunken von Claire Danes. Hier sind noch zehn weitere Empfehlungen: Daiquiri aus dem Film OUR MAN IN HAVANNA (1959), getrunken von Alec Guiness, Dubonnet Cocktail aus dem Film TOOTSIE (1982), getrunken von Dustin Hoffman, French 75 aus dem Film CASABLANCA (1942) getrunken von Humphrey Bogart, Kir Royal aus dem Film THE PHILADELPHIA STORY (1940), getrunken von Katharine Hepburn, Manhattan aus dem Film SOME LIKE IT HOT (1959), getrunken von Marilyn Monroe, Mississippi Punch aus dem Film BREAKFAST AT TIFFANY’S, getrunken von Audrey Hepburn, Rob Roy aus dem Film ANGELS OVER BROADWAY (1940), getrunken von Rita Hayworth, Scotch Mist aus dem Film THE BIG SLEEP (1946), getrunken von Lauren Bacall, Singapore Sling aus dem Film FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS (1998), getrunken von Johnny Depp, Vodka Gimlet aus dem Film ABOUT SCHMIDT (2002), getrunken von Jack Nicholson.

Jedem Drink und jeder Person sind zwei Seiten gewidmet: mit Rezept und Geschichte des Drinks, Handlung des Films und gezeichnetem Porträt. „Cheers!“. 

Will Francis: Movie Cocktails: Coole Drinks aus legendären Filmen. Mit Illustrationen von  Stacey Marsh. Prestel Verlag, Münchzen 2021. Hardcover, 184 Seiten, 190 farbige Abbildungen, 14 Euro.

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