Geschrieben am 1. Februar 2014 von für Crimemag, KickAss

KickAss – Bloody splinter aus dem alltäglichen Wahnsinn: Doitsches Gold!

kickassSpinner mit Goldrand

– Mehr als bizarr mutet es an, welch Gedankengut sich derzeit geradezu hysterisch an rassenrein „deutsches“ Gold krallt und Zeter und Mordio schreit im Zeitalter der Entkörperlichung – allem voran die Virtualisierung unserer Tauschgeschäfte und der buchstäblich unfassbare, billionenschwere Geld- und Wertehandel in Millisekunden. Das Internet schwirrt von Verschwörungstheorien, was böse Mächte mit dem in der Fremde gehorteten deutschen Gold angestellt haben könnten – es nämlich vielleicht teilweise mit anderem verschmolzen? Mit Blei versetzt? Nach Blut ist Gold immer noch der Deutschen heiligster Stoff, jenseits aller internationalen Goldstandards gilt da ein zusätzliches Reinheitsgebot. Bernie Gunther, der sarkastische Berliner Cop des Briten Philip Kerr, der Nazis gerne eine Nase dreht, würde sich einen Ast lachen.

14.000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative „Holt unser Gold heim“ bislang gesammelt. Eine Fremdenangst besonderer Art äußert sich bei dieser „Heim ins Reich“-Bewegung, Kleinanleger und Gutbetuchte dabei, Dumme und Klügere, und längst nicht nur Gespenstergestalten aus der AfD. (Deren stellvertretender Sprecher Alexander Gauland beschrieb die unlängst so: „Doch daneben gibt es jene, die mit dem Begriff ‚Protestwähler‘ – nationalkonservative oder nationalliberale – nur ungenau umschrieben sind. Die Verwestlichung und Industrialisierung des Landes hat überall Menschen zurückgelassen, denen das Laissez-faire der modernen Gesellschaft viel zu weit geht …“)

Ja, es stimmt, 69 Prozent der deutschen Goldreserven – insgesamt machen sie 3391 Tonnen aus, je nach Kurs etwa 138 Milliarden Euro, also nicht wirklich die Welt – lagern nicht in Deutschland. 45 Prozent in New York, 13 in London und 11 in Paris. Das hat harmlos historische Gründe. Seit einigen Jahren gedeihen die Gelüste, dieses Auslandsvermögen vor fremden Goldfingern zu schützen – wahrlich bizarr, wenn man sich das sonstige Wirtschaftsgebaren vor Augen führt. Prüfer wurden entsandt, was erst recht Fantasien schürte. Rückführungspläne sind beschlossen – allen Ernstes lässt die Bundesbank versichern:

Der Prozess ist so gestaltet, dass es zu keiner Vermischung mit fremdem Gold kommen kann.“

Und die FAZ titelt: „Das deutsche Gold kommt nach Hause.“

Alf Mayer

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