Geschrieben am 18. Dezember 2010 von für Crimemag

Kickass – Bloody Splinters

Kickass – Bloody Splinters aus dem Branchenwahnsinn

Wie intellektuell weit überlegen das SYNDIKAT allen anderen Geistern ist, die sich mühen, über Kriminalliteratur nachzudenken und zum Beispiel vernünftige Beschreibungen von Texten (oder so) zu liefern, sieht man daran, dass die ganzen komplizierten und komplexen Sachverhalte schon längst gelöst sind. Wenn Sie also Kriminalliteratur schreiben, finden Sie Halt und Orientierung an einem Fragebogen des SYNDIKATS zwecks Lesungsvorbereitung (und um natürlich eine falsche Zielgruppe zu vermeiden, weil Literatur nur funktioniert, wenn die Zielgruppe feinstens kalibriert ist, klar – denn es gibt keine schlechten Texte, nur die falsche Zielgruppe) – also:

Am besten ermittelt ein kuscheliges lesbisch, schwules Tier in Kirche, Jagd und Gastronomie, und das Buch handelt von Wein und dem Lifestyle des III. Reiches. Und wenn man dann noch höhenängstlicher Veganer ist – cool …

Cool auch der RIPPER, der mit knuffigen 11.111 Euronen dotierte „Europäische Preis für Kriminalliteratur (Ripper Award)“.

„Nominiert waren neben Nesser die Krimiautoren Minette Walters (Großbritannien) Gianrico Carofiglio (Italien), Arne Dahl (Schweden) und Arnaldur Indriðason (Island).“

Diese illustre Liste wahrlich innovativer, origineller und absolut aktueller AutorInnen (Minette Walters!!!) hat eine zweifelsohne illustre, polyglotte – wegen der vielen Autoren aus den publikumsrennerrelevanten Ländern wie Portugal, Spanien, Griechenland, Polen, Frankreich etc. und weder an Verlagsinteressen (alle Nominierten Autoren sind in kleinen, engagierten Verlagshäusern erschienen) noch an sonstigen Vermarktungsideen interessierte Jury strikt nach Qualitätskriterien ausgewählt. Und dann hat das Publikum der Mord-am-Hellweg-Veranstaltungen diese Namen auf Zetteln vorgelegt bekommen und abgestimmt.

„Ripper Award“ ist übrigens ein richtig guter Name für einen Preis für Crime Fiction. Vielleicht sogar das Beste an diesem Preis.

Viel Freude hat uns auch der erste  Deutsche Katzen Krimi Preis gemacht.

Gesponsert von Tiernahrungsfirmen und dem Deutschen Börsenverein des Buchhandels, repräsentativ durchgezogen in Berlin, zeigt er, welchen Stellenwert Grimmis so haben im intellektuellen Leben der Haupstadt, die keine halbwegs vernünftigen Groß-Veranstaltungen zu „Kriminalliteratur“ (das sind die unerheblichen, langweiligen, unattraktiven Bücher von Schriftstellern, die ihre Arbeit ernst nehmen; das muss man sich mal vorstellen). Aber Katzengrimmis sind ja längst erledigt, alte Hüte. Schafe hatten wir schon. Jetzt kommen „Hundgrimmis

und auch Leonardo Padura hat einen Roman mit Hunden drin geschrieben.

Schwer im Vormarsch aber der Gans-Grimmi.

Spitzentitel im nächsten Februar! S. Fischer! Ich lese gerne Grimmis. In den Agenturen Orakel-Paul-Grimmis und für die Freunde des zoophilen noir eine kleine Bibliothek knallharter Sodomie-Thriller, illusions- und schonungslos, brillant recherchiert und gnadenlos realistisch.

Thomas Wörtche