Geschrieben am 3. Oktober 2014 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Hinter der Linie, vor dem Spieltag (7)

Mara Braun_neuHinter der Linie, vor dem 7. Spieltag

– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.

An diesem Wochenende steht zwar erst der 7. Spieltag der Saison an, die Sportwelt aber stellt sich bereits wieder die bange Frage, wer den Bayern denn bitte noch Paroli bieten solle. Denn der Rekordmeister hat auf den Tabellenzweiten Borussia Mönchengladbach immerhin schon satte, nun ja, zwei Punkte Vorsprung. Und auf Leverkusen sogar drei! Die Meisterschaft also ist in trockenen Tüchern, so dass die Münchner sich voll auf Pokal und Champions League konzentrieren können. Wie dieses Konzept in der letzten Saison ausgegangen ist, daran kann die eine oder der andere sich ja vielleicht noch dunkel erinnern

Nach Hause telefonieren

Schwer zu sagen, ob sich da am Samstag gegen Hannover 96 die Geschichte wiederholt oder die Spieler ausnahmsweise tatsächlich Probleme mit der Mehrfachbelastung der Wettbewerbe erkennen lassen. Vielleicht sind sie nach ihrem Auftritt vor leeren Rängen in der Champions League unter der Woche auch einfach von den Anfeuerungen ihrer Fans irritiert: So oder so, der Rekordmeister muss sich den schnörkellos auftretenden Niedersachsen überraschend vor eigenem Publikum geschlagen geben. Da es dem direkten Verfolger Mönchengladbach am Sonntag zudem gelingt, als erstes Team in dieser Saison Mainz 05 zu schlagen, ist tatsächlich am Ende des Spieltages auch die Tabellenführung perdu.

Auf den zweiten Platz abzurutschen ist ein Problem, von dem Vereine wie Freiburg, der HSV, Werder Bremen oder Stuttgart nur träumen können. Der letztgenannte hat zwischenzeitlich zwar den ersten Saisonsieg eingefahren, der aber kann das Team auch nicht beflügeln – die Freitagspartie gegen Hertha BSC gewinnen die Berliner deutlich. Für Verwunderung sorgt am Rande des Spiels die Tatsache, dass Stuttgarts Armin Veh währenddessen mehrfach versucht, einen Telefonanruf zu tätigen. Einer der Balljungen schwört später, er habe dabei den Namen „Heribert“ aufgeschnappt, und Veh habe etwas von „nach Hause kommen“ gestammelt.

Ein Königreich für einen Dreier

An einer Rückholaktion des Ex-Trainers, der eine Weiterbeschäftigung verschmähte, weil er in Frankfurt nicht die Möglichkeit sah, seine Ziele zu verwirklichen, hat die Eintracht freilich wenig Interesse. Dort nämlich ist längst kein Spieler mehr Liebling des Publikums, sondern Trainer Thomas Schaaf, der sich so schnell wie erfolgreich von Heringsbrötchen mit Bier auf Grüne Soße mit Äppler umgestellt hat, und unter dessen Regie gegen Köln der nächste Dreier gelingt. Eine gänzlich andere Bedeutung hat die Drei bei Schaafs Langzeitliebe Werder, wo die Zahl das ausdrückt, was an Punkten in der Saison bislang insgesamt gehamstert wurde. Und da Bremen zuhause gegen Freiburg unterliegt, ändert sich daran vorerst auch nichts.

Ach, liebe alte Bundesliga, wohin man schaut an diesem 7. Spieltag schütteln sich Vereine und Fans bereits gramgebeugt im Angesicht der ersten Krisen. Kein Wunder, dass sich das Trainerkarussell schon wieder in Gang gesetzt hat, offen bleibt allein die Frage: Wo wird es Felix Magath diesmal abwerfen? Eher nicht in Leverkusen, wo nach der Niederlage gegen die Wonderboys aus Paderborn zwar echte Katerstimmung herrscht, das Vertrauen in den Neuen aber noch nicht erschüttert ist. Wie wäre stattdessen eine Sensationsrückkehr zu den Schalker Knappen, deren Begeisterung über den Derbysieg nach einem Unentschieden gegen die TSG bereits wieder ordentlich gedämpft ist? Weder noch, vermutet die Kolumnistin, lässt sich aber wie immer überraschen von dem, was in den düsteren Hinterzimmern der Liga so Kühnes ers(p)onnen wird. Was bleibt ihr (und dem Rest der Fans) denn auch anderes übrig…

Die Ergebnisse im Überblick:
Hertha – Stuttgart 3:1
Bayern – Hannover 0:1
BVB – Hamburg 1:1
Leverkusen – Paderborn 2:3
Hoffenheim – Schalke 1:1
Bremen – Freiburg 1:2
Frankfurt – Köln 2:0
Wolfsburg – Augsburg 0:0
Gladbach – Mainz 2:1

Mara Braun

Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.

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