Hinter der Linie, vor dem 32. Spieltag
– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.
Gewisse Dinge dringen unter normalen Umständen ja nicht an die Öffentlichkeit. Aber was ist in den letzten Wochen im Fußball schon normal? Gar nicht so verwunderlich also, dass dem CULTurMAG exklusiv Aufzeichnungen eines geheimen Meetings einiger Trainer vorliegen.
Jürgen Klopp und Pep Guardiola stehen locker plaudernd bei einem Becher Prosecco an der Bar. Markus Weinzierl nähert sich den beiden leicht schwankend mit einem Weizenbier – es ist offensichtlich nicht sein erstes für heute.
Weinzierl schwerfällig: „Und, Kloppo, alles kloar mit Arrrsenal?“
Klopp: „Logo. Du weißt doch, wie zuverlässig die Insulaner bei sowas sind. Alles längst in trockenen Tüchern. Oder eher: nassen. England und so. (lacht sich schlapp)
Guardiola: „Wasse mache Kolläge mit Arsän?“
Klopp grinst: „Alles easy. Bestes Ablenkungsmanöver ever, dass der sich so aufgeregt hat. Wird jetzt der große Mann hinter den Kulissen. Auf Lebenszeit. We are a great team, wie der Engländer sagen würde!“
Guardiola: „Isse kluge Plan, Jorgen!“ (tätschelt Kloppo die Schulter)
Weinzierl: „Ja, und du, gehst zu United, wie ich g’hört hab’?“
Guardiola: „Ahhh. Moment. Musse warte ab Ergebnis Schampionsleak.“ (lächelt versonnen)
Weinzierl nickt anerkennend: „Ja, geh, wie’s ihr das gedeichselt habt, die Auslosung gegen Barça. Sehr gut, sehr gut. Da müsst ihr euch nicht mal blöd anstellen, zum Rausfliegen.“
Guardiola lächelt wissend. Da betritt Thomas Tuchel den Raum. Klopp schubst Weinzierl an, grinst, es wirkt leicht hämisch. Weinzierl strahlt, Guardiola schüttelt sich fast vor Lachen.
Klopp: „Moin, Thomas, na, alles fit im Norden?“
Tuchel: „Was soll denn der Scheiß?“
Klopp feixt: „Ich habe gehört, du gehst nach Hamburg?“
Tuchel: „Tu doch nicht so blöd! Du bist eh an allem schuld.“
Klopp, auf Weinzierl gestützt, lacht sich halb tot.
Klopp: „Ach, komm, Dortmund kann man schon mal machen. Sei froh, dass sich dir diese Chance bietet. Ich hatte da ’ne geile Zeit. Würde der Engländer jetzt sagen.“
Tuchel äfft ihn nach: „Dortmund kann man schon mal machen…“
Klopp: „Hättest ja nicht gleich unterschreiben müssen. Eile mit Weile, sagt der Engländer.“
Tuchel: „Der Watzke lässt sich doch nicht so hinhalten. Der Didi war da ganz anders!“
Bruno Labbadia gesellt sich mit einem Schälchen Nüsse zu der Runde.
Labbadia: „Der zahlt mir auch deutlich mehr, als du in Dortmund kriegst, Tommy.“
Tuchel knurrt: „Für dich immer noch: Herr Thomas Tuchel.“
Labbadia gut gelaunt: „Sag, kannst du dir so einen langen Namen mit dem bisschen Gehalt überhaupt leisten?!“
Tuchel weinerlich: „Mir wollten die in Hamburg viel weniger geben als dir.“
Weinzierl: „Du verdienst ja auch beim BVB viel weniger, als sie mir da geben wollten.“
Tuchel aufbrausend: „Warum mögen die mich alle nicht?“
Klopp sanft: „Seien wir ehrlich, Thomas. Du bist ein super Trainer. Aber deine Personality nervt manchmal schon, na ja, extremly, wie der Engländer sagen würde.
Tuchel weint sich leise ins Hemd und Labbadia nippt an Peps Prosecco, während Weinzierl das dritte Weizenber wegsteckt.
Tuchel: „Wieso hast du beim BVB eigentlich abgelehnt, Markus?“
Pep: „Ische gehe nach die Saison su Manju.“
Tuchel genervt: „Alter, was hat das denn damit…“
Klopp feixend: „Der Engländer würde sagen: alles!“
Tuchel starrt Weinzierl entgeistert an. Der nickt kurz, kippt sich dann ansatzlos das nächste Weizen in die Kehle, schlägt sich auf die Brust und rülpst einmal laut in die Runde.
Weinzierl feierlich: „Jungs, die Runde geht auf mich. Ich kann’s mir ja jetzt leisten.“
Die Ergebnisse im Überblick:
HSV – Freiburg 2:1
Bayern – Augsburg 4:2
Dortmund – Hertha 3:1
Gladbach – Leverkusen 4:3
Hannover – Bremen 1:3
Frankfurt – Hoffenheim 3:2
Stuttgart – Mainz 1:3
Paderborn – Wolfsburg 2:4
Köln – Schalke 1:1
Mara Braun
Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ und am 15. Januar 2015 „111 Gründe, an die große Liebe zu glauben“ (beide Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.