Geschrieben am 1. Mai 2015 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Hinter der Linie, vor dem Spieltag (31)

Mara Braun_neuHinter der Linie, vor dem 31. Spieltag

– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.

Einzelne Redaktionsmitglieder und Autoren des CULTurMAG befinden sich nach der letzten Woche noch in einer Art fußballerischer Schockstarre. Erklärung gefällig? Kollege Karsten traut sich nicht, morgens die Augen zu öffnen – aus Angst davor, er könnte den Sieg des HSV am letzten Wochenende bloß geträumt haben. Kollege Wörtche hingegen öffnet seine Augen besonders schnell, in der Hoffnung, das Pokal-Aus war lediglich ein schlimmer Traum. Aber er traut sich anschließend nicht, die Füße aus dem Bett zu schwingen – aus Angst davor, er könnte dabei ausrutschen. Und die Kolumnistin ihres Vertrauens traut sich kaum, am Sonntag ins Stadion zu gehen – aus Angst davor, sie könnte im Gefühlsrausch beim falschen Ergebnis jubeln. Denn wie schon Nullfünf-Torwartlegende Dimo Wache wusste: Tritt Mainz gegen den HSV an, sollen bitte beide gewinnen. Und das nicht nur, weil es sonst natürlich aus ist mit der virtuellen Bürogemeinschaft der Kollegen Braun und Karsten…

Der Mai ist fußballerisch gesehen ein unfassbar anstrengender Monat: Was in dieser Zeit alles auf dem Spiel steht, lässt sich Menschen, die mit dem Sport nichts am Hut haben, vermutlich einfach nicht vermitteln. Wer zumindest die Spiele der Nationalmannschaft mitverfolgt, möge sein Nervositätslevel zwischen Götzes Traumtor und dem Abpfiff des WM-Finales erinnern – und sich dann vorstellen, einen kompletten Monat in dieser Verfassung zu verbringen: diese Anspannung! Die verdammte Rechenschieberei! Diese Horrorszenarien! Und erst die ewigen Hätte-Wäre-Wenn-Gedankenketten! Es ist nicht immer leicht, von ganzem Herzen Fußballfan zu sein, das sage ich fast völlig ohne Ironie. Bis, ja, bis der Moment kippt. Das eigene Team völlig überraschend das entscheidende Tor gegen den klar überlegenen Gegner schießt. Und der Klassenerhalt eingetütet ist. Diese Momente gehören zu den besten, die es gibt.

Im Fußball sind sie jedoch nur zu dem Preis zu haben, dass es den Fans eines anderen Vereins gerade so richtig schön beschissen geht: Weil einer eben verlieren muss, damit man selbst gewinnt. Oft reicht der eigene Sieg auch nicht aus, man muss zudem sämtliche Daumen dafür drücken, dass bestimmte andere Vereine verlieren. Die doch auch Fans haben. Die sich gerade nichts mehr wünschen, als irgendwie diesen Mai zu überstehen. Aber für diese Gedanken ist einfach, darf auch gar kein Platz sein… Sie erinnern sich? The World in a Nutshell. Und dann reden die Leute doch tatsächlich vom Wonnemonat – Ahnungslose!

Kommen Sie gut durch den Mai…

Die Ergebnisse im Überblick:
Schalke – Stuttgart 2:1
Wolfsburg – Hannover 3:0
Augsburg – Köln 1:0
Hoffenheim – Dortmund 2:3
Bremen – Frankfurt 2:2
Freiburg – Paderborn 0:0
Leverkusen – Bayern 1:3
Mainz – HSV 3:3
Hertha – Gladbach 1:4

Mara Braun

Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ und am 15. Januar 2015 „111 Gründe, an die große Liebe zu glauben“ (beide Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.

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