Geschrieben am 13. September 2014 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Hinter der Linie, vor dem Spieltag (3)

Mara Braun_neuHinter der Linie, vor dem 3. Spieltag

– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.

Ist Ihnen etwas aufgefallen? Es wird endlich wieder Fußball gespielt. Schon klar, die Nicht-Fußballaffinen unter Ihnen werden bei diesen Worten verwundert die Augenbraue heben und sich fragen: Wann wurde eigentlich mal nicht Fußball gespielt? Immerhin war doch gerade erst die Weltmeisterschaft in Dings, äh, Brasilien! („Scha-hatz, haben wir da nicht sogar was gewonnen?“) Die Fans aber, die verstehen genau, welcher Zauber von den folgenden Worten ausgeht: Die neue Saison beginnt!

Wobei es natürlich heißen muss, die neue Saison hat begonnen, denn vor uns liegt bereits der 3. Spieltag. Aber hinter der Kolumnistin Ihres Vertrauens liegt ein Sommerurlaub am Meer, weshalb das CULTurMAG mit Verzögerung in die Saison startet. Die verzeichnete am letzten Wochenende schon ihre erste Unterbrechung, damit die weltmeisterliche Nationalmannschaft in die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 starten konnte – mit einem Sieg gegen die Schotten. Dass Bundestrainer Jogi Löw dabei von den Kameras öfter mit einem entspannten Grinsen im Gesicht eingefangen wurde, lag daran, wie gut sein Plan aufgegangen war: Kurz mal gegen Argentinien verlieren, um die obligatorische Pleite alle 15-plus-Quetsch-Spiele hinter sich zu bringen, und sich dann wieder mit weißer Weste durch die Qualifikation kicken. Oder haben Sie etwa geglaubt, die Pleite gegen den Finalgegner sei so nicht geplant gewesen? Ich muss doch sehr bitten…

Und ich taufe dich auf den Namen…

Den 3. Spieltag jedenfalls eröffnen die Bremer in Leverkusen, bei einem der Vereine also, für den in dieser Saison ein neuer Trainer an der Seitenlinie steht. Mit den Bundesligatrainern ist es wie mit den Kabinettsministern: Sobald man alle Namen und Zuständigkeiten auswendig weiß, gibt es die ersten Entlassungen. Was das für Speicherkapazitäten im Gehirn belegt, lässt sich gar nicht mehr berechnen. Der Neue jedenfalls, Roger Schmidt, versetzt die Fans bislang fast ausschließlich in Verzückung – unter anderem, weil mit ihm die Qualifikation für die Champions League gelang. Gerüchteweise steht das Stadion kurz vor einer Umbenennung in „Hurra-Fußball-Arena“ und vielleicht würde es sich da anbieten, die Kabine der gegnerischen Mannschaft in das „Tal der Tränen“ umzutaufen: Die vergießen dort auch Robin Dutt und seine Jungs, nachdem sie zuvor auf dem Platz komplett untergegangen sind.

Die Journaille ist ja bekanntermaßen darum bemüht, die Partien alle möglichst individuell zu betiteln – deshalb treffen der FC Bayern und der VfB Stuttgart nicht nur einfach aufeinander, sondern tragen den Südschlager aus. Sporadische Fußballgucker könnten irritiert auf diese Bezeichnung reagieren und sich fragen, was Frankfurt mit dem Süden zu tun hat. Nachhilfe in Sachen Trainerkarussell: Armin Veh hat den Arbeitgeber gewechselt, da ihm in Frankfurt die Perspektiven fehlten. Jetzt reist er mit einem Pünktchen nach München, während bei der SGE schon vier auf dem Konto stehen – so kann es gehen. Von den Bayern muss Stuttgart sich zudem übel abwatschen lassen, so dass der VfB auch die Heimreise mit einem Punkt antritt.

Engtanz mit dem vierten Offiziellen

Die Frankfurter indes sind längst über den Trennungsschmerz von ihrem Ex-Trainer hinweg, was daran liegt, dass sie eine neue Liebe gefunden haben: Thomas Schaaf. Obwohl der bereits eine komplette Saison weg ist aus Bremen, erwartet man immer noch, ihn aus den dortigen Katakomben kommen zu sehen, die Eintracht aber wird den Neuen sicher nicht mehr ziehen lassen – schon gar nicht nach dem 3:2-Sieg gegen Augsburg am Sonntag. Bereits am Samstag tritt der SC Freiburg in Dortmund an und treffen somit zwei Trainer aufeinander, die ihrem Verein bereits längere Zeit die Treue halten. Neben der Treue halten beide gelegentlich gerne Standpauken, vor allem dem vierten Offiziellen, so dass an der Seitenlinie fast so viel Betrieb herrscht wie auf dem Feld. Dort endet eine engagierte Partie beider Teams unentschieden. Die wütenden Spruchbänder der Dortmundfans gegen den DFB sind indes schnell erklärt: Zuletzt hat der Marco Reus mehrfach ausgeliehen und ramponiert retourniert. Gehört sich nicht!

Gleichfalls engagiert geht es beim (Achtung!) Duell der Aufsteiger zwischen Paderborn und Köln zu. In Köln herrscht nach zwei Spieltagen und dem 4. Platz gelassene Zufriedenheit, die Champions League-Qualifikation ist in der Domstadt ja bekanntlich immerhin ein Anfang. In Paderborn herrscht mit ebenfalls vier Punkten sogar regelrechte Ekstase – die erst recht keine Grenzen mehr kennt, nachdem der Liganeuling die Partie vor heimischem Publikum für sich entscheidet. Das Team aus der anderen Domstadt, Mainz 05, muss derweil gegen Hertha BSC ran. In den Katakomben des Olympiastadions versucht kurz vor Anpfiff ein Trupp aus der rot-weißen Pressestelle dem ARD-Kollegen den Unterschied zwischen Rheinhessen und der Pfalz zu erklären, damit der die 05er nicht immer als Pfälzer bezeichnet, erntet aber Unverständnis: „Aber Mainz ist doch in Rheinland-Pfalz und nicht in Hessen!“ Als der Reporter endlich die Pressetribüne erklimmt, steht es bereits 3:0 für Mainz, wobei Heimkehrer Sami Allagui an der Wirkungsstätte der Vorsaison alle Tore für die 05er geschossen hat. Weniger spektakulär geht es zeitgleich in Hoffenheim zu, wo die einzige torlose Partie des Spieltages stattfindet.

Die Ergebnisse im Überblick

Leverkusen – Bremen    4:1
FC Bayern – Stuttgart   5:0
Eintracht – Augsburg    3:2
Dortmund – Freiburg     2:2
Hoffenheim – Wolfsburg    0:0
Hertha – Mainz 05    0:3
Hannover – Hamburg    1:1
Paderborn – Köln    3:2
Gladbach – Schalke     2:1

Mara Braun

Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.

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