Hinter der Linie, vor dem 27. Spieltag
– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.
Egal, wie dieser Spieltag in den diversen Stadien ausgehen wird, die Fußballfans der Republik können sich in jedem Fall schon mal auf einen bunten Strauß (…) lustiger Osterwortspiele gefasst machen. An diesem Fußballwochenende werden keine Tore geschossen, sondern Eier ins Nest gelegt, angeschlagene Spieler humpeln nicht, sondern hoppeln vom Feld, und Partien werden nicht gewonnen, sondern österlich verschenkt. Überhaupt ist schon wieder alles ganz und gar durcheinander, weil nach Länderspielpause und Zeitumstellung nun der Freitag als Spieltag ausfällt – Ostern und so. Als würde den Großteil der Deutschen an diesem Fest etwas anderes interessieren als die beiden Feiertage: Ich verwette mein persönliches Osternest, die meisten Spieler könnten die Frage danach, was am Karfreitag nach christlicher Überzeugung passiert ist, nicht im Ansatz beantworten. (Und die meisten Fans ebenso wenig.)
Samstag und Sonntag wird dann aber gespielt, und das zumindest ist eine gute Nachricht. Zumal die Übertragung der Länderspiele im Privatfernsehen den Fans regelmäßig vor Augen führt, dass die Berichterstattung über unseren Lieblingssport bei den Öffentlich-rechtlichen Sendern doch, Müller hin, Hohenstein her, so grausam gar nicht ist. Bei RTL hingegen steigt von Minute zu Minute jeder Übertragung der Wunsch, sich eine heiße Nadel durchs Gehirn zu jagen: Um von den Schmerzen abzulenken, die das krampfige Eventgekaspere verursacht, das da rund um zur Nebensache verkommende Spiele abgehalten wird.
Mit Schmerzen sind wir denn auch gleich beim Thema, die möchten sich einige Kontrahenten an diesem Spieltag nämlich ganz besonders gerne gegenseitig zufügen. Das gilt zum Beispiel für die Spieler des Hamburger SV bei der Begegnung mit Leverkusen, einer Mannschaft, zu der mit Heung-Min Son und Hakan Çalhanoğlu bekanntlich einige der hoffnungsvollen HSV- Talente der letzten Jahre gehören. Auch beim Abendspiel der Bayern in Dortmund treffen mit Mario Götze und Robert Lewandowski ehemalige Leistungsträger im Trikot des Feindes auf alte Manschaftskameraden, während die Mainzer gegen Werder Bremen eine Phase vergessen machen wollen, die beim Hinspiel begonnen – und in all ihrer verflixten Tragik letztlich den Trainerstuhl zum Umfallen gebracht hatte. Mit einem Kommentar, wonach die Spieler sich in diesen so hitzigen Duellen gegenseitig „ans Kreuz nageln“ ist aber nicht zu rechnen: Religion ist schließlich eine ernsthafte Angelegenheit, selbst wenn man nichts über die Inhalte weiß.
In diesem Sinne, frohe Ostern!
Die Ergebnisse im Überblick
Leverkusen – HSV 1:1
Wolfsburg – VfB 4:1
Hoffenheim – Gladbach 2:3
Bremen – Mainz 1:3
Frankfurt – Hannover 1:1
Freiburg – Köln 2:1
Dortmund – Bayern 2:1
Augsburg – Schalke 1:3
Hertha – Paderborn 2:2
Mara Braun
Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ und am 15. Januar 2015 „111 Gründe, an die große Liebe zu glauben“ (beide Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.