Hinter der Linie, vor dem 33. Spieltag
– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.
Spot on: Der Countdown läuft, wie er noch nie gelaufen ist. Wir befinden uns in den letzten sieben Tagen der Spielzeit, jener Phase also, in der es sprichwörtlich um alles geht. Und für die irgendwelche Menschen den gemeinen Plan ersonnen haben, plötzlich alle Spiele zur selben Anstoßzeit abzuhalten, um Wettbewerbsverzerrungen auszuschließen. Ein Konzept, das sich mir nicht recht erschließen mag: Man könnte ebenso gut deshalb von Verzerrungen sprechen, weil eben an den Spieltagen 33 und 34 plötzlich das System über den Haufen geworfen wird.
Für Drmic ist Nürnberg heute schon gestern
Wie es sich anfühlt, über den Haufen geworfen oder vielmehr gerannt zu werden, haben unter der Woche auch die Bayern erfahren dürfen (und schämen Sie sich nicht, mir für diese famose Überleitung Zwischenapplaus zu spenden). Während nun Medienbeobachter, Kollegen und an vorderster Front die Fans den kürzesten Weg von der Heiligsprechung zur Hexenverbrennung des Pep Guardiola gefunden haben und diesen verbündet im Gänseschnattermarsch bestreiten, wissen treue Leser dieser Kolumne natürlich, wieso das Spiel eigentlich so enden musste: Die Kolumnistin Ihres Vertrauens hat trickreich den Bayern einen Sieg prophezeit – was in dieser Saison bisher regelmäßig eine der völlig überraschenden Niederlagen der Münchner zur Folge hatte. Piff, paff – und niemand hat’s gemerkt!
Klare Sache also, was nun folgt: Die Bayern rumpeln am Samstag schlecht gelaunt über den Hamburger Rasen, hauen den Rothosen vier Buden rein – und der Rest ist Geschichte. Glaubt man den Einlassungen diverser Sportjournalisten, steht sich im Abstiegskampf ohnehin kein Team so sehr selbst im Weg wie das des HSV. Ich würde mir da ja eher Sorgen um die Jungs aus Nürnberg machen. Deren vermeintlicher Torjäger Drmic trifft inzwischen gar nicht mehr (im Gegensatz zu HSV Westermann!) – und ist gedanklich schon so weit weg von der Misere seines Noch-Arbeitgebers, dass ihm nicht mal geläufig ist, gegen wen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf noch antritt. Weshalb er am vergangenen Wochenende vor dem Spiel des HSV gegen Augsburg auf die Frage, ob er denn am Sonntag dem FCA die Daumen halte nur verwundert fragte: „Warum?“ Da weiß man, was man hat, liebe Nürnberger!
Wasser Marsch bei Eintracht F. und B.
Der BVB rückt an diesem regnerischen Samstag das Verhältnis mit der TSG wieder gerade, deren Abstieg man in Dortmund ja vor ziemlich genau einem Jahr zum Leidwesen, nun ja – aller, leider verhindert hat. Im Duell um die internationalen Plätze kann Gladbach seine aus Schalke entführten Punkte nicht aufstocken und verliert gegen den Mainzer Mitkonkurrenten das letzte Heimspiel der Saison. Stuttgart verharrt im Schwebezustand zwischen endgültiger Rettung und Relegation und schenkt gegen Wolfsburg einen durchaus realistischen Dreier ab. Hertha und Bremen, beide so gerettet wie langweilig, trennen sich mit einem standesgemäßen Unentschieden. Nürnberg erwartet auswärtsschwache Hannoveraner und wird eines besseren belehrt. Und weil Christian Streich sich nach wie vor nicht mit fremden Plätzen beschäftigt, ergo von der eigenen Rettung noch nichts weiß, gewinnen die Freiburger gut gelaunt weiter.
In Frankfurt fließen Krokodilstränen beim letzten Spiel unter Armin Veh, was den Trainer sichtlich verspannt, da er nicht weiß, ob Traurigkeit oder Erleichterung aus der Feuchtigkeit spricht … Sein Team verabschiedet ihn vor heimischem Publikum jedenfalls ordentlich und schlägt Leverkusen auch in dieser Höhe (Phrasenschwein!) überraschend. In Braunschweig herrscht unterdessen Pulleralarm biblischen Ausmaßes in den Gesichtsfeldern von Fans und Spielern, denn mit der Niederlage gegen Augsburg ist der Abstieg der Löwen besiegelt. Die Liga verabschiedet erneut einen Aufsteiger direkt zurück ins Unterhaus.
Meanwhile around the World
Der FC Fulham schlägt Stoke City und darf mit Felix Magath weiterhin vom Wunder des Klassenerhalts träumen. Da der FC Chelsea aber ausgerechnet gegen Norwich City stolpert, bleibt es im englischen Tabellenkeller spannend. Das gilt leider gleichfalls für die englische Meisterschaft, denn Liverpool kann den Ausrutscher der Konkurrenz nur sehr eingeschränkt nutzen und spielt unentschieden gegen Crystal Palace. Alle Entscheidungen vertagt heißt es auch in Spanien für die Clubs an der Tabellenspitze: Da Atletico verliert, Barça gewinnt und Real einen Sieg im Nachholspiel sowie zuvor in der Liga gegen Valencia ein Unentschieden holt, endet der vorletzte Spieltag der Saison für das Trio mit 88, 87 und 87 Punkten. Wer am kommenden Wochenende die Meisterschaft holt, ist somit wieder völlig offen.
Die Ergebnisse im Überblick
- Dortmund – Hoffenheim 5:1
- Gladbach – Mainz 2:3
- Stuttgart – Wolfsburg 0:2
- Bremen – Hertha 0:0
- Nürnberg – Hannover 2:4
- Freiburg – Schalke 3:2
- Hamburg – Bayern 1:4
- Eintracht – Augsburg 2:3
- Frankfurt – Leverkusen 4:1
Around the World
- Fulham – Stoke City 3:2
- Chelsea – Norwich 1:2
- Crystal Palace – Liverpool 2:2
- Barcelona – Getafe 2:1
- Levante – Atletico 3:2
- Real – Valencia 3:3
- Valladolid – Real 1:4
Dieser Text wurde am Donnerstag, den 1. Mai 2014, um 11:01 Uhr unter notarieller Aufsicht fertiggestellt.
Mara Braun
Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.