Geschrieben am 12. April 2014 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Hinter der Linie, vor dem Spieltag

Mara BraunHinter der Linie, vor dem 30. Spieltag

– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.

Das System Bundesliga ist schnell erklärt: 18 Vereine kicken Woche für Woche 90 Minuten lang, am Ende gewinnen immer die Bayern. Es sei denn, in dieser Kolumne wurde zuvor das Gegenteil behauptet. Dann verlieren die Knalltüten, und zwar nach einem Auftritt, für dessen Blutleere ihnen eigentlich sofort die Meisterschaft aberkannt werden sollte. Nur wenige Tage später stellen sie unter Beweis, wie ernst die Ansage gemeint war, die Bundesliga genieße für sie momentan keine Priorität – und knallen Manchester United aus der Champions League.

Aus der verabschieden sich weiterhin Paris St. Germain sowie der FC Barcelona – und auch Dortmund scheidet aus. Das allerdings mit einem Auftritt, für dessen Emotionalität und Kampf die UEFA eigentlich sofort einen eigenen Titel erfinden müsste; aber auf so was kommt da ja niemand … Ich fasse mal kurz die Halbfinalteilnehmer zusammen, für die mich dieser Erfolg freut: André Schürrle und Iker Casillas. Aus Mangel an Alternativen drücke ich ab jetzt wohl für den Rest der Saison Atlético Madrid die Daumen.

Pizza für Pep, Jubel bei Jens

Bevor aber der europäische Wettbewerb weitergeht, steht, um es mit dem Meister-Pep zu sagen, erst mal wieder Pizza auf dem Programm: die Bundesliga. Fünf Spieltage vor deren Saisonende greift die Panik langsam nicht nur im Abstiegskeller um sich, sondern auch bei den Fans, denen es trotz WM vor der nahenden Sommerpause graut. Grauen ist auch gleich das richtige Stichwort, ein solches erlebt die Frankfurter Eintracht am Freitag auf Schalke – die Mannschaft wirkt unkonzentriert bis fahrig und geht gnadenlos unter. Gerüchte, Armin Veh habe sein Team verunsichert, weil er versehentlich auf der Schalker Bank Platz nahm, weist der Noch-Trainer hinterher weit von sich.

Am Samstag treffen gleich zwei Trainer auf ihre alten Vereine und beide treten dabei äußerst humorlos auf. In Wolfsburg tanzt der sonst eher spröde Dieter Hecking beim haushohen Sieg gegen Nürnberg ausgelassen mit Klaus Allofs vor der Trainerbank. Nur knapp 100 Kilometer weiter äußert sich Mirko Slomka nach der Klatsche seines Hamburger SV gegen Hannover 96 zufrieden mit den Worten: „Es ist doch bekannt, dass ich in Hannover immer gewinne.“ Nicht gewinnen können an diesem Tag Freiburg und Braunschweig, die sich im Kellerduell (2 Euro ins Phrasenschwein!) unentschieden trennen.

Bremen ganz unten, BVB obenauf

Große Verwirrung herrscht indes bei den nach Mainz gereisten Bremern angesichts der für sie unverständlichen Geräuschkulisse aus Schluchzen, gefächerter Luft und weichen Zischlauten. Hintergrund ist eine unter der Woche veröffentlichte Meldung, wonach der hier sehr verehrte Verteidiger Zdeněk Pospěch seinen Vertrag nicht verlängern, sondern zu seiner Familie nach Tschechien heimkehren wird. Die Mainzer Fans brechen darüber bei jeder seiner zahlreichen Ballberührungen in Tränen aus, winken mit Taschentüchern und murmeln zärtlich Pospechs Namen. Derart abgelenkt verlieren die Bremer erstmals seit zehn Jahren in der Domstadt.

Im Spätspiel holt Dortmund einen Sieg für die Moral, sprich, die Borussen erkämpfen sich in München ein Unentschieden, mit dem Kloppo spürbar besser leben kann als sein Gegenüber. Überhaupt keine Anzeichen von Leben sind nach wie vor bei Leverkusen festzustellen, auch unter dem neuen alten Trainer agiert das Team umständlich und verliert erneut. Ganz anders Augsburg, das weiter die Liga überrascht – diesmal trifft es chancenlose Hoffenheimer.

Die Ergebnisse im Überblick
  • Schalke – Frankfurt 5:1
  • Wolfsburg – Nürnberg 4:0
  • Hannover – Hamburg 1:4
  • Freiburg – Braunschweig 1:1
  • Mainz – Bremen 2:1
  • München – Dormund 2:2
  • Leverkusen – Hertha 1:3
  • Hoffenheim – Augsburg 0:3

Diese Kolumne wurde unter notarieller Aufsicht am 10. April um 19:35 Uhr fertiggestellt.

Mara Braun

Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.

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