Hinter der Linie, vor dem 11. Spieltag
– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.
An dieser Stelle ist schon hin und wieder über diverse Medien geschimpft worden, heute aber scheint es an der Zeit, ein Lob auszusprechen – und zwar an das Fußballfachmagazin kicker. Das erfreut seine Leser nicht nur durch Spieltagsnoten für die Bundesligaakteure, die in ihrer Absurdität oftmals schon wieder von großem Mut zeugen. Es trägt außerdem durch frühzeitig veröffentlichte, vermeintliche Endstände von Partien dazu bei, dass seine Leser das sonst nur für Journalisten verpflichtende Zwei-Quellen-Prinzip verinnerlicht haben, sprich jede auf der kicker-Webseite erworbene Information an einer weiteren Stelle verifizieren. Und neuerdings haben die Kollegen sich sogar dem Humor verschrieben, der sonst im Fußball ja häufig viel zu kurz kommt. Dies gilt insbesondere für Chefreporter Karlheinz Wild und seine originellen Kommentare zu den Spieltagen in der Liga und den internationalen Wettbewerben.
Aktuell stellt Wild da die steile These auf, BVB-Trainer Jürgen Klopp behage die Rolle des Krisenmanagers nicht. Die große Kunst für Klopp werde in der aktuellen Phase sein, die Ruhe zu bewahren, erklärt Wild. Sapperlot! Ruhe bewahren in der Krise? Dass da aber auch bislang noch niemand drauf gekommen ist – es könnte glatt ein vernünftiger Lösungsansatz sein. Ein Tausendsassa, dieser Wild! Und dann erst sein flotter Scherz, Kloppo eigne sich nicht als ein Mann für die Krise, oder vielmehr behage ihm diese Rolle wenig. Ein Knaller in Reinformat! Wie unsäglich das Krisenmanagement dieses Trainers ist, konnten Eingeweihte übrigens viele Jahre in Mainz beobachten, aber das war zu einer Zeit, als sich die überregionalen Medien noch derart überhaupt nicht für den putzigen Provinzclub mit Abstiegsgarantie interessierten, dass der gute Herr Wild es vielleicht nicht mitbekommen haben mag. Ich wage überdies zu behaupten, um eine Krise schnellstens zu beenden, könnte die Tatsache, dass einem die Rolle als ihr Manager nicht die allerliebste ist, gar keine so schlechte Voraussetzung sein…
Take off your (Fan-)Shirt!
Und weil Jürgen Klopp die Schnauze inzwischen gestrichen voll hat davon, permanent etwas über die Dortmunder Krise zu lesen (und noch mehr davon, ZDF-Mann Boris Büchler dazu nach jedem Spiel Fragen beantworten zu müssen, obwohl er ihm eigentlich viel lieber in den Hals beißen würde), gelingt dem BVB gegen Gladbach auch endlich mal wieder ein Sieg. Das ist dann in der letzten Partie dieses Wochenendes tatsächlich der erste Dreier desselben, denn der 11. Spieltag der aktuellen Saison wird damit in die Geschichte eingehen, ansonsten nichts als Unentschieden hervorgebracht zu haben. Ein bisschen Spaß muss schließlich sein, oder, Herr Wild? Helau!
And now for something completely different… Die Kolumnistin Ihres Vertrauens erlaubt sich, heute zum Schluss noch auf eine unsagbar fabelhafte Aktion hinzuweisen, mit der Bitte, sich daran zu beteiligen: Unter dem schönen Namen „Second Fan Shirt“ werden derzeit Fanartikel wie Trikots und Schals gesammelt, die bei ihren Besitzern im Schrank nur Staub ansetzen. Der Verkaufserlös kommt zu 100 Prozent Flüchtlingsprojekten zugute, „vor allem solche(n) Refugee-Projekte(n), die Geflüchteten die Chance auf gesellschaftliche Partizipation mit Hilfe von Fußball in ihrer neuen Heimat ermöglichen. Als Beispiele seien hier etwa die Berliner Initiative ‚Champions ohne Grenzen‘, der ‚FC Lampedusa Hamburg‘ oder die Babelsberger Mannschaft ‚Welcome United 03‘ genannt.“ Großartige Sache, unbedingt mitmachen!
Die Ergebnisse im Überblick:
Hertha BSC – Hannover 96 1:1
Leverkusen – Mainz 05 1:1
Augsburg – Paderborn 1:1
Hoffenheim – Köln 1:1
Frankfurt – Bayern 1:1
Freiburg – Schalke 1:1
Bremen – Stuttgart 1:1
Wolfsburg – Hamburg 1:1
Dortmund – Gladbach 2:1
Mara Braun
Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.