Geschrieben am 15. August 2009 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Dr. Lehmanns Sach- und Warenkunde N° 14

Kleine Kriminalistik für Krimis

Heute: Serienkiller. Serienmörder gibt es überall. Sie sind kein Kennzeichen der westlich orientierten Welt. Und es sind mehr, als wir denken. Etwa ein Drittel bis die Hälfte von ihnen läuft über Jahre oder Jahrzehnte frei herum.

Der renommierte Düsseldorfer Kriminologe Stephan Harbort definiert den Serienmord so: „Der voll oder vermindert schuldfähige Täter begeht alleinverantwortlich oder gemeinschaftlich mindestens drei vollendete und von einem jeweils neuen feindseligen Tatentschluss gekennzeichnete vorsätzliche Tötungsdelikte.“ Von allen bekannten Tötungsdelikten werden schätzungsweise 8 Prozent (von ca. 2000 pro Jahr) von Serientätern begangen. Seit 1945 trieben und treiben in Deutschland, grob geschätzt, gut 200 Serientäter ihr Unwesen. Nur rund 40 Prozent von ihnen sind Sexualstraftäter. Harbort nennt sechs Typen: Sexualmörder, die sich im Zusammenhang mit der Tat sexuell befriedigen, Raubmörder, die aus Habgier töten, Beziehungsmörder, die ihre Opfer im persönlichen Umfeld aussuchen, Gesinnungsmörder, die aus weltanschaulichen oder religiösen Gründen wiederholt morden (darunter fallen mordende Krankenschwestern), daraus aber weder sexuellen noch finanziellen Gewinn ziehen, Auftragsmörder, also klassische Killer, und sogenannte Dispositionsmörder, die aus der Situation heraus aus sexuellen, finanziellen oder anderen Gründen bedenkenlos töten.

Sexualmörder erdrosseln, erwürgen, eschlagen oder erstechen ihre Opfer. Raubmörder schießen lieber (benutzen Distanzwaffen). Bei Beziehungstaten kommen vorzugsweise Drogen, Gift oder Medikamente zum Einsatz.

Serienraubmörder sind übrigens keine Einzelgänger. In 60 Prozent der Fälle haben sie Mittäter. Unter den Killern gibt es auch Frauen. Aber es sind höchstens 3 Prozent, und es ist kein Fall bekannt, in dem eine Frau aus sexuellen Motiven gemordet hätte, was aber nicht ausschließt, dass sie beim Mord eine Erregung und Befriedigung empfindet, die der sexuellen ähnlich ist. Weibliche Serienmörderinnen sind als Todesengel in Krankenhäusern oder im Pflegebereich bekannt. Oder sie vergiften reihenweise Verwandte und Bekannte.

Der Drang zur Herrschsucht, also der, die eigene Umgebung zu kontrollieren und Macht auszuüben, sind die Hauptbeweggründe für Serientaten. Sie erzeugen ein Triumphgefühl und ein Erfolgserlebnis, vielleicht gepaart mit sexueller Befriedigung, das der Täter nie zuvor gefühlt hat. Deshalb wiederholt er die Tat in meist zunehmend kürzeren Abständen.

Christine Lehmann

Christine Lehmann & Manfred Büttner: Von Arsen bis Zielfahndung. Das aktuelle Handbuch für Krimiautorinnen und Neugierige.
Ariadne im Argument Verlag 2009. 250 Seiten. 16,90 Euro.

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