Geschrieben am 15. Mai 2010 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Carlos Krimischmiede

Das Alphabet der erotischen Krimiausschnitte, in denen nichts stimmt

Folgen Sie Carlo Schäfer in seine Krimischmiede, in der er auf dem Wahnsinn der Welt herumhämmert, auf dass die Funken sprühen. Das passiert eigentlich mit schöner Regelmäßigkeit alle 14 Tage, aber weil nächstes Wochenende SiK-Pfingstpause hat, wollen wir Sie nicht so lange Carlo-unterversorgt lassen. Zumal heute ein erschütterndes Alphabet zur Debatte steht.

A = Aber das ergab keinen Sinn! Überhaupt keinen Sinn! Richter Jesus Müller ging noch einmal die Akten durch. Wenn Gisbert Schnuff Gisela Schnuff am dreizehnten November ermordet haben wollte, konnte er unmöglich nur wenige Tage vorher zu Fuß vom Südpol aufgebrochen sein. Und doch bezeugten das verschiedene Eskimoinnen, wo es doch am Südpol gar keine Eskimoinnen gab. Schlimmer noch, eine rubbelte gerade hingebungsvoll seinen Spatz mit einem Babyrobbenfell.

B = Besamung von Nonnen – gar mit Waffengewalt – war kein Kavaliersdelikt, nicht hier im Vatikan. Hobbyermittler Monsignore Totti seufzte, zumal sich einige Nonnen beim Papst beschweren wollten. Der heilige Vater würde das nicht überleben, nicht nach der Affäre Obst. Und wer würde ihm, Totti, dann die Einläufe machen?

C = „Cicero hat die Stadt verlassen!“, rief Legionär Butcus, den Lucullus mit dieser heiklen Aufgabe betraut hatte, noch ehe er sein Pilum in den Pilumständer gestellt hatte.

„Soso“, nachdenklich biss Lucullus in seine Wachtel. „Nehmt einen Trunk Wein!“, er gab seinem helvetischen Sklaven Urs ein entsprechendes Zeichen.

„Ich … ich bin im Badehaus verabredet“, sagte Butcus und errötete. „Mit Knaben.“

Lucculus lächelte: „Wie herrlich ist’s zum Pilum Roms noch einen eigenen Spieß mit Manneskraft zu stelzen. Wie herrlich ist der Jugend Kraft!“

„Apropos“, sagte Urs, „soll ich die Egel nun aus eurem Schritt entfernen?“

Lucullus schaute in die Ferne: „Erst wenn wir diesen verdammten Mistkerl von Cicero und seine ganze Bande hinter Schloss und Riegel haben.“

D = Darmverschluss, ausgerechnet jetzt, kurz vor dem Zugriff auf Edgar Stilletto. Harry Himmler stöhnte und schaute neidisch zu seinem von Natur aus sehr gut verdauenden Riesenpython Daniel. ‚Apropos Daniel‘, dachte er. ‚Ich muss mal wieder mit Daniela nachts nackt nageln.‘

E = „Eigentlich habe ich mit der Polizeiarbeit nichts mehr zu tun, junge Lady“, der legendäre Ermittler Luther Kraus, Fänger des Ungeheuers von New Orleans, Überführer von Sigmund dem Finnenfeind, Töter von Sergio dem Strukturalisten und Sieger im Morgan Freeman Look-a-like-Wettbewerb 2001 warf die Angel weit hinaus in den Mississippi. „Andererseits“, sagte er nachdenklich, „habe ich verdammter alter Idiot gerade meine Angel weggeworfen.“ „Okay“, lächelnd wandte er sich seinem Besucher zu. „Junge Lady, Sie dürfen mir gleich erzählen, was für ein übles Spiel dieser Albaner spielt, aber vorher brauche ich ein bisschen Verständnis. Die Augen sind schwach geworden, die Ohren auch, aber mein kleiner Tom da unten will jetzt mal die Lady besichtigen …“

Officer Alfons Rodriguez ertrug die Penetration um der Sache Willen, vertraute auf Krausens schwache Sehkraft und dachte: Apropos Irrtum: Mein Sohn kann gar nicht von mir sein, ich war zu der Zeit in Idar Oberstein.

F = „Fick mich!“, flehte die Geheimagentin den müden Putschisten an. „Hier?“, fragte er. „Hier!“, sagte sie. „Noch ist Zeit, bis ich dich festnehme!“ „Es ist ein Planschbecken und überall sind Kinder!“, gab der Putschist zu bedenken. Statt einer Antwort legte die Agentin Badekappe und Schwimmflügel ab.

G = „Geh nicht!“, flehte die pensionierte Polizistin ihren sterbenden Gatten an. Aber der, ungeachtet seiner von ihr in Notwehr zugefügten, eigentlich tödlichen Stichwunde, ging zum Arzt, wurde gerettet und trotz erdrückender Beweise vom Vorwurf der jahrzehntelangen Polizistinnenmisshandlung freigesprochen. Seine Frau ließ sich nichts anmerken, aber scheiden.

H = „Halleluja!“, rief der mormonische Ermittler in den Nachthimmel über Salt Lake City und musste beim Fesseln der Zigeunerin mehrfach geilheitsbedingt pausieren. Sie hieß Karin.

I = „Ich will“, sagte Piotr Wawensa bei der Teambesprechung, „dass ihr jeden Kanaldeckel in Warschau umdreht, bis wir diese weißrussische Ratte am Schwanz haben. Ihr schaut in jede Litfasssäule. Ihr schaut in jeden Kartoffelsack, vor euch ist kein Kofferraum sicher sowie kein Koffer und kein Raum. Jedes Haus vom Keller bis zum Dach! Und die Schornsteine. Und die kleinen Zwischenräume zwischen Schornstein und Wand in den schlecht gemauerten Häusern der sozialistischen Epoche sowie“, er atmete tief ein, „alle Zeitungskioske, aber auch Kioske, die keine Zeitungen verkaufen. Alle Zeitungen sowieso. Unter jedes Blatt werdet ihr schauen, in jedes Bohrloch und überall, wo ihr geschaut habt, schaut ihr noch weitere drei Mal und – zum Henker – was soll das Majorin Dorota?“

Beschämt zog die Polizisten die Leuchtstoffröhre aus dem After des Kadetten Prrt. Der nickte.

J = „Ja, ich will!“, sagte Polizeiobermeisterin Josephine, schon warf sie der tatverdächtige Mulatte auf den Altar und sich oben drüber. Pfarrerin Halberstetter lachte verständnisvoll.

K = „Komm“, hauchte die reife Orthopädin dem verwachsenen Knaben zu und merkte erst am nächsten Morgen, dass er ihre Handtasche, zwischen Buckel und Rücken geklemmt, während des Liebesspiels entwendet hatte.

L = „Lassen Sie das, hören Sie auf mich zu fisten. Das macht meine Frau auch nicht mehr lebendig!“ Enttäuscht ließ der Verdächtige von Fahnder Knoch ab und gestand.

M = „Männer“, Kommissarin Fanny Tropf stieß den vorzeitig ejakuliert habenden Orgelschüler mit einer müden Bewegung von der Werkbank, „wissen einfach nicht, wie man eine Dame behandelt.“

„Nur weil ich jung bin!“, weinte der angehende Musiker.

Die nackte Ermittlerin schlug resolut auf die Schraubzwinge. „Draußen treibt Kurt der Kannibale sein Unwesen, und ich verschwende Ermittlungszeit mit einem unreifen Lustboy.“

„Soso!“, entgegnete nun der Knabe mit gänzlich veränderter Stimme. „Wer sagt denn, dass ich nicht Kurt bin.“

„Das habe ich mir schon gedacht!“, erwiderte Tropf und hob drohend eine Feile, diese entwand ihr der Organist erstaunlich behände. „Reib dich damit ein!“, sagte er und reichte ihr eine Tube. Tropf erstarrte. „Tandorigewürz!“, half ihr der schäbig lächelnde Jüngling auf die Sprünge. „Ich bin gar kein Organist, ich bin Pakistani!“

N = „Nie zuvor“, hauchte die hörige Polizeipsychologin in das Blumenkohlohr des österreichischen Serienkillers Sepp Humerhaber, den sie soeben auf ihrer Therapieliege in der JVA Graz beritten hatte, da war sie auch schon erwürgt.

O = „Otto, oh Otto!“ Matze Berust, homosexueller Privatermittler, erkannte das Geschlechtsteil seines Ex-Freundes Otto Knall sofort, bedeckte es mit einem Salatblatt und verlangte den Koch zu sprechen.

P = „Pädophilie ganz klar“, kopfschüttelnd betrachtete der türkischstämmige Ermittler Cem Istambul die eindeutige Strichzeichnung auf der Hühnersuppendose. „Meine Lieblingssuppe“, stöhnte die Praktikantin, Gymnasiastin Nele Specht, „meine Lieblingssuppe – und nun das.“

Istambul schüttelte den Kopf. Auch Specht schüttelte den Kopf. Beide schüttelten den Kopf. „Apropos Hühnersuppe“, sagte Specht, schüttelte aber weiter den Kopf. „Haben Sie“, fuhr sie fort, „heute Abend Lust auf ein scharfes Chicken?“

Istambul kniff ihr kopfschüttelnd innig in die Brust: „Mach erst die Schule fertig, dann nehme ich dich“, sagte er mit rauer Stimme. Weiterhin schüttelten sie beide den Kopf.

Qu = „Quäle mich!“, bat die devote Ermittlerin den blinden Bauarbeiter und Steuerbetrüger, der schlug nach ihr, verfehlte sie.

R = „Riesentitten hat die!“, lachte Assistent Nulf Not, „Riesentitten, Megamöpse, Monstereuter, Melkmaschine!“ – „Ist gut, Nulle“, kanzelte ihn sein Chef Jeff Knöller ab. „Fang du mal lieber den Taschendieb von letzter Woche, du erkennst ihn an der Tasche, sie ist rot und hat niedliche Quasten.“

S = „Soso“, schmunzelte der Fernsehpfarrer ins Becken der Bäuerin, „ich bin zwar kein Polizist, aber wenn das nicht ein Kondom voll reinsten rumänischen Heroins ist, mit dem Sie raffiniertes Weib die Schulden ihres trunksüchtigen Ehemanns, dessen Seelsorger ich …“

„Mach weiter, Jürgen!“, flehte das raffinierte Weib.

T = „Tee?“, fragte Coin die durchnässte späte Besucherin. „Und wollen Sie vielleicht ein Bad nehmen?“ – „Das ist es nicht!“, entgegnete die ungewöhnlich schöne Frau. „Ich bin hier, um sie von den Nachforschungen nach meinem toten Bruder abzubringen. Ich würde alles dafür tun.“ Trotzig schüttelte sie ihre Löwenmähne. „Ich meine: Alles.“

Lächelnd griff der Sergeant nach der wie immer griffbereit neben ihm liegenden deutschen Wehrmachtuniform aus Gummi. „Apropos Gummi“, sagte die Fremde. „Sie haben nicht zufällig ein paar Weingummis?“ Aber Coin war schon tot.

U = „Unterführungen haben es ihm angetan!“, sagte die lesbische Ermittlerin Cosima Stalp und kratzte sich am kurzgeschorenen Kopf. Ihre üppige brasilianische Freundin Dominga entledigte sich enttäuscht ihres Sambakostüms: „Ich dachte, wir hätten einen schönen Abend.“

Stalp lachte: „Es ist 12 Uhr mittags.“ Trotzdem schmollte ihre üppige brasilianische Freundin Dominga. Stalp lächelte: „Hilf mir lieber! Was will der Waffenschieber, der sich als brasilianische Samabatänzerin tarnt, in Unterführungen?“ Statt einer Antwort kam keine Antwort.

V = „Verkehr in allen Stellungen? Das hat Doktor Moselbrunn verlangt?“, fragte der desillusionierte Privatermittler den im Schatten der Bahnhofsuhr anschaffenden kirgisischen Lateinschüler. Der lutschte vielsagend an seiner Rindswurst, zitterte und lächelte.

W = „Walpurgisnacht“, eröffnete Major Dimitrow Jevgenisandrotschugasschwili die Sitzung, „das heißt hierzulande: Unzucht, Suff, zerbrochene Scheiben. Walpurgisnacht“, fuhr er fort, „das heißt hierzulande: brennende Autos, geschleifte Häuser, totes Tier.“ Er holte Luft: „Walpurgisnacht, das heißt hierzulande: tote Kinder, tote Rinder, tote Inder.“ Er seufzte: „Walpurgisnacht …“

„Darf ich Ihre Prostata massieren?“, fragte die aus Moskau hinzugezogene Polizeipsychologin Ludmilla Wowereit.“

„Nicht jetzt!“, schrie Jevgenisandrotschugasschwili.

„Wann dann?“

„Gleich.“

„Jetzt?“

„Ja.“

X = Xylophonspielen war für den gehörlosen Kommissar Stig Lillepalle eine gute Möglichkeit zu entspannen, da er die Schwingungen mit den Schwellkörpern seines Geschlechtsgliedes wahrnahm und dabei der ein oder andere Orgasmus heraussprang. Apropos Orgasmus: Er musste Organist Assmussen nochmals in der Sache „HIV-Pinguin“ einvernehmen.

Y = York, das war klar, stand unter Schock. Dreizehn Mädchen gekreuzigt. Inspector William Wanker suchte nochmals die Hinrichtungsorte auf dem Stadtplan. Verband man sie, erhielt man den Schnittmusterbogen für eine recht elegante Burka. Apropos: Wenn die Sache ausgeschwitzt war, musste er unbedingt die persische Frauenärztin seiner Ex-Frau zum Yorkshirepudding einladen, mit Sherry abfüllen, nackig ausziehen und ankucken.

Z = Zwiebeln rektal zu genießen, war für Obermeisterin Aphrodite Dengelschwanz wie Weihnachten. Was scherte sie die Geiselnahme auf der Bohrinsel? Kein Mann konnte es mit einer Zwiebel … da schaltete die Heizung ab.

Carlo Schäfer