Geschrieben am 22. Januar 2011 von für Carlos, Crimemag, Kolumnen und Themen

Carlos

Carlo wird es heute arg schlecht, was an einer fuhrwerkenden Schreibschnepfe liegt …

Himmel und Hölle

– Die junge Gynäkologin Dr. Konstanze Kuchenmeister hat gerade ihre Zwillinge zur Welt gebracht, als bei ihr Gebärmutterhalskrebs festgestellt wird. Für die vierfache Mutter bricht eine Welt zusammen. Wie konnten ihr als Expertin die Symptome nicht auffallen? Doch voller Lebenswillen bekämpft sie die Krankheit, stellt sich Operation und Chemotherapie, versorgt ihre vier Kinder, baut sich gleichzeitig eine eigene Praxis auf. Als sie glaubt, den Krebs besiegt zu haben, diagnostizieren die Ärzte einen Gehirntumor — und wieder nimmt Konstanze den Kampf auf. Sie ist Mutter. Sie hat viele Patientinnen, die an sie glauben. Sie geht durch Himmel und Hölle und überlebt.

Um Missverständnissen vorzubeugen – dieser Text ist nicht von mir und er ist auch nicht parodistisch gemeint, sondern eventuell ernst und wohl auch zynisch. Und stammt von keiner anderen als der großen Hera Lind. Okay, vielleicht hat genau die Zeilen der Verlag – dann sicher zynisch – zu verantworten. Aber der Inhalt, und wir erfahren ja dankenswerterweise diesen zur Völle und Gänze, der ist von der Frauenromanschabracke, Arztverlasserin, Ösibedösi, Talkdummi, Singewutz und Totschreiberin Hera Lind.

Eine Zeit lang war die Dame ja mit der Abwehr wohlverdienten Bankrotts befasst, aber das scheint leider geklappt zu haben. Denn obiges Werk erscheint im Januar 2011. Also jetzt – ich kann es fast riechen. Verweilen wir kurz: Eine (tapfere) Frau versorgt während ihrer Chemotherapie,  ja sogar während der Krebsoperation vier Kinder, darunter zwei Säuglinge, und baut eine Praxis auf! Warum lernt sie nicht auch noch Cello? Und der Hirntumor, den sie auch noch rausgeschwitzt bekommt, weil viele Patientinnen an sie glauben! Wäre ich schwanger, eine sehr hypothetische Annahme, ich weiß, ich würde mich lieber einer Gynäkologin hinspreizen, die ihre sieben Zwetschgen noch beieinander hat, der kein Stopfei im Hirn gerade das memorierte Examenswissen wegmampft. Es ärgert einen ja manches (Oliver Pocher, Jürgen Fliege und – jawohl, mich sehr – Günter Jauch), aber Leuten, die vielleicht etwas schlichter gestrickt sind, wirklich Krebs haben und darob verständlicherweise gar nichts mehr auf die Reihe kriegen, auch noch ein schlechtes Gewissen anzuhexen, dafür möge der Weltenherr doch dereinst den ewigen Rohrstock auf der Dame tanzen lassen. (Und während des Hirntumor-Wegkriegens geht sie keineswegs nur durch die Hölle, sondern auch durch den Himmel! Gleißender Wahnsinn, ich glaub’, ich kauf das Buch.)

Hera Lind und Weh und Ach hat natürlich auch im vergangen Jahr ein Buch geschrieben:

Der Mann, der wirklich liebte

Als Michael Röhrdanz Angela kennenlernt, weiß er, dass sie die Liebe seines Lebens ist. Acht Jahre nach der Traumhochzeit ist sie zum dritten Mal schwanger, und beide sind immer noch so glücklich wie am ersten Tag. Bis das Unfassbare passiert. Angela erleidet einen schweren Gehirnschlag. Fortan ist sie wie eingeschlossen in ihrem eigenen Körper. Doch Michael Röhrdanz will nicht wahrhaben, wovon die Ärzte überzeugt sind: Angela leidet an dem „Locked-in-Syndrom“ und wird sterben. Was nun folgt, ist die Geschichte eines Mannes, dessen aufrichtige Liebe Berge versetzt. Dank seines Einsatzes bringt Angela einen gesunden Sohn zur Welt. Und sie überlebt …

Ja, im Vergleich muss man zugeben: Letztes Jahr war sie dann doch noch eine Spur besser. Der Name Röhrdanz mag es sein – oder die plane Unverschämtheit, die Niederkunft einer vollständig gelähmten, nicht kommunikationsfähigen Frau mit einem Kind, sowie ihr Weiterleben in diesem Zustand als Happy End zu schreiben, das ist schon außerplanetarisch, da ist es zum schieren Zungenreden nicht mehr weit.

Wenn man sich das Lebenswerk dieser offensichtlich von den Zwängen des Geschmacks und der Moral gänzlich frei fuhrwerkenden Schreibschnepfe anschaut, so fällt auf, dass die Dichterin nach eher humorigen Frühwerken nun schwereren, quasi So-ist-es-nunmal-auch-das-Leben-Themen den Vorzug gibt.

Nun also prophezeie ich, vom bösen Schicksal ist es nur noch ein kleiner Schritt zur bösen Tat: Hera Lind wird als Nächstes oder Übernächstes wohl einen Krimi schreiben. Ab ins Syndikat mit der Tante. Doch, doch, das wird passieren! Und wenn ich diese Wette gewonnen habe, wird man mich für meine Weisheit achten – und meine Bücher trotzdem nicht kaufen. Sondern den Krimi von Crimesister Aitsch Lind: Nebel über Salzburg o. ä.

Noch eine Zugabe? Aber gern!

Das Glück der Stille

Verena Oberhirt hat eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann. Ihr Mann Herbert ist der bekannteste Ohrenarzt der Stadt, ihre Tochter Svenja ist angehende Pianistin und gilt als kommende Bundessiegerin im Wettbewerb Jugend musiziert, Sohn Martin hat gerade ein prächtiges Abitur hingelegt und bereitet sich auf sein Jurastudium in London vor. Am Tag vor dem entscheidenden Klavierkonzert, zwei Tage vor Martins Abflug aber, ereignet sich ein schlimmer Unfall. Svenja verliert durch eine Detonation beide Hände und ihr Gehör. Schlimmer noch: Aus Schock darüber kann ihr Mann Herbert nicht mehr arbeiten, und Martin kann nicht mehr studieren.

Verena übernimmt die Praxis und das Studium und kümmert sich mit allem Einsatz einer Mutter um Svenja. Und Svenja gewinnt am nächsten Tag …

Ja, schon gut, der war jetzt von mir.

Ende, ich muss kotzen.

Carlo Schäfer

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