Geschrieben am 8. Januar 2011 von für Carlos, Crimemag, Kolumnen und Themen

Carlos

Carlo denkt heute über Leichenschändung, Weltmeisterschaften, Albanien und seinen Zipadäus nach … Folgen Sie ihm andächtig.

Nein, nichts zum neuen Jahr. Nein, nein, nein.

Und vorläufig auch nix mehr über Guido Westerwelle. Leichenschändung verbietet sich ja dann doch.

Ebenfalls tot: das Bahn-Bashen. Inzwischen wird das nämlich schon von Leuten betrieben, die kein Sekündlein unter Verspätungen gelitten haben, niemals Zug fahren. Aus demselben Grund verkneife ich mir auch das große Greinen, dass Lebensversicherungen höher besteuert werden sollen (war doch so?), die Gaunerbanken nun schon im dritten Jahr hartnäckig nicht rentabel beraten, denn meine Schulden sind absolut stabil, das macht die Bank ganz ausgezeichnet.

Auch kein Rückblick oder Ausblick, wobei: Die WM war (bis auf … nein, auch die Vuvuzelas will ich nicht verwursten) bombig. Aber nun schauen wir nach vorne, denn es ist auch dieses Jahr WM, jawohl, ich weiß es von einem kleinen Engelchen, das wiederum weiß es aus dem Himmel, wo alle alles wissen – und es hat sich in mein Zimmerchen verirrt, das arme Engelchen, dieweil ich sturzlüftete und es konnte mir also noch sagen, dass WM ist und es ist nicht die Fußball-WM der Frauen gemeint, sondern die erstmals unters Volk gehauene der Krimiautoren. Da ward mir übel, ich griff das Engelchen, warf’s an die Wand und tat es alsdann zum Restmüll.

Wer wird gewinnen? Die Skandinavier und Amerikaner muss man zu den Favoriten zählen, aber auch die Engländer sind immer für eine Überraschung gut. Außenseiterchancen können sich auch die – allerdings als etwas ruppig einzustufenden – Russen machen. Deutschland freilich ist nur qualifiziert, weil es der Ausrichter des wegweisenden Bewerbs ist. Man traut dem jungen Team aber einiges zu, zumal rechtzeitig noch das Trainerteam ausgetauscht wird: Das bis kurz vor dem Jahreswechsel noch als unantastbar geltende Trainerduo Wörtche und Göhre, wird noch im Winter suspendiert: Wörtche (natürlich) -> deshalb: Das Syndikat zu kränken, kann sich im deutschen Krimisumpf niemand erlauben! Und Frank Göhre offenbart in einer Podiumsdiskussion in der Eifel erschreckende Kenntnislücken in Bezug auf den oberschwäbischen Hopfen-und-Malz-Lokalkatzenkrimi.

Der neue Trainer, Freiherr von und zu und drunter und drüber Guttenberg, der für die WM sogar auf einen Truppenbesuch mit seinen Töchtern und ACDC verzichtet, hat nun genau die richtige Mischung aus Schleim, Pathos, Skrupellosigkeit, Pseudotiefe, Adelsflair, Schlossmoder, Rock’n Roll, Gothic, aber auch Gotik, sowie NS-Widerstandshintergrund und unwahrscheinlich fesselnder Spannendseiung beisammen.

Doch welche Enttäuschung! Deutschland scheitert schon in der Vorrunde.

Im ersten Spiel unterliegt ein Kölner Katzenkrimi dem moderneren isländischen Amöbenkrimi, dann erwischt es die blinde transsexuelle Ermittlerin Vera „Hansi“ Bruch, die gegen einen Vaginazunähkrimi von K. Slaughter chancenlos ist. In der dritten Begegnung, wo es nur noch um die Ehre gegangen wäre, tritt Deutschland (natürlich) nicht an.

Weltmeister wird Schweden, knapp vor dem Vatikan. Die Experten sind sich einig, dass dem skandinavischen Altmeister wohl zum letzten Mal gelungen sein dürfte, das immer aberwitzigere Kriminalitätspotenzial der „jungen Windeln“ aus dem Zwergstaat niederzuringen.

Als fairste Mannschaft des Turniers wird Albanien ausgezeichnet, da es, wiewohl mit nur einem Titel: „Der Bankraub in der Bank“ hoffnungslos unterlegen, dreimal tapfer dagegenhält.

So wird das sein. Und ich habe Angst, Angst, dass man höherenorts mit meinem robusten Umgang mit dem Engelchen nicht einverstanden ist, z. B. aber auch davor, dass mir ein rasender Hirschbock in den Zipadäus beißt, vor allem aber davor, dass ich bei weitem nicht genug übertreibe. Letztes Mal habe ich ja Neuerscheinungen verhöhnt und umbetitelt, jetzt bin ich auf vier weitere gestoßen, deren Titel (gerechterweise: Titel sind selten bis nie vom Autor, sondern gewöhnlich Lektorenumpf) nicht mehr parodierbar sind:

Niedertracht: Alpenkrimi

Venedig sehen und stehlen

Unter allen Beeten ist Ruh: Ein Schrebergarten-Krimi

Klostergeist

Ja, in der Tat, so einen zische ich jetzt. Vorrunde! Aber höchstens.

Carlo Schäfer

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