Geschrieben am 11. Oktober 2014 von für Carlos, Crimemag

Carlos

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Baby, das war’s

Carlos ist der Spezialist für das alltägliche Grauen. Und wenn Carlos sagt, es gebe da draußen etwas, das selbst er noch nie gesehen hat – ja, dann, dann …

Ich bin auf einen Herren, sagen wir besser auf etwas gestoßen, das mir so elend, wie ich glaube, ja fürchte, noch nie untergekommen ist. Es handelt sich um den Autorenkollegen und „Männerblogger“ Oliver Flesch.

So sieht er aus:

 „Wahre Männer“-Blogger Oliver Flesch (© Evelyn Steinweg)

„Wahre Männer“-Blogger Oliver Flesch (© Evelyn Steinweg)

Und sein Blog, mit dem er tatsächlich Geld verdient, heißt: Wahre Männer.

Eigentlich macht so ein Bild, zur Eigendarstellung gewählt zumal, jedes weitere Wort überflüssig. Es genügt sich furchtzitternd zu fragen:

  • Haben Mark Medlock und der Marlborow-Man (s. a.) wider die Natur ein Kleines gemacht?
  • Ist’s einfach das Spukgesicht eines Golem?
  • Eine Lügenfratze Richtung Horizont, hinter dem schon das nächste Abenteuer wartet?
  • Am Ende einfach eine entsetzliche Abbildung eines ganz offensichtlich entsetzlichen Mannes?

Aber nicht doch! Posen dieser Art sind bis knapp achtzehnjährig dem pubertätsbehämmerten Knaben fremdschämischerisch irgendwie zu gestatten und sind danach eigentlich streng verboten. Aber es gibt Ausnahmeregelungen für besonders verdienstvollen Figuren: Der Mann Oliver Flesch ist zwar satte fünfundvierzig, aber doch in der Lage, mir älterem Herren noch etwas beizubringen. Ich darf aus seinem Text „Mein Geheimnis für eine stressfreie Beziehung“ unter Qualen zitieren:

Wichtig ist, Mann, dass Du eine gesunde Grundautorität ausstrahlst. Dadurch kommen Dir die Mädels schon mal von Haus aus nie so ganz blöde. Mein Mädchen hat sich noch nie Stunts geleistet, wo ich gedacht habe: „geht’s noch?!“
Genauso wichtig: Sei gelassen und großzügig. Sag einfach immer …, na, ich gebe Euch ein Beispiel aus jüngster Zeit.
„Katharinas Freund ist nächste Woche für drei Tage weg, ist es okay für Dich, wenn ich in der Zeit bei ihr schlafe?“
Meine Antwort: Nä! Das kommt überhaupt nicht in Frage – wird ja immer schöner mit dir!“
Dann ließ ich eine kleine Kunstpause und sagte: „Verarsche! Klar darfste bei ihr schlafen! Nur falls du vorhast MIT ihr zu schlafen, solltest du mir Bescheid geben, ich bin dann zehn Minuten später da.“
Ein Mann, der weniger in sich ruht, als ich, würde sich vielleicht Sorgen machen, denken: „Drei Tage und drei Nächte bei ihrer besten Freundin, dieser Schlampe?!“ […] Wichtig für eine stressfreie Beziehung ist auch – und da wird es bei den meisten Männern eng – keine große Scheiße zu bauen. Früher, ja, früher, da war ich Großmeister im Scheißebauen. Und das hat bislang noch jede Liebe gekillt. Heute bin ich klüger. Warum sollte ich Scheiße bauen? Mein Mädchen erlaubt mir doch eh alles. […] Wenn mir eine Dame gefällt, und ich glaube bei ihr Chancen zu haben, frage ich sie, ob sie Interesse an einer ménage-à-trois oder Ähnlichem hat, und wenn sie Ja! sagt, gut, wenn nicht, auch gut. Gibt so viele Frauen da draußen …

Muss man noch erwähnen, dass viele Frauen seine Auslassungen „supi“ finden? Muss man nicht, man darf sich aber fragen, was da jetzt eigentlich steht. Zunächst geht es um die natürliche Hackordnung, dann großmütiges Absehen von dieser, ja, in sich ruhend, und wenn schon nicht weise, so doch irgendwie weniger scheiße, es wird sogar zu leidlicher Treue geraten, dann aber wieder kaum: Man kann es ja zu dritt treiben und das Mädchen wird schon parieren, wenn nicht, dann halt anders, immer feste druff, ich, Flesch, hab das Hämmern erfunden.

Ich, Carlos, ruhe ja auch sehr in mir, da ich schön viel Platz habe, mich in meinen MÄNNERKÖRPER zu kuscheln und vor mich hin zu dösen. Ich könnte es noch besser:

Mein Mädel fragte eines Tages: „Ist es okay, wenn ich meine Mutter anrufe?“ Ich sagte gesund grundautoritär: „Nicht wirklich Muschi! Du bist wohl voll gaga unter die Blechscherenfemimutanten gegangen!“ Ohrfeige, Kunstpause, Kippe, pantomisch eingeforderter und erhaltener Quickblowjob, dann mein MÄNNERLÄCHELN: „Alles Arschgeficke: Natürlich darfst du kurz telefonieren, aber wenn ich mitkriege, dass du mit deiner Mutter Telefonsex machst, kommst du wieder in die Säuretonne.
Baby, das war’s.

Nein, kein Formatierungsfehler zum Schluss meiner Version, sondern der Titel Fleschens neuen Romans. Dass es so Typen gibt, geschenkt, dass sie, wenn sie denn alt werden und nicht vorher vom Pferd fallen oder im Viagrarausch platzen, irgendwann die eigene Lächerlichkeit nicht mehr wegwichsen können, alles richtig. Aber dieser Mann kann davon leben! Ursprünglich war er mal bei der BILD (wo sonst?), aber der kann sich freischwebend finanzieren!

Ehrlich gesagt, wäre hier ein Duell die adäquateste Form der Kontaktnahme, aber für diesen Cowboyhut mit unter ihm befindlichen Schleimscheißeitergeschwür in den Knast? Nein. Außerdem hat er prominente Unterstützer, die einem dort die Kollektivdusche zum urologischen Dauertrauma gestalten würden.

Flesch, (dass er aber nicht gleich „Flesh“ oder „FLASH“ heißt!) listet nämlich auch auf, was „gute Männer“ Lobendes über ihn zu sagen, zu lallen haben: z. B. Chaosmime und Böse-Onkelzanhalluzinierer Ben Becker, Country- und Pilslegende Gunter Gabriel, irgendwelche völlig unbekannten Szenedeppen und auch „Partykönig“ Michael Ammer, dieses Solariumsbrickett, das die Leberwerte von ganz Sylt persönlich verdoppelt. Der bringt ES, nämlich nichts, auf den Punkt:

„Flesch lebt, was er schreibt. Er schreibt, wie er lebt. Er ist ein Lebemann. Einer der, und das unterscheidet ihn von all den Playern da draußen, am Ende nur die Eine sucht.“

Die Sätze haben ganz wenig Bedeutung, gewiss, aber sie schaffen es dennoch, eine derartige Verwahrlosung und Dummheit klinisch herauszuarbeiten, man muss sie zweimal lesen, man muss sie würdigen. Wer sind die „Player“ „da draußen“? Meint er im Freien spielende Kinder, die noch nicht von ihrem Schwanz gesteuert werden, wie es an Stelle des Fleschpimmels kein Marine bei seiner Drohne vermöchte? Und „die Eine“ muss ein Tipp-, Plapper-, Denk-, Trinkfehler sein, es geht um „das Eine“, ganz sicher.

Meint er überhaupt was? Was heißt „draußen“? Genital grade nicht drinnen? Haben da gleich mehrere einen Dauerzapfen im Mieder und eine Neumondnacht hinter der Stirn? Ja. Hat jeder die Freunde, die er verdient? Ja.

Lohnen mehr Worte?

Nein.

Carlo Schäfer

Mehr von Carlos gibt es hier. Und zu seinem eBook Tod dreier Männer bei CulturBooks.

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