Geschrieben am 21. Mai 2011 von für Carlos, Crimemag, Kolumnen und Themen

Carlos

Beachten Sie heute bei Carlos, was passieren kann, wenn man a) fernsieht, b) den „Tatort“ und c) auch noch kommentierende Presse erwischt. Das ist nicht schön!

Soso,

lieber STERN:

 

Zieht man seinen überladenen Beginn und einige klischeehafte Gefühlsduseleien ab, ist ihm ein hochemotionaler und spannender Tatort gelungen in dem Mord fast zur Nebensache geriet.

Die Rede ist vom dieswöchigen: Der illegale Tod

Wer wagte zu wiedersprechen – ich möchte nur in aller Demut einige Beobachtungen aufführen, die mir am Sonntagabend das volle Wohlgefühl verdarben, die praktisch schon gebuchte Städtereise nach Bremen noch einmal zugunsten einer Darmspiegelung aufschieben ließen.

Unter obigem Link kann man sich den Inhalt nacherzählen lassen, mir geht’s wie gesagt nur um ein paar Kleinigkeiten.

An einem Strand Nordafrikas liegen diverse tot angespülte afrikanische Bootsflüchtlinge. Eine Frau aber ist gar nicht tot. Sie war nur bewusstlos. Ich habe immer gedacht, wenn man im Wasser bewusstlos wird, dann stirbt man wohl auch, zweifellos traurigerweise, aber ich dachte eben, das sei so – oder aber, wenn man, praktisch schon an Land seiend, plötzlich bewusstlos wird, dann hat man sich doch vorher von den ganzen um einen herum treibenden Leichen schwimmtechnisch abgesetzt? Na ja, Hauptsache sie lebt! Und natürlich gehört ihr erster erwachter Gedanke der kleinen Tochter, bei der es leider nicht gereicht hat. Die verzweifelte Mutter benötigt nicht einen suchenden Blick – mit dem Instinkt der Gebärthabenden rennt sie, eben noch dreiviertelstod nach hinten links, wo tatsächlich, aber für sie eigentlich unsichtbar, die Leiche der kleinen Tochter liegt. Es ist übrigens Nacht.

Dann klingelt ihr Handy. Es muss ein bemerkenswertes Modell sein. Es hat einen Orkan unbeschadet überstanden und verfügt sogar, wie sich später zeigen wird, über moderne Funktionen, kann nicht nur fotografieren, sondern auch filmen! Und das alles zu einem Preis, den man sich auch als afrikanische Elendsflüchtige offensichtlich leisten kann.

Dieselbe Frau ist dann drei Monate später in Deutschland, läuft ihrem Menschenhändler weg, was ganz leicht geht, und beginnt einen Rachefeldzug gegen böse Bremer Polizisten, die u. a. für den Tod ihrer Tochter verantwortlich sind. Eine stramme Leistung schon dies: Beim Aufeinandertreffen der Flüchtlinge mit der Hilfe verweigernden Polizei auf hoher See hat sie sich trotz Todesangst, Erschöpfung, Orkan, das ihr doch wohl fremde „Bremen“ auf irgendeiner Uniform gemerkt.

Ja, unsere Afrikanerin hat zwar einen typischen Afrikanerinnennamen „Amali Agbedra“, aber sie ist doch ungewöhnlich. Ungewöhnlich sprachbegabt: Als geduldete Asylanwärterin kann sie von Anfang an mehr oder weniger fehlerlos Deutsch.

Bald hat sie eine Waffe – von einem scheinbar angelnden Schurken, den sie – trotz ihrer Sprachbegabung möglicherweise noch nicht so ganz der hiesigen Unterweltgepflogenheiten mächtig – halt irgendwie aufgetan hat.

Wir sehen in diesem Film auch zwei Polizisten, die in einer (recht noblen) Bar ca. 40 Tequilas niedermachen und volltrunken herumgröhlen. Das stört niemanden, ja, als einer der beiden, Vizeheld Stedefreund, schier vom Hocker fällt, sitzt direkt daneben eine wohl taube Komparsin und trinkt sinnend vor sich hin. Und dann schneiden sich die Herren auf dem Klo auch noch die Hände auf, um ihre „Blutsbrüderschaft“ zu erneuern! Warum der Stedefreundfreund (der in Wirklichkeit mit der afrikanischen Germanistin unter einer Decke steckt) das unbedingt will, ist und wird nicht klar.

Ebenso unklar: Warum ist die Afrogermanistin mit ihm am Liebe machen, wenn sie, wieder mit ihm, den Rest der bösen Polizisten ummachen will? Er gehörte nämlich auch zur Bootsbesatzung – das heißt: Sie hat ihn gefunden, nicht erschreckt, sondern sein gutes Herz … und er, in sie und deshalb alles aufgegeben … Schwer zu verstehen, wirklich!

Nun, um noch einmal das STERN-Zitat zu bemühen: Ganz so nebensächlich ist der Mord nicht, genauer gesagt, die Morde: Zwei sind eindeutig welche, ein dritter auf hoher See könnte noch Totschlag sein, und also ist der STERN für seine präzise juristische Recherche zu loben, die wohl auch ergeben hat: Die zahllosen ertrunkenen Flüchtlinge, das sind dann doch nur Unfälle …

Wirklich hart wird der Zuschauer rangenommen, als auch noch ein Schäferhund abgeknallt wird. Im Gegensatz zu allen anderen Toten wird er nur sehr angedeutet, scheu und pietätvoll gezeigt. Schlimm, wenn ein unschuldiges Kind umkommt. Und ein Hund.

(Prognose: Rösler hat in seiner Antrittsrede mit einem – zunächst lebend – bis zum Garpunkt erhitzten Frosch metaphorisiert. Und das war’s dann auch schon wieder. Dass er wie ein Ausländer aussieht, ginge ja noch beim liberalen Dummvolk durch, wenigstens ist er nicht schwul. Aber Tierquälerei und sei es nur davon redend … Nein, wird nix mehr mit den Gelben.)

Aber zurück zum Thriller aus deutschen Landen. Vom Üblichen wollen wir mal absehen: Polizisten haben Designerwohnungen und selbstgebaute(!) Jachten, klar doch.

Dass aber die – in der Tat unerträgliche – Wir-hatten-noch-Ideale-Kommissarin Lürsen einem Staatssekretär die Nase brechen darf, allenfalls von der Tochter, die neuerdings ihre Chefin ist, gerügt – nicht gefeuert, verhaftet, verknackt wird, das ist schon … Also ein bissel seltsam.

Am Schluss sind die Helden bester Laune: Stedefreund hat von der Mutter seines ermordeten Kumpels die Jacht geschenkt bekommen! Das hilft sehr gegen Traurigkeit, das glaubt man gerne!

Ich habe heute durchaus auch ein paar negative Kritiken überflogen, die von mir angeführten Wahnsinnigkeiten aber haben niemanden gestört. Irre.

Ach ja, apropos „irre“:

1. Mappus hatte sich, leicht im Irrtum über den Zeitraum seines Wirkens, für 2012 eine neue Regierungskarosse bestellt. Mit etwas mehr PS ausgestattet als der bisherige Wagen, denn der hatte nur 540.

2. Und jetzt kommt’s! Ich habe mich schon einmal mit den hessischen Schandbarden „Die Amigos“ befasst. Auf www.ingrids-amigosfanpage.de schreibt die Seitenbetreiberin: Meine Hobbys sind basteln ,Kreutzworträtsel lösen ,ich treibe auch Sport gehe in ein Sportstudio ,und beschäftige mich gerne am Pc  schau mir gerne Homepagen an  .Dazu höre ich gerne die Amigos . Lese auch sehr gerne ,vor allem Bücher von dem Schwedischen Schriftsteller Henning Mankell. HAHAHAHAHAHAHA!

Carlo Schäfer

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