… Bildung …
Unser Alltag ist oft arg nervig. Die Verhältnisse, nicht nur nach Brecht, ziemlich beschissen. Die Politikos oft durchgeknallt bis völlig bescheuert. Homo sapiens nicht unbedingt eine Offenbarung. Was tun? Zumindest ein bisschen pöbeln. Und dabei die pragmatischen Aspekte nicht aus den Augen verlieren. Lena Blaudez hat eine Reihe praktischer und doch ganz modester Vorschläge
Ach ja, morgen ist ja die Wahl! Die meisten Menschen, die Nachwuchs ihr eigen nennen dürfen, interessieren sich insbesondere für die Frage: Was wird die nächste Regierung für eine Bildungspolitik machen? Weiterhin unzählige Reformen, Hü und Hott, Billiglösungen und wenn niemand mehr durchblickt, entscheidet dann das Los? Kann das Deutschland besser?
Der drittgrößte Waffenlieferant der Welt liegt innerhalb der 30 Industrieländer der OECD bezüglich der Absolventenanzahl von Hoch- und Fachschulen an viertletzter Stelle, in punkto Weiterbildung schneiden nur die Türkei und Korea noch schlechter ab. Was sagt uns das? Na, das liegt doch wohl auf der Hand. Mehr Studien- und Ausbildungsplätze in der Waffenindustrie und im Waffenhandel schaffen! Das ist ein Bombengeschäft! Wollen Sie, dass Ihre Kinder da außen vor bleiben? Deswegen Interesse wecken und Motivation! Damit sollte der Staat die Eltern nicht alleine lassen.
Warum klappt das aber nicht wirklich mit der Stoffvermittlung? Einerseits liegt es natürlich daran, dass die Kinder die Lehrer nicht hören können. Ein Lehrer mit nur normal ausgebildeten Stimmbändern kann einfach nicht so laut schreien. Andererseits fehlen die richtigen Fächer! Wie lautet das Mantra an Berliner Grundschulen? Gewalt ist eine Lösung!
Zur Unterstützung dieser Geisteshaltung und künftiger Verdienstmöglichkeiten sollten also dringend neue Unterrichtsinhalte an das Kind gebracht werden. Denn man soll ja bekanntlich die Leute immer da abholen, wo sie sind. Das gilt auch für Kinder. Unsere Kids sind an und für sich schon völlig auf der richtigen Linie, aber engagierte Grundschüler müssen sich leider vieles im Selbststudium beibringen, weil es der Lehrplan nicht hergibt. Da muss die Politik kreativer werden und sich auf die Bedürfnisse der Kinder curricular einstellen.
Beispielsweise: das Knochenbrecherseminar (Arbeitstitel). Wie hau ich Nasen platt und Zähne raus, ohne mich erwischen zu lassen? Wie treffe ich mit Steinen Köpfe? Dann: Mobbing für Fortgeschrittene. Das ist anspruchsvoll, denn Neger, Hurensohn, schwule Sau usw., das gehört heute längst zur Umgangssprache, da müssen neue Wege gegangen werden.
Nett wären auch neue Ideen in punkto Drohungen. „Hey, Alta, pass auf du, ich weiß, wo dein Haus wohnt.“ Oder: „Hey, Alta, pass auf du, ich weiß, wie deine Klingel heißt.“ Das ist schon ganz schön, aber sicher gibt es noch Besseres. Das Ganze gehört natürlich aufgepeppt. Empfehlenswert sind Kombifächer, beispielsweise Crime & Sex. Hannibal Lecter haben die Süßen natürlich schon in der Vierten gesehen, Gewalt allein ist keine echte Herausforderung mehr. Ist es okay, wenn sich erst Sechstklässer nachts Pornos reinziehen? Klassenlehrer berichten, dass sie immerhin in punkto Sexualpraktiken noch was dazulernen können.
Natürlich müssten ja erstmal die Deutschkurse intensiv auf die Erfordernisse umgestellt werden. Schließlich, wie viele Kinder können heute außer „Ich ficke deine Mutter“, denn schon groß andere deutsche Floskeln, wenn sie eingeschult werden? Dass die Sportangebote für nachmittags aus Geld- und Personalmangel wegfallen, macht nichts, denn heutzutage wird selbst im Unterricht aufeinander eingedroschen, in den Pausen sowieso. Das nennt man Multitasking.
Natürlich dürfen wir auch die Lehrerfortbildung nicht vergessen. Da bieten sich Seminare wie „Burn out for ever“ oder „Unterrichten trotz Ganzkörperzuckungen“ und natürlich das Stimmbandtraining an. Nicht zu vergessen: Nahkampftechniken! Wie sollen die denn sonst ineinander verkeilte Halbstarke auseinander bringen? Auch „Wie besiege ich meine Angst“ ist angebracht. Rumbrüllen allein bringt’s nicht.
Und schließlich: Was ist, wenn sie es dann endlich hinter sich haben, die Kleinen? Ja, was dann? Dann wenden sie ihr Wissen an!
Noch schnell ein Beispiel aus einer Berufsschule:
Ausbilder: „Messen Sie bitte die Länge dieses Werkstückes!“
Lehrling: „Wie … womit …?“
Ausbilder: (drückt ihm ein Messband in die Hand und zeigt ihm, wie er es anlegen muss) „Wie lang ist es?“
Lehrling: „Na, äh … 20!“
Ausbilder: „Was? Meter?“
Lehrling: „Ja?“
Ausbilder: „Steht hier nicht Zentimeter?“
Lehrling: „Aha.“
Ausbilder: „Und wie viel Millimeter sind das?“
Lehrling: „Also nu ist aber mal Schluss, ja! Verlangen Sie jetzt etwa, dass ich die ganzen kleinen Striche da zähle?“
Ich kann also den zukünftigen Bildungsverantwortlichen nur ans Herz legen, den Lehrplan bedarfsgerecht zu ändern. Oder ist das wieder alles zu teuer? Dann wäre es gut, sich ein Beispiel an anderen Branchen zu nehmen. Zum Beispiel am Berliner Nahverkehr. Einfach zu großen Teilen einstellen. Klappt doch auch so alles. Und die Telekom, die kann doch auch tagelang ganze Teilbereiche lahmlegen, ohne dass was passiert. Schule wird einfach weit überschätzt.
Also lieber Schule komplett abschaffen und die Kleinen in Überlebenscamps stecken. Kampftechniken und Überlebensstrategien im internationalen Waffengeschäft! Nicht zu vergessen: Perfektionierung der Fähigkeiten in der guten alten deutschen Tugend des Wegduckens: Ich war’s nicht! Ich kann nichts dafür! Das war Kevin!
Dann läuft der Laden wieder. Das wäre doch gelacht!
Lena Blaudez