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Posted On Februar 13, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher

Jeffery Deaver: Manhattan Beat

Achterbahnfahrt mit Leerlauf In den USA wird Jeffery Deaver schon seit Jahren als „Meister der Zeitbomben-Spannung“ gehandelt, der seine Plots gnadenlos mit überraschenden Wendungen und fulminantem Finale vorantreibt. Als Auftakt einer Reihe um seine junge Ermittlerin Rune ist jetzt auch der bereits 1989 entstandene Krimi „Manhattan Beat“ auf deutsch erschienen. Wie von Deaver nicht anders zu erwarten, setzt „Manhattan Beat“ ungemein packend ein: Aus der Innenperspektive führt er in einem Hotelzimmer den schwer bewachten Kronzeugen Gittleman vor Augen, der sich zum ersten Mal seit Monaten „in Sicherheit“ fühlt. Doch erRead More

Posted On Februar 13, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Nick McDonell: Zwölf

Drogen, Sex, Gewalt Still ist es um die jungen und jüngsten literarischen Wunderkinder geworden, mit denen sich die deutschen Verlage seit Benjamins Leberts „Crazy“ zu toppen versuchten. Neue Sensationsmeldungen kommen dagegen nun aus Amerika: So das Debut des 17jährigen Nick McDonell, das selbst die ehrwürdige New York Times als „so schnell wie Speed und so erbarmungslos wie Acid“ bejubelte. McDonell erzählt in „Zwölf“ von White Mike, einem jungen Drogendealer, der selber absolut clean ist und cool dem Nietzsche- Credo des „Amor fati“ folgt. Getrieben vom hektischen Rhythmus seiner Heimatstadt NewRead More

Posted On Februar 12, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Jonathan Safran Foer: Alles ist erleuchtet

Die schwarze Materie der Gefühle Der junge Amerikaner Jonathan Safran Foer legt ein ebenso wagemutiges wie faszinierendes Debüt vor. Jonathan Safran Foer ist der Shooting-Star und der Hoffnungsträger der jungen amerikanischen Literatur: Annähernd 500.000 Dollar strich der 25jährige für sein in den USA schon 100.000 mal verkauftes Debut ein, das jetzt unter dem Titel „Alles ist erleuchtet“ auch auf Deutsch erschienen ist. Um es gleich vorweg zu nehmen: „Alles ist erleuchtet“ ist ein verwegener, tief berührender und darüber hinaus auch erstaunlich weiser Roman. Er nimmt seinen Ausgang von einer Reise,Read More

Posted On Februar 12, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher

Pablo Tusset: Das Beste was einem Croissant passieren kann

Viel Lärm um nichts Völlig außer Acht lässt Pablo Tusset bei seinem wortreichen Bemühen, witzig und schockierend zu sein, den Spannungsaufbau seiner Geschichte. Pablo José Miralles, wegen seiner Körperfülle auch „Balu“ genannt, ist ein schlampiger Faulpelz mit steinreichen Eltern und einem rasend erfolgreichen Vorzeige-Bruder. Seine Zeit schlägt sich dieser Anti-Held von Pablo Tussets in Spanien sensationell erfolgreichen Debut-Roman mit nächtlichen Streifzügen durch Barcelona oder mit der Entwicklung einer fadenscheinigen „Theorie der Erfundenen Wirklichkeit“ um die Ohren. Als sein Bruder plötzlich spurlos verschwindet, versucht sich Pablo im Auftrag seiner Schwägerin alsRead More

Posted On Februar 12, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Alina Vituchnowskaja: Schwarze Ikone

Nihilistische Splitterbombe Wie ihr Leben sind Alina Vituchnowskajas Texte hoch energetisch, ungebändigt und mutwillig provozierend. Alina Vituchnowskaja ist eine schillernde Ikone der radikalen Moskauer Jugend und inszeniert ihr Leben als provokative Performance. Und wie das Leben der 29jährigen ist auch ihre Literatur – sie ist, wie es in einem frühen Manifest der russischen Futuristen heißt, eine schallende „Ohrfeige für den öffentlichen Geschmack.“ In den bruchstückhaften Gedichten, Prosa-Szenen, Tagebucheintragungen und Manifesten ihres Sammelbandes „Schwarze Ikone“ beschreit und beschreibt die 30jährige rücksichtslos eine postsowjetische Gesellschaft, in der das „schon immer geahnte Desaster“Read More

Posted On Februar 12, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Georg Klein: Von den Deutschen

Ein deutsches Traumgespinst Georg Klein zeichnet in seinem neuen Erzählband mit schier unerschöpflichen Erfindungsreichtum ein schillerndes Bild der Deutschen und des Deutschen. Georg Klein ist ganz ohne Zweifel einer der originellsten und stilistisch exquisitesten deutschen Gegenwartsschriftsteller: Unwiderstehlich zog er die Leser in „Libidissi“ und „Barbar Rosa“ unter dem Deckmantel des Agenten- bzw. Detektivromans in surreal verfremdete (Metropolen-) Landschaften, in denen es von grotesk-exzentrischen Charakteren und ungeheuerlichen Begebenheiten nur so wimmelte. Eben diese hohe schriftstellerische Kunst stellt der mit seiner Frau Katrin de Vries und zwei Kindern im windig-kargen Ostfriesland lebendeRead More

Posted On Februar 12, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Stuart David: Wie Nalda sagt

Wunderbare Allegorie über das Glück „Wie Nalda sagt“ ist nicht nur die Geschichte eines liebenswerten Sonderlings, sondern auch eine großartige Allegorie über das Vertrauen und das Glück, das zum Greifen nah und doch so fern sein kann. Es gibt Bücher, die scheinbar unbeeindruckt von Zeit und Raum entstehen und dann fremd und faszinierend wie ein Edelstein aus fernen Welten in die Hände des Lesers fallen. So ein wunderbares Buch ist „Wie Nalda sagt“, das Debüt des jungen Briten Stuart David. Stuart David lässt seinen Protagonisten in direkter Ansprache des LesersRead More

Posted On Februar 12, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Antonia Logue: Die Könige von Amerika

Zwischen Avantgarde und Amor fou „Ein Tag mit Cravan ist wie ein Tauchbad in Säure“ – ohne Zweifel war Arthur Cravan einer der schillerndsten und faszinierendsten Gestalten der sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts formierenden Avantgardebewegungen: Der über 100 Kilogramm schwere 2 Meter-Mann war Poet, Box-Champion, Hochstapler, Herumtreiber und unwiderstehlicher Charmeur, dem die Frauen reihenweise verfielen – darunter auch die exzentrische englische Dichterin Mina Loy, die Cravan schließlich heiratet: „Ein Eintauchen ins Glück, wie es vollkommener nicht hätte sein können.“ In Form eines Briefromans zeichnet die junge irische Schriftstellerin AntoniaRead More

Posted On Februar 12, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Franzobel: Lusthaus oder die Schule der Gemeinheit

Wüste (Sprach-) Orgie Franzobel zeichnet in „Lusthaus“ bis zum parodistischen Salto Mortale ein bitterböses Panorama des „Menschlich Allzumenschlichen“. Dieses Buch ist ganz und gar unglaublich: Es ist in einem grandiosen Ausmaße monströs und morbid, wüst und wahnsinnig. Es ist ein wilder Rausch ohnegleichen, eine sinnliche Sprachorgie, ein barocker Bildertaumel, eine furiose Farce. Da reibt man sich die Augen, schüttelt den Kopf und kann es nicht fassen, zu welch obszönen Phantasmen, opulenten Bildern und magischen Metaphern das glühende Quecksilber der Sprache hier geronnen ist. Franzobel erweist sich einmal mehr als einRead More

Posted On Februar 11, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Annie Proulx: Mitten in Amerika

Ein Buch wie eine Landschaft Annie Proulx’ Prosa fasziniert einerseits durch eine Sinnlichkeit, mit der die Landschaft und die Menschen des Panhandle wie in einem Cinemascope-Film am inneren Auge des Lesers vorbeiziehen. Bei aller Bildmächtigkeit fehlt es dem Roman andererseits jedoch über die lange Strecke von über 500 Seiten eindeutig an Spannkraft und psychologischer Dynamik. Das Panhandle ist ein schier endloser, karger Landstrich im Dreiländereck von Texas, Oklahoma und New Mexiko. Die Luft ist hier „von wildem Beifuß und aromatischen Sumach gewürzt“, die Landschaft von knarrenden Windrädern, Getreidesilos, Kühen undRead More
Leben auf der Überholspur Ronald „Blacky“ Miehling kann auf eine rasante Karriere als Drogenschmuggler zurückblicken – tonnenweise schleuste er seit Ende der 80er Jahre Koks nach Deutschland. 1996 wurde er dafür zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Zusammen mit Helge Timmerberg, der unter anderem für „Stern“, „Die Zeit“ oder „Merian“ brillante Reisereportagen liefert, erzählt Ronald Miehling in Schneekönig aus seinem abenteuerlichen Leben als Drogenboss Als Sohn eines Polizisten in miefiger Spießeratmosphäre aufgewachsen, zieht es Ronald Miehling Anfang der 70er auf den Hamburger Kiez, wo er sich schnell einlebt: „Meine Lehrzeit alsRead More

Posted On Februar 11, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Aldo Nove: Amore mio infinito

Zauberhafte Reise zum Smarties-Planeten Berührend erzählt Aldo Nove vom schwierigen Erwachsenwerden in unübersichtlichen Zeiten Die Kindheit ist ein buntes Zauberreich, in dem sich die Zeit auf geradezu magische Weise bis ins Endlose auszudehnen scheint. Doch mit den Jahren zeigt die Zeit ihre scharfen Zähne und entpuppt sich als „ein Krokodil, dass die Leute auffrisst, sobald sie erwachsen sind“. Mit ungeheurem Einfühlungsvermögen erzählt Aldo Nove in „Amore mio infinito“ eine Geschichte vom Erwachsenwerden, vom schwierigen Abstieg aus dem Reich der Wunder und Träume in jenes der Notwendigkeiten und der Hektik, inRead More

Posted On Februar 11, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

André Kubiczek: Die Guten und die Bösen

Explosiver Berlin-Cocktail Auch André Kubiczek legt kein „Berlin Alexanderplatz II“ vor, bietet aber einen hochvergnüglichen Streifzug durch die Gemenge- und Gemütslagen der Hauptstadt. Seit der Wiedervereinigung warten Kritik und Leserschaft brennend auf den großen Berlinroman, der durch die neue Unübersichtlichkeit dieser brodelnden, von Medien-Mythen verhüllten Metropole führt und den tausendstimmigen Zeitgeist zwischen den Jahrtausenden spürbar macht. Nachdem André Kubiczek in seinem Debüt „Junge Talente“ (2002) den Weg seines Helden Less aus der ostdeutschen Provinz in die Boheme und Subkultur Berlins beschrieben hat, ist sein neuer Roman nun ganz und garRead More

Posted On Februar 6, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Hans Henny Jahnn: Fluss ohne Ufer

Schatten der Sehnsucht So ist Jahnns Leben und Schreiben letztlich ein großes „Trotzdem“ eingewirkt, das den Oszillationen des tragischen Natur- und Menschenschauspiels widersteht und dem oftmals konstatierten „Es ist wie es ist. Und es ist fürchterlich“ das unerschrockene „Bis zum letzten wollen wir uns aber widersetzen“ zur Seite stellt. „Ich war ein Schatten der Sehnsucht. Ein Sterbender, der noch auf Genesung hofft. Ein Gelangweilter, der in den Abgrund der ausgebrannten Hölle starrt.“ Wie ein schroffes, unzugängliches Felsengebirge steht Hans Henny Jahnns „Fluss ohne Ufer“ in der deutschen Literaturlandschaft. Voller ArgwohnRead More

Posted On Februar 2, 2004By Markus KuhnIn Bücher, Litmag

John Griesemer: Rausch

Großes Emotions- und Katastrophenkino John Griesemers Rausch ist ein unterhaltsamer Historienroman über den Beginn des Kommunikationszeitalters, aber keine literarische Sensation. 1857. In einer Zeit, in der es weder Satellitenschüsseln noch Handys gab, in der man nicht einfach zum Hörer greifen oder eine E-Mail schreiben konnte, um einen Freund in Übersee zu erreichen, versuchte eine Hand voll mutiger, innovativer und geschäftstüchtiger Männer ein Kabel quer durch den Atlantik zu legen, von Irland nach Neufundland, von der alten in die neue Welt: Der Beginn des Zeitalters der globalen Kommunikation, die Geburtswehen derRead More

Posted On Februar 8, 2003By Jan KarstenIn Bücher, Crimemag

Brian Lecomber: Letzter Looping

Virtuoser Flug in die körperliche Hölle Brian Lecomber ist Kunstflieger und „Lebenskünstler“: Von der Schule verwiesen, Lehre und diverse Journalistenjobs aus Langeweile aufgegeben, Fliegen gelernt. Beim Luftzirkus gearbeitet, des besseren Wetters wegen in die Karibik gegangen, Fluglehrer geworden, Flugzeuge überführt, Buch geschrieben: „Ich setzte mich also für drei Monate auf die Veranda meines tropischen Bungalows und schrieb einen Roman. Die Handlung war frei erfunden, doch die Flugzeuge, die Schauplätze und die Personen existierten wirklich.“ Das Buch ist authentisch und soll es auch sein: „Wenn ich die Leser in ein CockpitRead More