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Posted On März 6, 2017By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik, Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Alfred Margul-Sperber

Die Wolken Wo sind die Tage von gestern die uns genommen sind? Ich glaube: mit ihren Schwestern treiben sie oben im Wind. Die dunklen sind dunkel von Sorgen und Leiden, die uns gekränkt, die roten am Abend und Morgen hat unser Herzblut getränkt; die weißen aber, die schweben wie Duft und zerfließen in Licht, sind Tage von unserem Leben, die lebten wir noch nicht.   Entnommen dem Band „Fäden ins Nichts gespannt“. Deutschsprachige Dichtung aus der Bukowina. Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1991. Es gibt Gedichte die sind einfach zuRead More
Ein Augenblick des Glücks Klangbilder von Burkhard Reinartz zu Gedichten von Adam Zagajewski, Tomas Tranströmer und Philippe Jaccottet. „Eine Olive des Nichts“, der Titel dieser außergewöhnlichen CD, ist einem Gedicht des polnischen Schriftstellers Adam Zagajewski entnommen: Simone Weill blickt in das Rhone-Tal Plötzlich begreift sie nichts mehr und schaut nur: Die Erde öffnet sich zum Tal der Rhone, darüber tauchen alte Dörfer auf, die breite Schrift der Weingärten, Brunnen voll Verlangen. Die Platanen erwachen aus dem Traum, die Hähne rüsten zum beharrlichen Marsch, die Habichte kehren zum Himmel zurück, undRead More

Posted On September 1, 2016By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Giorgio Caproni

Der Mutter zu Ehren „Il seme del piangere“ Inschrift Klar wie die Gläser die blanken waren ihre Gedanken. Wegen ihr sei’s wieder ehrenhaft wenn einer Herz-Schmerz-Reime schafft. Iscrizione Freschi come i biccieri furono i suoi pensieri. Per lei torni in onore la rima in cuore e amore. Aus dem Italienischen übersetzt von Stefan Ruess   Ganz am Ende des langen Gedichtzyklus mit dem Giorgio Caproni (1912 – 1990) seiner Mutter ein poetisches Denkmal gesetzt hat, steht eine verstörende Grabinschrift. Verstörend, weil sie so einfach, so naiv, fast kitschig erscheint. DerRead More

Posted On Juli 5, 2016By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Zum Tod von Yves Bonnefoy

Ein Stein „Heftig der Sommer strich durch die kühlen Säle hin,/ blind waren seine Augen, seine Flanke nackt,/ er schrie, und schreckte/ aus ihrem Traum die Schläfer auf,/ die dort in ihres Tages Einfalt schliefen./ Sie schauderten. Anders ging ihr Atem,/ die Hände ließen den Kelch des Schlafes sinken./ Schon kam der Himmel wieder auf Erden an,/ ein Sommernachmittagsgewitter, im Ewigen.“ Ohne die Poesie sind wir verloren Aus dem Französischen hat Friedhelm Kemp dieses Gedicht von Yves Bonnefoy. Den Übersetzer und den Autor verband eine lange Freundschaft, vielleicht eine derRead More

Posted On Juni 1, 2016By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Katarina Frostenson

Nahe Subotica (Für Danilo Kis) Wilde Hunde. Schienen. Maisfelder rings um Subotica Weiße Sonne Spuren vom Zirkusbesuch im Lehm, Pfähle im Boden Licht nach Wimpeln in der Luft eine Arche in der Landschaft gestrandet, ein Mann mit lammbraunen Haaren schaut daraus hervor aus deinem dreistöckigen Körper schaust du über die Felder sprichst zu dem, was du siehst: Wem gehören die Felder Felder, kommt zurück, wie ihr wart vor der Schlacht, ihr gehörtet nur den Amseln die Stimme verschwindet rau im Nebel eine blauschwarze Zunge, unser Schiff. Aus dem Schwedischen vonRead More

Posted On Mai 3, 2016By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: T. S. Eliot

Ausschnitt aus „Vier Quartette“ Zuhause ist da, wo man losläuft. Wenn wir älter werden wird die Welt uns fremder, das Muster vertrackter aus tot und lebendig. Nicht der eindringliche Augenblick isoliert, kein Davor und Danach, sondern ein Leben, das jeden Augenblick brennt und nicht bloß das Leben des einzelnen Menschen sondern das alter Steine, die unentzifferbar sind. Der Abend im Sternenlicht hat seine Zeit, der Abend im Lampenlicht hat seine Zeit ( Der Abend mit dem Fotoalbum ). Die Liebe ist am ehesten ganz bei sich selbst wenn Hier undRead More

Posted On März 2, 2016By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Rose Ausländer

Mein Venedig Venedig meine Stadt Ich fühle sie von Welle zu Welle von Brücke zu Brücke Ich wohne in jedem Palast am großen Kanal Meine Glocken läuten Gedichte Mein Venedig versinkt nicht.   Ein wunderbarer Weg, sich Venedig zu nähern: man besteigt in Chioggia, am südlichen Ende der Lagune von Venedig gelegen, ein Fährboot. Schippert dann ganz langsam durch die weit in alle Richtungen auslaufende Lagune. Vorbei an kleinen Inseln, einige bewohnt, andere nur von Grün überwuchert. Links und rechts rattern einfache, manche sogar ärmlich verrostet erscheinende Fischerboote vorbei. SegelbooteRead More

Posted On Februar 1, 2016By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Roberto Juarroz

Die Abwesenheit Gottes bestärkt mich, Ich kann seine Abwesenheit besser anrufen als seine Anwesenheit. Die Stille Gottes läßt mich sprechen. Ohne seine Stummheit hätte ich überhaupt nicht sprechen gelernt. Statt dessen stelle ich jedes Wort in eine kleine Pause der Stille Gottes, auf ein Fragment seiner Abwesenheit. Aus dem Spanischen von Juana und Tobias Burghardt   Der englische Schriftsteller, Kunsthistoriker und Essayist John Berger, hat einmal von den Gedichten gesagt, sie seien Gebeten näher als Geschichten. Vielleicht komme ich mit dieser Feststellung eines ganz und gar nicht religiös-gläubigen Intellektuellen meinerRead More

Posted On Dezember 5, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Juan Ramòn Jimènez

Lauf‘ nicht, Geh langsam: Du musst nur auf dich zugehn! Geh’ langsam, lauf’ nicht, denn das Kind deines Ich, das ewig neugeborene, kann dir nicht folgen! Aus dem Spanischen von Hans Leopold Davi In seinen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1983 notiert Elias Canetti an einer Stelle eine sehr lapidare Erkenntnis: „Vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was man ist.“ 1985, also zwei Jahre nach dieser Notiz von Canetti erschien im Insel-Verlag ein Buch, von dem ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte. Auch der Autor Juan Ramón JiménezRead More

Posted On November 4, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Stevan Tontić

Meine Platane in Berlin Diese Platane aus der Zeit im Berliner Exil, Unter meinem Fenster, wachend, zu finden, Ein Koloss, den Fuß im Beton, und dem Ziel Sich mühend, den Boden, die Sterne zu binden. Von Donnerschlägen um ein Haar zerspellt, Gab sie die Lektion, sich aufrecht zu halten, Viele verschwanden, in ihren Schatten gestellt, In der Krone zu Gast: selbst Rabengestalten. Ich starre ins All, durchs All dieser Krone gereist, Stürz’ in den Schlund, mir Schlaf zu verschaffen, Wo die Angst nicht Zunge, Herz, Hoden vereist … Der DämonRead More

Posted On Oktober 3, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: SAID

rafael alberti und sein blaues vaterland plötzlich taucht er auf den ramblas auf mit weißen mähne und seinem festen schritt mit dem eiligen wind in seinem gefolge in den händen zwei gedichte jemand spricht von seiner partei alberti hält sich fest an seinen gedichten und gebietet ihm zu folgen vorbei an vogelhändlern und ihren unzeitgemäßen hähnen bis er am meer steht hier hört er den bewegten wellen zu die sich vor ihm neigen dann nickt er und lächelt er habe kein verhältnis zur der zeit er sei nur für eineRead More

Posted On Juni 24, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Susan N. Kiguli

MÜTTER SINGEN EIN SCHLAFLIED Nach dem Völkermord von Ruanda (1994) Mütter singen ein Schlaflied Wenn Dunkelheit über die Bäume fällt Und die Schatten verschwinden Die sinnlichen Stimmen säuseln und wispern Über Gebüsch und hohem Gras Das Berge von geköpften Toten verbirgt Und das Aufblitzen der Macheten Beim Aufschlitzen quiekender Kehlen. In diesen trostlosen Lagern Halten Mütter fest an der Melodie des Lebens Fangen den wehmütigen Wind ein Dass er Mut in die Seelen von Kindern singt Die noch nie am Morgen Eine Schale Porridge hatten Oder das Zirpen von GrillenRead More

Posted On Juni 17, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Giuseppe Ungaretti / Roberto Cotroneo

Mein Haus Staunen nach all der Zeit über eine Liebe. Hatte ich sie nicht verstreut in die Welt? Übersetzung: Hanno Helbling Casa mia Sorpresa dopo tanto d’un amore Credevo di averlo sparpagliato per il mondo.   Um Giuseppe Ungaretti (1888 – 1970) vorzustellen, müsste man andere Gedichte auswählen als das aus der Frühzeit seines Werkes stammende „Casa mia“. Schließlich gehört Ungaretti zu den ganz großen ‚epochalen‘ Poeten Italiens im XX. Jahrhundert. Und auch für die europäische Poesie waren seine Gedichte jahrzehntelang mit ihren meisterhaften Verknüpfungen von Biographie und Philosophie, vonRead More

Posted On Juni 3, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Christoph Meckel

Rede vom Gedicht Das Gedicht ist nicht der Ort, wo die Schönheit gepflegt wird. Hier ist die Rede vom Salz, das brennt in den Wunden. Hier ist die Rede vom Tod, von vergifteten Sprachen. Von Vaterländern, die eisernen Schuhen gleichen. Das Gedicht ist nicht der Ort, wo die Wahrheit verziert wird. Hier ist die Rede vom Blut, das fließt aus den Wunden. Vom Elend, vom Elend, vom Elend des Traums. Von Verwüstung und Auswurf, von klapprigen Utopien. Das Gedicht ist nicht der Ort, wo der Schmerz verheilt wird. Hier istRead More

Posted On Mai 20, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Pedro Salinas

Welche Freude, zu leben Welche Freude, zu leben, zu fühlen, gelebt zu werden. Dunkel der großen Gewissheit sich hinzugeben, daß außerhalb meiner, sehr fern, ein anderes Sein mich lebt. Und wenn die Spione, die Spiegel – quecksilbrig, kurzsichtig – behaupten, daß ich hier sei, ich, regungslos, mit geschlossenen Augen und Lippen, der Liebe zum Licht mich verweigernd, zur Blume und zu den Namen, so ist doch ganz offensichtlich, daß ich umhergehe nicht mit meinen, mit anderen Schritten, in weiter Ferne, und dort Blumen küsse, Lichter seh, spreche. Daß es einRead More

Posted On Mai 6, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Denise Levertov

O Taste and See Die Welt ist nicht genügend in uns. o Taste and See sagte das Bibelplakat in der Untergrundbahn, und meinte den HERRN, meinte, wenn irgend etwas, alles Leben, das für die Sprache der Phantasie geschaffen, Kummer, Gnade, Worte, Mandarine, Wetter, sie zu atmen, beißen, schmecken, kauen, herunterzuschlucken und zu verwandeln unser aller Sterben in unser Fleisch, die Straße kreuzen, Pflaume, Quitte, hungrig sein, und die Frucht pflücken. Übersetzung von Christa Langenscheidt O Taste and See The world is not with us enough O taste and see theRead More

Posted On April 29, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Heinriche Heine / Oskar Werner

Mir träumte: Traurig schaute der Mond, Und traurig schienen die Sterne; Es trug mich zur Stadt, wo Liebchen wohnt, Viel hundert Meilen ferne. Es hat mich zu ihrem Hause geführt, Ich küßte die Steine der Treppe, Die oft ihr kleiner Fuß berührt Und ihres Kleides Schleppe. Die Nacht war lang, die Nacht war kalt, Es waren so kalt die Steine; Es lugt‘ aus dem Fenster die blasse Gestalt, Beleuchtet vom Mondenscheine. Heinrich Heine   Nicht Heinrich Heine, der Autor dieses Gedichts aus dem Zyklus „Die Heimkehr“ (1823/24), steht im MittelpunktRead More

Posted On April 22, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Donald Berger

Alles in Butter Ist Schönheit einmal hergestellt, sind Dichter überall glücklich, Obwohl sie weinen. Ich war einmal ein Dichter. Sie entdecken das Haupt, das ein Dichter zu sein vorgibt wie es immer noch das Gedicht vorträgt. Gerade soweit kann der Dichter gehen. Everything in Butter Once beauty is produced poets everywhere are happy, though they weep. I was a poet once. They find the head pretending to be a poet still reciting the poem. That’s as far as the poet can go. Übersetzt von Christoph König Kann es sein, dassRead More

Posted On April 13, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Günter Grass

Transatlantische Elegie Zum Lächeln aufgelegt, und Erfolg, das Hündchen immer bei Fuß. So unterwegs im Lande Walt Whitmans, mit leichtem Gepäck. Frei schwimmend zwischen den Konferenzen, getragen vom Redefluss. Doch während Pausen, solange sich gewürfeltes Eis klirrend mit Gläsern ausspricht, rührt es dich an und nennt seinen Namen. In New Haven und Cincinnati von Emigranten befragt, die damals, als uns der Geist emigrierte, nichts mitnehmen durften als Sprache, und immer noch schwäbisch, sächsisch und hessisch die gutgelaunte und jedes Wort streichelnde Vielfalt der Zunge belegen, in Washington und New YorkRead More

Posted On April 8, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Michael Krüger

Wie Gedichte entstehen Jeder kennt den Moment, da man auf die Lichtung tritt und die Hasen, nach einer Sekunde des Zögerns, im Unterholz verschwinden. Es gibt kein Wort, das sie aufhalten könnte. Du bist wohl nicht bei Trost, sagte mein Vater, wenn mir die Tränen kamen. Wie soll man ein Ganzes denken, wenn man nicht weiß, was ein Ganzes ist? Michael Krüger   Es führt ein direkter Weg von diesem Gedicht über das Entstehen von Gedichten zu der „Münchner Rede zur Poesie“, die Michael Krüger im Oktober 2014 unter demRead More

Posted On März 25, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Anna Maria Carpi

Du hörst zu – hörst du zu? – dem anderen, der von sich erzählt, du wartest auf den ersten Punkt, um von dir zu sprechen „ich auch…“ Jetzt hört der andere zu – hört er zu? Nein, er denkt nur: mach’s kurz. Ein letzter Rerst Herz für ein „Kopf hoch“ und ein „bis bald“. Dann das schwindende „ciaciao“, in dem das O verlischt. Aus dem Italienischen von Piero Salabè Im italienischen Original lautet das Gedicht: Tu ascolti – ascolti? – l’altro che ti racconta i casi suoi, tu aspetti soloRead More

Posted On März 18, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Odysseas Elytis

Die Zeit ist schneller Vogelschatten Weit offen meine Augen in ihren Bildern Um das tiefgrüne Glück der Blätter Großes Erleben der Schmetterlinge Während die Unschuld Sich ihrer letzten Lüge entkleidet Süßes Abenteuer süßes Leben. Übersetzung: Barbara Vierneisel-Schlörb und Antigone Kasolea   Um das schnelle Vergehen der Zeit in Worte zu fassen, gibt es im Deutschen eine ganze Reihe von alltäglichen Redewendungen. „Mein Gott, wie schnell die Zeit vergeht“ oder, beliebt bei Altherren-Geburtstagen: „Wir werden alle älter mit der Zeit“. Oder lakonisch kurz geseufzt: „Ist es schon wieder so weit?“ OderRead More

Posted On März 4, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Paul Celan

Drüben Erst jenseits der Kastanien ist die Welt. Von dort kommt nachts ein Wind im Wolkenwagen und irgendwer steht auf daher. Den will er über die Kastanien tragen: „Bei mir ist Engelsüß ein roter Fingerhut bei mir –“ Erst jenseits der Kastanien ist die Welt…» Dann zirp ich leise, wie es Heimchen tun, dann halt ich ihn, dann muß er sich verwehren: ihm legt sich mein Ruf ums Gelenk! Den Wind hör ich in vielen Nächten wiederkehren: «Bei mir flammt Ferne, bei dir ist es eng…» Dann zirp ich leise,Read More

Posted On Februar 25, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Christine Lavant

Es riecht nach Schnee, der Sonnenapfel hängt so schön und rot vor meiner Fensterscheibe; wenn ich das Fieber jetzt aus mir vertreibe, wird es ein Wiesel, das der Nachbar fängt, und niemand wärmt dann meine kalten Finger. Durchs Dorf gehn heute wohl die Sternensinger und kommen sicher auch zu meinen Schwestern. Ein wenig bin ich trauriger als gestern, doch lange nicht genug, um fromm zu sein. Den Apfel nähme ich wohl gern herein und möchte heimlich an der Schale riechen, bloß um zu wissen, wie der Himmel schmeckt. Das WieselRead More

Posted On Februar 18, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Stewart Conn

Schneemann Über Nacht kam das Tauwetter. Alle Spuren von Schnee waren aus den Gärten verschwunden. Und doch sah ich, als ich hinausschaute, einen Schneemann mitten auf dem Rasen. Ich dachte an Wallace Stevens’ ‚nichts, das nicht da ist, und das Nichts, das ist’ und entschied mich, es nochmals zu versuchen – mit Brille. Und tatsächlich, da stand er immer noch, in voller Lebensgröße. Niemand in der Nähe, keiner, der hinschaute. War’s eine Kristallisierung von Schuld und Wunsch, diese Verbindung von üblicherweise versteckten Elementen? Bei genauerem Hinsehen, merke ich, dass esRead More

Posted On Februar 4, 2015By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Josefina García-Marruz Badía

Wenn meine Gedichte Wenn meine Gedichte alle verloren gingen würde die kleine Wahrheit die in ihnen leuchtet gleichwohl in irgendeinem grauen Stein am Wasser überdauern oder in einem grünen Strauch. Wenn alle Gedichte verlorengingen würde das Feuer sie endlos nennen rein von aller Schlacke, und die ewige Dichtung würde wiederum mit den Morgenröten erklingen. Übersetzung von Curt Meyer-Clason   Josefina García-Marruz Badía, wurde 1923 in Havanna geboren. Ihr Studium an der dortigen Universität schloss sie 1963 mit einer Promotion in Sozialwissenschaften ab. Schon früh begann sie mit dem Schreiben vonRead More