Alf Mayer über das frühe Hauptwerk „Der magische Pfad“ Bevor Gary Victor seinen Inspecteur Dieuswalwe Azémar schuf (beginnend mit „Schweinezeiten“, 2009; respektive 2016 dann auf Deutsch), unternahm er bereits 1996 in seinem dritten Roman eine gewaltige tour d’horizon durch Geschichte und Kultur seiner Heimatinsel Haiti und damit durch seine Themen. „La Piste des sortillèges“, jetzt im kleinen Verlag Litradukt auf Deutsch als Der magische Pfad erschienen und von Verleger Peter Trier höchstselbst begeisternd übersetzt, ist so etwas wie ein frühes Hauptwerk, 509 Seiten stark in der französischen Ausgabe, im übergroßen deutschen
Read More Obszöner Reichtum Wir wissen ja schon viel über das “Kapitalozän”, aber so schön in einer Nussschale zusammengefasst habe ich es noch nirgends gelesen. Einst waren es 40 Meter lange Yachten, inzwischen sind sie über hundert, bald 200 Meter lang, mit Tanzsaal, Schwimmbad, sauteuren Armaturen, Champagner, der aus den Duschköpfen fließt und prunkvolle Reelings. Die Besitzer – ob Emir, russischer Oligarch oder US-amerikanischer Milliardär – konkurrieren, wer die längste hat. Grégory Salle, Soziologe und Politikwissenschaftler, nennt Zahlen, nicht nur, was die Dinger kosten, auch wie viel Benzin oder Diesel sie verbrauchen
Read More Menschen und der Ort, an dem sie leben Eine Besprechung von Canstanze Matthes In die Krimi-Literatur scheint ein anderer Ton einzuziehen, ein leiser, indes nicht minder fordernder. In diesen Geschichten gibt es zwar Täter und Opfer, aber keine extremen Grausamkeiten, keine ausufernden Blutlachen, keine wilden Verfolgungsjagden. Es geht darin vielmehr um die Menschen und den Ort, in dem sie leben. Was macht ein Verbrechen mit den Personen, die das Opfer kannten, was mit einer Gemeinschaft, die bereits den Schuldigen gefunden zu haben glaubt? Der schwedische Kriminologe und preisgekrönte Autor Christoffer
Read More Der Faszination Motorrad auf der Spur Die technisch anspruchsvollsten, ungewöhnlichsten und seltensten hundert ultimativen Motorräder von 1894-2020 auf fast 1000 Seiten und mit faszinierenden Fotos präsentiert in zwei Bänden. – Eine Besprechung von Peter Münder. Charlotte & Peter Fiell: Ultimate Collector Motorcycles. Verlag Benedikt Taschen, Köln 2023. Format 37,59 x 11, 18 cm x 43,94 cm. Gewicht 11,1 kg. 2 Bände im Schuber, 940 Seiten, 250 Euro. (In englischer Sprache.) Für Sammler exotischer und exklusiver Vehikel seien Motorräder über etliche Jahrzehnte als eher zweitklassige Mobile betrachtet worden, konstatiert der kalifornische Museumsbetreiber und Talkmaster Jay Leno
Read More Schicksal und Kunst Markus Pohlmeyer über „Das große Los“ und „7 Frauen“ – „… et sursum deorsum fortuna versavit.“ (Seneca, epistulae morales 44: … und das Schicksal wendet [uns, alles?] auf und ab. Übers. MP) I DAS GROSSE LOS Die Geschichte von „Das Große Los“ (Joris Mertens)[1], einem wuchtigen Kunstwerk mit über 140 Seiten, lässt sich schnell erzählen – ich folge hier zuerst dem Buchrückentext: „François führt ein einsames aber geregeltes Leben, zwischen seiner Arbeit als Auslieferungsfahrer der Wäscherei Bianca und dem einen oder anderen Bierchen im Monico, seinem Lieblingslokal. Der einzige
Read More Wer gute Bücher liest, lässt es sich auch sonst gerne schmecken. Hier eine kleine Prise kulinaristischer Bücher, besprochen von Alf Mayer: Laura Autuori, Herbert Grönemeyer: fatto a manoHeston Blumenthal: Ist das ein Kochbuch?Alexander Herrmann: HeldenkücheKatja Mutzenbach: Kronfleischküche Jeremy Pang: School of WokSiegfried Zelnhefer, Katharina Pflug, Manuel Kohler: Die Bratwurst Unsere erste Ausgabe erschien im Dezember 2022 und behandelte:Ixta Belfrage: Mezcla. Rezepte, die begeisternJakob Glatz: Das große Nuri Sardinen KochbuchThe Gourmand’s Egg. A Collection of Stories & RecipesJim Heimann: Menu Design in EuropaJamie Oliver: One. Geniale One Pot GerichteOttolengi Test Kitchen: Extra Good ThingsSlow Food Genussführer 2023/24Thomas Vilgis, Stephanie
Read More Worte im Edeldruckverfahren Eine stenografische Annäherung von Alf Mayer Erst einmal ist Bewegung. An einem kleinen Bach entlang, den zwei Pappelreihen nach. Weiter nach Westen, durch Aragón. Ja, denkt man, Spanien. Solche Augenblicke kennt man von den gelb überhauchten Schwarz-Weiß-Fotografien aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts, jetzt ist man mitten drin: und nichts hat sich geändert, nicht mal die Farbe. Die Sehnsucht nach der Ferne. Das Ende des Regenbogens. Mohnblumen, unbeherrscht rot und taktlos und als hätten sie ihre eigene Meinung. Und dann aber auch schon gleich: Dort, wo ich
Read More Ein Blutbad und Melancholie Textauszug mit freundlicher Erlaubnis von Autor und Verlag: Friedemann Hahn: Matadero. Roman Noir. Luzifer Verlag, Cyprus Ltd. 352 Seiten, 14,95 Euro. Friedemann Hahn, Maler und Dichter, geboren 1949 nahe der Schweizer Grenze in Singen am Hohentwiel, wuchs im Schwarzwald auf. Dieser Landschaft widmete er seinen ersten Kriminalroman „Foresta Nera“ (siehe auch Schwärzer kann der Tann nicht sein, Besprechung von Alf Mayer). Nach seinem Schulabbruch 1969 versuchte Hahn sich kurzzeitig als Balletteleve, studierte dann aber Malerei in Freiburg im Breisgau, Karlsruhe und Düsseldorf. Als Maler wurde er mit den wichtigsten
Read More Von Eichhörnchen und Autobahnen … 1 Weiß wie Schnee Ist das ein Krimi? Eine Märchen-Adaption? Eine Erotik-Komödie? Also, in diesem Film sterben: eine brillante französische Schauspielerin, eine zweitklassige Auftragskillerin und ein unschuldiges Eichhörnchen. Handlung, frei nach dem bekannten Märchen: Maud (I. Huppert), eine Hotelbesitzerin/-managerin (?), von Eifersucht zerfressen, versucht, Claire, ihre wunderschöne Stieftochter, ein Dienstmädchen, nun ja, aus ihrer Beziehungsgestaltung zu entfernen. Überall verteilt der Film ikonographisch märchenhafte Motive mit Grimm: in die Handlung eingelagert, oft aber auch nur als Dekoration und Variation. Eine von der bösen, bösen Stiefmutter angeheuerte Auftragskillerin entführt
Read More Das Massaker in der Feldscheune Isenschnibbe bei Gardelegen findet endlich zu einer Dauerausstellung Von Bruno Arich-Gerz 13. April 1945. Alliierte US-amerikanische Truppen dringen von Niedersachsen aus vor nach Osten in die Altmark in Sachsen-Anhalt. Es ist eine Frage von Stunden, bis sie die kleine Hansestadt Gardelegen einnehmen. In einer Kasernenanlage pfercht die SS mehr als tausend KZ-Häftlinge erst in einen Kasernenbau und dann – vor den Toren der Stadt auf dem Burgbesitz Isenschnibbe – in eine mit benzingetränktem Stroh ausgelegte Scheune aus Stein. Zivilisten helfen bei der Aktion. Die Häftlinge ersticken,
Read More Maria Topali: Die Wurzeln lang ziehen – Eine pontische Spurensuche nach der kleinasiatischen Katastrophe. Mit einer historischen Einordnung von Mirko Heinemann. Aus dem Griechischen von Doris Wille und Birgit Hildebrand. Hrsg. von Monika Lustig. Edition Converso, Karlsruhe 2023. 208 Seiten, 24 Euro. Die pontischen Wurzeln ziehen sich mehr als hundert Jahre durch das Geflecht einer kleinasiatischen tragischen Geschichte, die in der vorliegenden Publikation historisch beleuchtet, essayistisch erläutert und lyrisch verdichtet präsentiert wird. Eingerahmt von zwei transparenten geschichtswissenschaftlichen Studien des renommierten Journalisten Mirko Heinemann und einer thematisch aufschlussreichen Anmerkung der Herausgeberin
Read More Alf Mayer bespricht hier: Norman Foster: Complete Works 1965–TodayPhilip Jodidio: Small HousesJan Christian Sepp: The Book of MarbleJulius Shulman: Modernism Rediscovered Architektur und Schönheit (AM) „Ungestraft darf man Sir Norman Foster als den derzeit führenden Architekten der Welt bezeichnen, und das nicht nur, weil er eine Architekturfirma von rund 450 Mitarbeitern führt – der Londoner Stammsitz ‚Riverside three’ hat unter jungen Architekten magischen Klang. Man braucht lange, um ihm einen in Dimension und Bedeutung ähnlichen Architekten an die Seite zu stellen“, heißt es im offiziellen Porträt des Deutschen Bundestags. Im Verlag
Read More Eine Annäherung von Alf Mayer Brigitte Tast ist analog. Ihre Kunst ist es auch. Mit dem Medium Fotografie – bei ihr immer eine analoge Mittelformatkamera – und ihrer radikalen Subjektivität als Erzählerin und Darstellerin hat sie eine eigene mediale Form entwickelt. Sie selbst nennt es „Diageschichten“. Welch ein harmloses, eingängiges Wort für außerordentliche Erfahrungen. Ihre erste Diageschichte führte Brigitte Tast im Februar 1985 öffentlich vor. Mehr als 20 solcher Geschichten sind es mittlerweile geworden. Wie vielschichtig sie sind, dekonstruierte zum Beispiel im Jahr 2006 die Ausstellung „Gespiegeltes – Fotografien aus Diageschichten“ im Filmmuseum Potsdam.
Read More 1 I know you’ve got my manI know you’ve got my manTry to hold him if you can I know that man don’t want nobody but meI know my man don’t want nobody but meIf you don’t believe it, I’ve got his room key If you don’t leave my fucking man aloneIf you don’t leave my fucking man aloneYou won’t know what way that you will go home I’ll cut your throat and drink your fucking blood like wineBitch, I’ll cut your fucking throat and drink your blood like wineBecause
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