All posts by Katharina Herrmann

Kannibalismus und Liebe Senthuran Varatharajah: Rot (Hunger). S. Fischer Verlag, Frankfurt 2022. Gebunden, 120 Seiten, 23 Euro. Glenn Ligons Bildserie „Red Portfolio“ von 1993 besteht aus neun schwarzen Quadraten, auf denen jeweils nur ein Satz zu sehen ist, etwa „A photo of a man with a bull-whip inserted in his rectum“ oder „A photo of a man urinating in another man’s mouth“. Auf den Bildern ist nichts zu sehen als weiße Schrift auf schwarzem Grund – und darum ist hier mehr zu sehen als auf den Photographien, auf die angespieltRead More
Werner Herzog: Das Dämmern der Welt. Carl Hanser Verlag, München 2021. Gebunden, 128 Seiten, 19 Euro. Bemerkenswert in seiner Ignoranz Vor ein paar Jahren hat mir mein lieber Arbeitskollege Jonathan beim Mittagessen von Onoda Hiro erzählt, der als Holdout den Zweiten Weltkrieg nach der Kapitulation Japans auf der philippinischen Insel Lubang bis 1974 fortführte, weil er alle Benachrichtigungen über das Kriegsende für einen Hinterhalt des Feindes hielt und seinen Guerillakampf im Dschungel von Lubang nur aufzugeben bereit war, wenn sein Vorgesetzter ihn von dem Befehl, genau diese Form des Krieges zuRead More
Mit Mehrdeutigkeiten aufgeladen Katharina Herrmann über die Novelle von Anna Albinus „Doch wenn es not tut, alsbald ist die Kraft mir da,Und nimmer irrend in der zitternden Hand regiertDas Schwert sich selbst, als wär es ein lebendger Geist.“ Mit diesen Worten vergewissert sich Friedrich Schillers „Jungfrau von Orleans“ ihrer selbst – nicht um ihretwillen kämpft sie, sondern um Gottes Willen, und ihr Schwert scheint in diesem Auftrag ein Eigenleben zu entwickeln, das Besitz von ihr mit ihrer zitternden Hand ergreift. Nicht viel anders scheint es einer anderen Johanna, einer anderenRead More