Bemerkungen zum deutsch-österreichischen Kleinbürger und dem „Wir“ davor Georg Seeßlen / Markus Metz: Wir Kleinbürger 4.0 / Die neue Koalition und ihre Gesellschaft. Edition Tiamat, Berlin 2021. ISBN: 9783893202829 — Ich bin voreingenommen. Ich kann problemlos jedes Buch von Georg Seeßlen und Markus Metz lesen. Genau das tue ich seit Jahren. Diese Bücher sind Meere des Denkens, auf denen meine in jahrzehntelangem Gebrauch von Gefühl und Verstand gesammelten Erfahrungen in Navigation sich nach Lust und Laune ausbreiten können. Schiffbrüche und Beinbrüche inklusive. Man kann von einem Immer-Leser wie mir keine dem geläufigen
Read More Man staunt, wenn man sieht, daß die totalitäre Regierung eines osteuropäischen Landes völlig frei bestimmen kann, in welchen Farben ein Fußballstadion in einer ganz tollen und großartig weltoffenen deutschen Millionenstadt nicht angestrahlt werden darf, während gleichzeitig diese demokratisch regierte deutsche Millionenstadt öffentlich sagt, man könne dagegen nichts machen, die international abgeschlossenen Sportverträge seien nun mal so. Was für Verträge sind das, die solche irren Macht- und Befehls-Konstellationen beinhalten bzw. erzeugen? Was für geniale Typen sind das, die solche Verträge formulieren und aufsetzen? Was für Trottel sind das, die solche Verträge unterschreiben? Und was für
Read More Wir Alphabetiere – Wir Nichtversteher ‚Machtspiele‘. So der Titel eines sich Thriller nennenden Kriminalromans aus Frankreich, im Original, ‚La Vie Duraille‘, 1985 in Paris und 1990 auf Deutsch erschienen. Das Autorentrio, ein Zusammenschluß aus drei Gefeierten der damaligen Szene: Daniel Pennac / Jean-Bernard Pouy / Patrick Raynal. Gleich zu Beginn laden sie sich einen weiteren Gefeiertern ein, Godard, mit einem Zitat aus ‚Die Außenseiterbande‘, um ihnen das Motto zu liefern. Der Roman wurde vom deutschen Verlag folgendermaßen angepriesen: »In Frankreich tobt der Krieg der Geheimdienste. (…) Selten bestach ein Roman aus dem Geheimdienstmilieu durch solche individuelle stilistische
Read More Seit Beginn des Jahres führt Felix Hofmann auf getidan ein fast tägliches Journal, Erwähnungen von Musik und Büchern inklusive, ein ziemlich herkulanisches Unterfangen: Die Frist – Journal für chronisches Denken. Hier ein Auszug: Was ist virulenter – Covid-19 oder Dummheit-20/21? Es gibt eine wachsende Zahl von Leuten (leider zu langsam wachsend), denen klar ist, wie die Dummheit in den Asozialsozialmedien zunimmt. Unter diesen gibt es einen ebenfalls wachsenden Freundesklub, der sich einen Spaß daraus macht, dieser Dummheit Futter zu geben. Sie erfinden Fake und schauen dann zu, wie rasend schnell der Bullshit sich
Read More Hundert Jahre alt wäre Leonardo Sciascia jetzt im Januar geworden. Wir würdigen ihn mit einem persönlichen Porträt von Felix Hofmann und nebenan mit einem Textauszug aus der aktuellen Neuerscheinung „Ein Sizilianer von festen Prinzipien“, die noch nie auf Deutsch veröffentlichte Texte enthält. Der Mentalitätsforscher Anfang der 80er Jahre kam ich nach Italien zum Arbeiten und suchte gleich nach Sachen, die mir vielleicht was über Land und Leute sagen konnten, nahm ein Buch in die Hand, und staunte. Es sollte die Parodie eines Kriminalromans sein, fing aber mit einem Montaigne-Zitat an: »Man muß es
Read More Die USA — Europas Märchenland ... anläßlich eines Artikels von Verena Lueken in der FAZ vom 19.08.2020 (online hier) über eine Rede von Hannah Arendt aus dem Jahr 1975 und ein Briefchen von Joe Biden... * Seit ich angefangen habe, an meinem Denken zu arbeiten, um nicht auf der Stelle zu treten, gehört zu dieser Arbeit auch ein unerschöpfliches und unermüdliches Interesse an den Vereinigten Staaten und fast im Gleichklang damit die Einsicht in die Notwendigkeit, Hannah Arendt zu lesen. Ich kenne also die Rede von Arendt, und sie gehört definitiv nicht zu ihren besten
Read More DAS SPIEL IST AUS Schüler-ZukunftMitteilungen zum Stand der DingeDigitaler Wohlfühl-Hass und digitaler Billig-TrostVorletzter Kommentar zur laufenden Selbstabschaffung der Menschheit – von Felix Hofmann Die Verzeiflung ist nichtmal mehr edel,denn sie hat alle Größe verloren.Sie schleppt sich dahin in klebriger Langeweile,Verrohung ist ihr Emblem und Kriterium der Normalität. Die Welt ist politisch und ökologisch in einem desaströsen Zustand. Man muß es so sagen. Unsere Lebenswelt wird gerade zerstört, von niemandem außer uns selber. Auch das muß man so sagen. Und dies ebenfalls: Zukunft wird immer weniger und immer kürzer. Das Ganze ist kaputt und vermurkst und wird zudem
Read More Die Kumpanei der Unangreifbaren Von Felix Hofmann Endlich ist die Menschheit im alternativlosen Zeitalter der Unfehlbarkeit angekommen. Die USA, wie immer, mit Abstand führend. Vollkommen in der Aufholjagd absorbiert: die Türkei. Aber auch Ungarn und Polen sind unfehlbar geworden. Nicht zu vergessen: Russland. Wobei es in den verschiedenen Beziehungen untereinander nicht ganz unproblematisch zugeht. Die ungarischen und russischen Unfehlbarkeiten sind offenbar kompatibel, und man macht in Symphatie füreinander, während die polnische und die russische Unfehlbarkeit sich gegenseitig ausschließen, weshalb man hier auf schonungslose Konkurrenz setzt und Kriegswaffen
Read More Wahlreichtum Von Felix Hofmann Wer, verehrte Freundinnen und Freunde der sich selbst wählenden Demokratie, allen Ernstes davon überzeugt ist, in den USA würden genau solche Abstimmungen abgehalten, oder gar darauf schwört, es hätte dort vor einem Jahr tatsächlich eine Präsidentschaftswahl stattgefunden, dem sei diese, kaum verschlüsselte, Bemerkung von Gore Vidal aus dem Jahre 1995 in Erinnerung gebracht: »Ob Sie es glauben oder nicht, in der großartigsten Demokratie der Weltgeschichte – der Heimat der Freiheit wie der Tapferkeit – lassen sich Wahlen still und heimlich deichseln, worüber sich Joe Kennedy immer
Read More Südsee ist nicht mehr ‒ Felix Hofmann hat einige Anmerkungen zu ins Wasser geschmissenen Steinen von Alf Mayer. Früher haben sie Artikel zusammen geschrieben, etwa „Über die Dummheit im deutschen Film“, der in Kassel lebende ehemalige „Filmkritik“-Autor Felix Hofmann und Alf Mayer, dem er hier auf ein paar CrimeMag-Artikel antwortet. Hofmann, ein Autor unter eigener, schwarzer Flagge, gibt im Selbstverlag die Zeitschrift anachron heraus. Man muss, glaube ich ‒ hierzulande, aber nicht nur hier – aufpassen beim Formulieren. Ich bevorzuge analytische Sätze zur Gewalt. Oder das einfache Registrieren von Fakten, so
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