Selbst Engel haben Alpträume Es gibt Bücher, bei denen man schon bei den ersten Sätzen merkt, dass man sie gerne lesen wird. Und umgekehrt jene, bei denen man nach weniger als einer Seite weiß, dass das nichts wird. Und dann gibt es Bücher wie »Nur die Wahrheit« von Yves Gaudin, bei dem ich etliche Seiten lang mit mir haderte: Ist das wirklich gut, oder ist es doch eher manieriert, gezielt gekünstelt? Je länger ich las, umso mehr fand ich diesen relativ kurzen Roman wirklich gut. Auch wenn er, oder vielleicht
Read More Tiefschwarzer Country Noir aus dem sonnigen Florida Die Sonne brennt an diesen heißen Sommertagen in Florida. Doch wir sitzen da weder unter Palmen auf den Keys noch auf der schattigen Terrasse eines schicken Art-Deco-Hotels in Miami. Sondern an den staubigen Straßen einer Kleinstadt im Norden Floridas. Silas war die Art von Stadt, die nützlich war, wenn ein Zombie-Angriff drohte und die Überlebenden einen Save-A-Lot-Supermarkt brauchten, den sie plündern konnten, oder leere Ladenfronten, um sich zu verstecken. Silas ist ein fiktiver Ort, aber Steph Post kennt solche Orte. Sie ist im
Read More Vergewaltigung am Valentinstag Wer schon mal durch Westtexas gefahren ist, hat vielleicht gespürt, wie trist das Leben hier sein kann, sein muss. Just miles and miles of nothing but miles and miles. Flaches Land so weit das Auge reicht, nirgends ein Horizont, an dem sich das Auge festhalten könnte, nur endlose Leere, die sich je nach Wetter und Lichtverhältnissen etwas früher oder später im dunstigen Nirgendwo auflöst. Stacheldrahtzäune entlang der Highways. Ab und zu ein Torbogen, der die Einfahrt zu einer Ranch markiert. Irgendwo im Staub eine Herde Rinder. Und immer wieder
Read More Renée Ballard in Harry Boschs Fußstapfen Über Michael Connellys „Night Team“ Der amerikanische Autor Michael Connelly, 64, schreibt mit den Romanen um Harry Bosch seit 1992 eine der besten Polizeiserien der Kriminalliteratur. Neben der Robicheaux-Reihe (bisher 23 Bände) von James Lee Burke wohl die beste. Wie Burke lässt sich Connelly zwischendurch immer wieder auf neue Protagonisten ein. Doch diese kreuzen dann mitunter wieder die Wege von Bosch. 2005 etwa schuf er den Anwalt Mickey Haller (»The Lincoln Lawyer«), der dann nächsten Band auf Bosch traf, und die beiden fanden heraus, dass
Read More Düsteres Gangster-Epos aus Südkorea Hanspeter Eggenberger über »Heißes Blut« von Un-Su Kim »In Guam trugen die Gangster keine Anzüge.« Mit diesem lakonischen Satz beginnt der Wälzer Heißes Blut des südkoreanischen Autors Un-Su Kim. Und schon sind wir mitten dieser fremden Welt der südkoreanischen Hafenstadt Busan, der zweitgrößten Stadt des Landes. In den anderen Vierteln der Stadt stolzieren die Ganoven herausgeputzt umher. Im fiktiven Stadtteil Guam herrscht der Clan von Vater Son, und der setzt auf eine gewisse Diskretion in der Öffentlichkeit. »Wenn man im Trainingsanzug verhaftet wird, gilt man als kleiner Gauner, aber
Read More »Die einzige Person, der man in der Wüste absolut nicht entkommen kann, ist man selbst« Im neuen Roman »Lullaby Road« erzählt James Anderson eine neue Geschichte vom Truckdriver Ben Jones, den er bereits in »Desert Moon« durch die Wüste in Utah fahren ließ. Im Gespräch mit Hanspeter Eggenberger erzählt der 64-jährige US-Autor, warum es so lange gedauert hat, bis er seine ersten Romane veröffentlichte, was und wer ihn zu diesen unkonventionellen Kriminalgeschichten inspiriert hat und wieso er das außergewöhnliche Setting der Wüste gewählt hat. Sie waren 60, als Ihr erster Roman, »The
Read More Echt schweizerisch, aber trotzdem spannend und witzig Hanspeter Eggenberger über das alles andere als durchschnittliche Krimidebüt »Schneisen« des Schweizers Dominik Osswald, das einen ziemlich kurzweiligen Einblick in die Durchschnittsschweiz gibt. In der Schweiz erscheinen, wie im ganzen deutschen Sprachraum, zahlreiche sogenannte Regionalkrimis. Die Leser erfreuen sich bei diesen Büchern offenbar in erster Linie am Lokalkolorit, manchmal auch an einer Art von Humor, für den wir in der Schweiz den Begriff Sauglattismus haben, der leider nicht griffig zu übersetzen ist, aber so etwas wie blöde Lustigkeit meint. Literarisch taugen die wenigsten
Read More Brüder im Geiste Hanspeter Eggenberger über »Smiling Man« von Joseph Knox und »Tod im Februar« von Alan Parks. Zweimal Noir aus dem Norden Großbritanniens. Zwillinge sind sie zwar nicht, aber zumindest Brüder im Geiste: Joseph Knox und Alan Parks, zwei neue Namen, die mit ihren je zwei ersten Büchern die britische Kriminalliteratur als starke Noir-Stimmen bereichern. Knox, der aus den Midlands stammt, ist Anfang dreißig, war Buchhändler. Der Schotte Parks ist bereits 56-jährig, er war in London in der Musikindustrie tätig. Sie mögen zwar eine unterschiedliche Geschichte haben, in den Geschichten, die sie
Read More Ein Denkmal für Dave Robicheaux Hanspeter Eggenberger über »Mein Name ist Robicheaux« von James Lee Burke Ein Klotz. 600 Seiten. Bei genauem Hinschauen werden die letzten rund 35 Seiten zwar durch eine zusätzliche Erzählung, »The Wild Side of Life«, bestritten, aber Mein Name ist Robicheaux ist immer noch ein fetter Wälzer. Eine Art Denkmal für Dave Robicheaux, den Helden von nun bereits 22 Romanen, die eine der besten Serien in der aktuellen Kriminalliteratur bilden, wenn nicht die beste. Gut 30 Jahre nach seinem ersten Auftritt in »The Neon Rain« (1987; Deutsch:
Read More Mord in der skurrilen Welt der Schallplattensammler Andrew Cartmels „Vinyl Detective“ ist in England bereits mit vier Bänden erfolgreich. Unter dem Titel „Murder Swing“ ist die erste Folge dieser vergnüglichen Krimireihe aus der Welt der Schallplattensammler nun auf Deutsch erschienen. Auf seiner Visitenkarte bezeichnet er sich als „Vinyl-Detektiv“, der jede Schallplatte aufspüren könne – „prahlerischer Unsinn“, wie er selber zugibt, „doch vielleicht nicht prahlerisch oder unsinnig genug, weil es mir bis jetzt keinen einzigen Klienten gebracht hatte“. Der berufliche Alltag von – eigentlich wollte ich hier den Namen des Icherzählers
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