Geschrieben am 1. Juni 2020 von für Allgemein, Litmag, SHUT DOWN 2020

Nachtrag – Anna Annegret Pein: Dulle Griet


Culturmag Special SHUT DOWN 2020


DULLE GRIET

Pieter Brueghel de Oude: Dulle Griet, 1562, Museum Mayer van den Bergh

Das Unsichtbare suche ich zu bannen. Meine alte Strategie mit der Welt im Kopf zu spielen, um sie zu bewältigen, treibe ich auf die Spitze. Mutwillig verderbe ich mich und saufe Stunde um Stunde News und FakeNews, Berechnungen und Länderberichte, Forscherstreit und Bilder rund um unsere pandemische Welt. Ich betreibe Recherchen zum deep state of social media, ich zanke mich auf Youtube mit den Fans von Xavier, Attila und Ken.
So, als hätte ich noch nie von Leid gehört, mußte ich mich hinlegen, als ich diese Videos aus Ecuador sah. Als Impfung lese ich einen Wälzer über die Geschichte der Seuchen. In Mailand wurden die Häuser mit Pestkranken zugemauert mit allen Bewohnern, bei der Cholera verreckten die Leute in ihrer eigenen Scheiße auf der Strasse, ich vertiefe mich lüstern in Todesqualen vergangener Zeiten, ich werde sehr sehr böse. Darin bin ich die Beste.
Het wat de beste Griet, die men vand, die den diuvel op en kussen band.
Es war die beste Grete, die man fand, die den Teufel auf ein Kissen band.

(Altes flämisches Sprichwort)


Anna Annegret Pein
Pieter Bruegel der Ältere: Die tolle Grete, 1562



Anna Annegret Pein ist Autorin, hat an der HfbK Hamburg studiert, lebt in Berlin.


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