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Posted On Dezember 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche zum Noir-Autor Pascal Garnier

Fieses Konzentrat Zu den im deutschsprachigen Raum sträflich übersehenen Autoren des Noir gehört Pascal Garnier (1949 – 2010), der in Frankreich und dem UK eine etablierte Größe war. „Der Beifahrer“ aus dem Jahr 1997, mit dem Wiener Septime Verlag eine Garnier-Edition startet, ist ein schönes Beispiel für seine prägnante und virtuose Erzählkunst. Fabien und Sylvie führen eine schal gewordene Ehe. Sylvie stirbt bei einem Autounfall. Ebenfalls tot im Wrack ihr Beifahrer, der auch ihr Lover war. Fabien ist mäßig erschüttert. Mehr interessiert ihn, dass dieser Beifahrer eine Witwe hinterlässt, Martine.Read More

Posted On November 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Die Sinnfrage

Dinge in Bewegung, alte Zuschreibungen funktionieren nicht mehr – Eine Glosse Manchmal taucht sie völlig unverhofft auf: Die Sinnfrage. Diesmal auf der Frankfurter Buchmesse, als ein geschätzter Kollege eines geschätzten Verlages nach dem üblichen Business-Talk leicht umwölkten Blicks fragte: „Sagen Sie mal, stellt sich Ihnen in letzter Zeit auch manchmal die Sinnfrage?“  Ummpffff. Auf Transzendenz und Metaphysik war ich jetzt an dieser Stelle nicht so recht eingestellt, aber darum ging es dann doch letztendlich nicht. Naja, meinte er sinngemäß, wir haben ca. 85 Millionen Einwohner, und für richtig gute BücherRead More

Posted On November 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Die Romane von Patrick O’Brian

Spione auf hoher See Patrick O’Brians Aubrey/Maturin-Romane sind alles andere als schlichte Krawumm-Schmöker von Thomas Wörtche. Der Kampa-Verlag startet gerade eine Neuauflage der 20 Romane (plus ein Fragment, siehe Anm. unten) von Patrick O’Brian, die weiland in der „Ullstein Maritim“-Reihe erschienen waren. Peter Weirs Verfilmung von „Master and Commander“ war damals Ende 2003 Anlass für TW, auf einen großen Erzähler hinzuweisen. Das ist heute umso dringlicher.  Patrick O’Brian: Master und Commander. Das erste Abenteuer für Aubrey und Maturin (Master and Commander, 1970). Übersetzt von Jutta Wannenmacher, 1995 zuerst als Kurs aufRead More

Posted On September 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Martin Walser, nicht nur…

De mortuis nihil nisi … Sie wissen schon. Ich hatte mir auch wirklich fest vorgenommen, nichts zum just verblichenen Martin Walser anzumerken. Aber dann schlich sich doch eine bestimmte   Erinnerung aus dem Langzeitgedächtnis nach vorne oder nach oben und wo immer sich die anscheinend nur anscheinend „erledigten Fälle“ ablagern und randalierte herum:  „Dorle und   Wolf“, eine eher längliche Novelle aus dem Jahr 1987, damals noch bei Suhrkamp erschienen. „Dorle und Wolf“ war der Versuch des Großliteraten, sich ums Genre zu bemühen und eine Art Polit-Thriller zu schreiben, direkt aus den Tiefen deutsch-deutscher BefindlichkeitRead More

Posted On Juli 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche bespricht „Last Call Manila“

Verwirrspiel mit Sarg  Jose Dalisay ist einer der produktivsten, renommiertesten und gewichtigsten Autoren der Philippinen. Schon allein deshalb ist es begrüßenswert, dass der Berliner :transit-Verlag ihn mit seinem Roman „Last Call Manila“ bei uns endlich vorstellt.  Es geht um einen Sarg, der aus Jeddah in Saudi-Arabien per Luftfracht auf dem Flughafen in Manila landet. Im Sarg die sterblichen Überreste einer Frau namens Aurora V. Cabahug, so sagen wenigstens die Begleitpapiere. Aber Aurora V. Cabahug ist unter dem Namen Rory als Nachtclubsängerin in der philippinischen Provinz quicklebendig. Allerdings ist ihre SchwesterRead More

Posted On Juli 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche über „Dunkelzeit“ von Erin Flanagan

Mehr als „Kleine Stadt, große Geheimnisse“ Gunthrum, Nebraska, ist eine langweilige Kleinstadt, erst recht im Jahr 1985. Dort spielt Erin Flanagans Roman „Dunkelzeit“, passenderweise auch noch im Spätherbst und Winter, also in der Jagdsaison. Da verschwindet die Jugendliche Peggy spurlos. Die Kleinstadt steht Kopf.  Der geistig etwas beeinträchtige Hal, ein Farmhilfsarbeiter, gerät unter Verdacht, mit Peggys Verschwinden zu tun zu haben. Nur seine quasi-Adoptivmutter Alma hält noch zu ihm, während alle anderen ihn schon vorverurteilt haben. Alma ist die Ehefrau von Clyle, einem Schweinezüchter, der nach dem Tod seiner Eltern derenRead More

Posted On Juni 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Angst – Eine Glosse

Angst! Wieder mal aufgewärmt …  „Ich verdiene mit Ängsten mein Geld“, sagte jüngst Sebastian Fitzek in einem Interview, und rekurriert damit auch auf ein früheres Gespräch von 2019 für ze:tt, das mit den Worten: „Thriller-Bestsellerautor Sebastian Fitzek weiß, wovor sich die Menschen am meisten fürchten“ angefeatured wurde. Auch wenn wir bei diesem letzteren Gespräch eher an eine gegenseitige Product-Placement-Aktion innerhalb der Holtzbrinck-Gruppe denken müssen (Fitzeks Verlag Droemer gehört dazu, ebenso wie DIE ZEIT, deren Online-Ableger ze:tt ist – Werbung für Fitzek, Clicks für ze:tt), ist klar, was eigentlich immer schonRead More

Posted On Mai 2, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche über Phantombilder

Phantombilder – ein Konzept und seine Folgen Ein paar Anmerkungen zu Georgiana Banitas Studie über eine nicht unproblematische Praxis – von Thomas Wörtche Racial Profiling, Polizeigewalt, schlimme Abschiebepraktiken, „predictive policing“ – alles strukturelle Probleme der „Inneren Sicherheit“, die glücklicherweise seit geraumer Zeit zumindest diskutiert werden. Teilweise gegen den erbitterten Widerstand von Polizeigewerkschaften und anderen konservativen Kräften, teilweise auch gegen eine indolente Öffentlichkeit und gegen Forderungen nach noch autoritäreren Strukturen, die nach der „ganzen Härte des Rechtsstaats“ verlangen, verbunden mit dem anscheinend ewigen Ruf nach „Recht und Ordnung“. Auf der anderenRead More

Posted On März 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Plädoyer für Pulp

(Eine aus dem Ruder gelaufene Glosse) Stiften wir mal wieder ein bisschen Verwirrung: Die aktuelle Kriminalliteratur – wir reden hier nicht von industriell-standardformatierten Krimis – bewegt sich anscheinend in Richtung „Literatur“.  Das ist völlig okay, denn schließlich soll Kriminalliteratur als selbstverständliche Komponente dessen wahrgenommen werden, was wir als „zeitgenössische Literatur“ bezeichnen. Betrachtet man Bücher wie Riku Ondas neuer Roman „Fische, die in Sonnensprenkeln schwimmen“ oder bedenkt man die Selbstverständlichkeit, mit der Antoine Volodines gerade (wieder)entdecktes Avantgarde-Werk „Einige Einzelheiten über die Seele der Fälscher“, das recht eigentlich ein Meta-Meta-Meta-Roman über – unterRead More

Posted On Februar 1, 2023By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: „Neue“ Trends im Kriminalroman?

Die lange Dünung Gerade am Anfang eines Jahres sind Bestandsaufnahmen und daran anschließend Fragen nach Perspektiven und Trends beliebte Übungen. Die Kriminalliteratur werde immer diverser, heißt es da oft, die bisherige Peripherie rücke zunehmend ins Zentrum, die Literarizität nehme deutlich zu, und eine besonders wagemutige Kollegin träumte von der „großen Erzählung“ der Menschheitsgeschichte, die sich auch mittels der Crime Fiction endlich zum emanzipatorischen Telos hindrehen ließe.  Aber ist das wirklich so? Natürlich hat sich die Kriminalliteratur in den fast 150 Jahren ihrer Existenz verändert, sogar radikal, aber das ist, genauerRead More

Posted On Dezember 31, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Zuviel, um alles aufzuschreiben

Mein Tobevorwut-Wort des Jahres: „Klima-RAF“, damit das gleich mal gesagt ist. Und natürlich gab es noch viel mehr Tragödien, Schändlichkeiten, Ärgernisse und Frustbeulen, aber weil ich im Grunde ein mildes, heiteres Gemüt bin, soll´s jetzt eher um erfreuliche Dinge gehen, durchaus im fröhlichen Kraut & Rüben-Mix: Ein Kriegs-Comic in kriegerischen Zeiten? Ja, aber sicher: „Ernie Pike“ von Héctor Oesterheld & Hugo Pratt. Angelehnt an die Figur des realexistierenden Kriegsreporters Ernie Pyle inszenierten Szenarist Héctor Oesterheld (einer der ganz großen Kreativen des 20. Jahrhunderts) und Hugo Pratt (ja, der auch) seit 1957 nichtRead More

Posted On November 1, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche zu Ray Lorigas Roman

Der Terror der Transparenz Angesichts leicht dystopischer Zustände, die zurzeit realiter herrschen, sind dystopische Romane weniger warnende Schreckensvisionen als Gedankenexperimente über eine als kontingent gedachte Zukunft. So auch “Kapitulation“ des spanischen Schriftstellers und Drehbuchautors (für u. a. Carlos Saura und Pedro Almodóvar) Ray Loriga. Erschienen 2017 in Spanien, also vor Pandemie und Krieg, sieht sein Szenario so aus: Irgendwo auf der Welt herrscht seit zehn Jahren Krieg. Wer gegen wen warum kämpft, bleibt völlig unklar. Das gilt auch für die Bevölkerung auf dem Lande, die unter den üblichen Kriegsfolgen leidetRead More

Posted On September 1, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Nachruf auf Sempé

Eigentlich hatte ich mich auf Sempés Band „Endlich Ferien“ gefreut, kurz nachdem ich endlich Ferien gemacht hatte, und der zudem rechtzeitig vor seinem 90sten Geburtstag am 17. August erschienen ist. Aber Sempé ist am 11. August gestorben, und deswegen wurde aus dem Gratulationsartikel nolens volens ein Nachruf. Ich hasse es Nachrufe zu schreiben, vor allem wenn ich schon ein halbes Dutzend davon auf Sempé gelesen habe, unvermeidlicherweise. Schließlich war er ein Gigant der französischen Kultur. Wobei „Gigant“ nur seine Bedeutung meint, denn ansonsten war so gar nichts Gigantisches, Übergroßes, GewaltigesRead More

Posted On September 1, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche zur „Geheimsprache des Blues“

Musik des Widerstands, der Kritik, der Selbstermächtigung, des Spotts, der Selbstironie – und der Wollust Robert Cremer: Die Geheimsprache des Blues. Die wahre Bedeutung der Songtexte (Secret Language of the Blues: What the Lyrics Really Mean, 2021). Mit einem Vorwort von Bobby Rush. Edition Olms, Zürich 2022. 868 Seiten inkl. Diskographie u. über 250 teils farbige Fotos u. Illustrationen, 49,95 Euro. Doppelt oder mehrfach codierte Sprachverwendung gehört zum Kernbereich jeder sprachlich verfassten Kommunikation – das gilt für den „vierfachen Schriftsinn“ bei der Bibelauslegung (cf. Friedrich Ohly) genauso wie für den Blues. Der nunRead More

Posted On Juni 1, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Einige Bücher zur Polizei

 Very true crime … Man muss TRUE CRIME nicht nur als nicht ganz so Neues, neuerdings aber erstaunlich beliebtes Subgenre der Kriminalliteratur verstehen, in dem Kriminalfälle aus der Realität rekonstruiert werden, mit dem Grusel des Authentischen anstatt mit der Angstlust des Fiktiven. Es ist aber schon bemerkenswert, dass True Crime sich meistens auf die verbrecherische Tat konzentriert, auf die Ermittlungsarbeit, manchmal auch auf die juristische Nachbearbeitung. Bei True Crime ist das dualistische Weltbild womöglich noch ausgeprägter als in den jeweiligen fiktionalen Pendants: Hier das Skandalon, das Verbrechen, der Fall, dortRead More

Posted On Mai 1, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche zum „Horror im Comic“

Standardwerk par excellence Alexander Brauns Prachtband „Horror im Comic“ ist eine extrem lehrreiche und spannende Kulturgeschichte einer Kunstform, die an die Kerne unserer modernen Gesellschaften geht. – Thomas Wörtche ist ziemlich begeistert. In Zeiten des realen Horrors nebenan, scheint „Horror im Comic“ eine eher harmlose, gar frivole Veranstaltung. Aber der Horror nebenan, sprich der Krieg in der Ukraine, ist leider nur ein Horror unter vielen im letzten und diesem Jahrhundert. Das 20. Jahrhundert war geprägt von unvorstellbaren, einzigartigen Gräueln, von der Vernichtung von Menschenleben, von Körpern, von ethischen Standards, undRead More

Posted On März 1, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Der Néo-Polar lebt

Jérôme Leroy und Max Annas haben gemeinsam einen Roman geschrieben: „Leipzig Terminus“ Manche Ideen sind irgendwie logisch. Das Lyoner Festival „Quais du Polar“, eine der feinsten Adressen im europäischen Krimi-Festival-Zirkus hatte die Idee, einen „vierhändigen“ Roman schreiben zu lassen, eine Art literarischer Cadavre-exquis, wie diese Methode bei André Breton und den Surrealisten genannt wurde. Einer fängt an, der andere macht weiter. Die beiden Spieler, Jérôme Leroy und Max Annas, sind hinreichend unterschiedliche Autoren, um kreative Spannung und Reibung aufkommen zu lassen, aber sie stammen eben auch, wie Leroy in einemRead More

Posted On März 1, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Das Grauen und das Flittchen

Thomas Wörtche zu Josephine Teys „Nur der Mond war Zeuge“ „Das Grauen“, schreibt Louise Penny in ihrem Vorwort zu Josephine Teys „Nur der Mond war Zeuge“, ist „weit mächtiger, wenn es nicht ausbuchstabiert wird, sondern nur angedeutet“.  Ja, so etwas kann in der Tat bei Kriminalromanen oder anderen einschlägigen Narrativen (zum Beispiel bei Henry James „The Turn of the Screw“) vorkommen. Aber auf welcher Ebene siedeln wir das Grauen jeweils an? „Nur der Mond war Zeuge“ – ab jetzt verwende ich den Original-Titel „The Franchise Affair“, weil der Mond in demRead More

Posted On Februar 1, 2022By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Chester, Wer?

Zentral  – Chester Himes Eine Glosse von Thomas Wörtche Es fällt schon auf: Die Rezeption zweier gewichtiger Romane schwarzer Autoren, James McBrides „Der heilige King Kong“ (dt. von Werner Löcher-Lawrence, btb), und Colson Whiteheads „Harlem Shuffle” (dt. von Nikolaus Stingl, Hanser), die unlängst bei uns erschienen sind, kommt im Großen und Ganzen ohne die Erwähnung von Chester Himes aus. Na und, warum auch?, mögen Sie sagen. Oder: Chester Wer? Chester Himes (1909 – 1984) war ein zentraler Autor für den Weg der Kriminalliteratur in die Moderne. Ein radikaler schwarzer Autor, derRead More

Posted On Dezember 31, 2021By Die Redaktion

Thomas Wörtche, Helmut Ziegler, Robert Zion

Motto: Funny how time slips away TWs Jahreshighlights Zeitschleife. Was war letztes Jahr, was dieses? Bei vermutlich nicht mehr allzu langer Lebenszeit ist so verknautschte Zeit ziemlich nervig. Man lebt auf etwas hin, was man eh nicht mehr erreichen wird. Positiv gewendet: Man kommt in der leeren Zeit dazu, das zu tun, was man noch zu tun hat und tun kann. Wobei wie eh und je gilt: Man kommt ja zu nix. Aber immerhin zu der Erkenntnis, dass man das Rumräsonieren über den Status Quo der Welt ruhig den sichRead More
Zu ahnen, aber nicht zu fassen Der aktuelle Roman von Jonatham Lethem heißt „Anatomie eines Spielers“. Was bedeuten kann, es geht um Gestalt und Struktur eines Menschen, eben eines Glücksspielers. Oder es geht um die Zergliederung seines Körpers. Oder, der Originaltitel, „A Gambler’s Anatomy“, gibt auch das her: Ein Spieler nimmt eine Anatomie vor – so im Sinn von „Die Anatomie des Dr. Tulp“. Tatsächlich stecken alle drei Optionen im Text: Alexander Bruno, ein professioneller, telepathisch begabter Backgammon-Spieler, der gerade in Singapur eine Menge Geld verloren hat, versucht in BerlinRead More
Nach gerade mal zehn Seiten setzt Viet Thanh Nguyen in seinem zweiten Roman „Die Idealisten“ das erste kräftige Ausrufezeichen. Sein Ich-Erzähler ist tot, er hat zwei Löcher im Kopf und bezeichnet sich als „Ghostwriter“. Wer also nach Nguyens vielgepriesenem Polit-Thriller „Der Sympathisant“ einen weiteren, eher realistischen Roman erwartet, sieht sich düpiert. Auch wenn das Personal der „Idealisten“ partiell dasselbe ist wie das des „Sympathisanten“.   Der bis dahin namenlose Erzähler, der, so zeigt sich später, möglicherweise Vo Danh heißt, ist im Paris des Jahres 1981 gelandet: Als „Boat People“ ausRead More

Posted On April 1, 2021By Thomas Woertche

Thomas Wörtche über das neue Buch von Patrícia Melo

Ein Glücksfall von Buch „Gestapelte Frauen“, der neue Roman der Brasilianerin Patrícia Melo, ist ein wütendes Buch über ein abscheuliches Skandalon. Es geht um Feminizide, also Tötungsdelikte an Frauen, weil sie Frauen sind, deren Häufigkeit global gesehen erschreckend ist. 2017 gab es weltweit ca. eine halbe Million Opfer, Tendenz rasant steigend, die Dunkelziffer ist entschieden höher. Brasilien und dort die Provinz Acre im Amazonasgebiet sind besondere Hotspots. Dahin verschlägt es die namenlose Hauptfigur des Romans, eine Anwältin aus São Paulo, die einen einschlägigen Prozess beobachten soll, und die sich vorRead More

Posted On März 1, 2021By Thomas Woertche

Thomas Wörtche über Dorothy L. Sayers und Julian Barnes

Als Schwergewicht wird auch gerne Dorothy L. Sayers gehandelt, völlig zurecht, was die Qualität ihrer Prosa betrifft, die weit über der ihrer zeitgenössischen Kolleg*innen rangiert. Im Zuge der back-to-the-roots-Welle, die, aus welchen Gründen auch immer versucht, längst Überkommenes quasi als normativ neu zu positionieren, konnte man die Uhr danach stellen, dass auch sie wieder zum x-ten Male neu aufgelegt wird. Okay, diesmal also Diskrete Zeugen (dt. von Otto Bayer, Wunderlich) aus dem Jahr 1926. Es gibt aber gute Gründe – basierend u.a. auf ihrer berühmten Rede „Aristotle on Crime Fiction“ – ihr Gesamtwerk (wie soRead More

Posted On November 1, 2020By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Thriller-Thema Corona

Neulich hatte mich das „Börsenblatt des Deutschen Buchhandels“ gefragt, wie’s denn so sei, mit Corona und Thrillern und überhaupt … Als es im Februar losging mit CORONA, hatte ich Angst. Vor den Lawinen von CORONA-Thriller-Manuskripten und -Exposés, die sicher gleich über mich hereinbrechen würden. Was dann auch prompt passierte – Thriller, die „die Wahrheit“ über die Pandemie enthüllten, die sich in dystopischer Schwarzmalerei suhlten und von arger literarischer Belanglosigkeit waren. Stufe zwei: Plötzlich las alle Welt das „Decamerone“ und Camus´ „Pest“, sozusagen als Trostbüchlein.  Uraltschmöker wie Dean R. Koontz „Die AugenRead More

Posted On November 1, 2020By Thomas Woertche

Thomas Wörtche: Das neue Album von Krazy

„Seifenblasenmaschine“ Liebeslieder, die so anfangen: „Ich bin Rotz an deinem Ärmel, der Fleck auf deinem Hemd/der Kaugummi unter deinem Schuh …“, packen einen gleich mal bei den Ohren.   Politische Songs, die so anfangen: „Bonjour, die Party ist aus – schau mal raus: da steht Krieg vor der Tür/der war doch eben noch weit weg, und hier war auch nie wer dafür/doch jetzt gibts Krieg gegen den Krieg, gegen Gewalt und Gier/und wenn du nicht hingehst, kommt der Krieg zu dir“ (Krieg) ziehen einen sofort rein, magnetisch gar. Souverän und autoritativ.Read More